22. Warum bist du umgezogen?

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Frisch geduscht und ordentlich eingenebelt mit meinem Parfüm fiel die Haustür meines Apartments mit einem lauten, dumpfen 'Klick' in das Schloss.

Durch meine knarschende Lederbekleidung hallten die Geräusche durch das ganze Treppenhaus.

In der Tiefgarage stopfte ich meine klimpernden Schlüssel, Handy und Kamera in meine Tasche, welche von mir mit ein paar Handgriffen in dem freien Platz im Motorrad verstaut wurde.

Geübt stülpte ich meinen schwarz-weißen Motorradhelm über meine ungeordneten Haare, sodass er perfekt auf meinem Kopf saß.
Das Atmen erschwerte sich automatisch, durch die vielen Schichten, mit denen er Ausgepolstert war.

Mit Vorfreude auf mein bevorstehendes Treffen schwang ich mein Bein routiniert über mein Motorrad, sodass ich startbereit auf der Kiste saß.

Die Scheibe des Helms klappte ich noch nach unten, ehe ich durch das Glas blickend mit knatterndem Motorrad die Tiefgarage und gesamt Wolton hinter mir ließ.

Bäume, Häuser und Kuhwiesen zogen rasant an mir vorbei. Immer stärker trat ich Spaß habend auf das Gaspedal meiner Kiste.

Viel zu schnell vorbei war die Fahrt ehe ich von meinem Baby abstieg. Mit klopfenden Bewegungen versuchte ich den bei der Fahrt angestauten Dreck von meinen Beinen zu klopfen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mit einem ordentlichen Bleifuß gefahren war, weshalb ich 35 Minuten zu früh da war.

Den Reißverschluss meiner Jacke zog ich auf und schlüpfte komplett aus dem Lederanzug, welchen ich die Fahrt über getragen hatte um mich zu schützen.

Meine darunterliegenden Jeans versuchte ich zu entknittern, was garnichts brachte, weshalb es so aus sah, als würde sie noch gebügelt werden müssen.

Drei Schritte weiter stand ich nun und wartete darauf, dass das Rot der roten Fußgängerampel auf grün umsprung, um die Straße über queren zu können.

Viele Autos, LKWs und Radfahrer fuhren unbeirrt auf der Straße lang. Ein reger Betrieb herrschte in dieser kleinen Stadt, was aber um diese Uhrzeit recht normal war.

Das Piepen von der Ampel, was für die blinden Menschen unter uns erschaffen worden war, riss mich aus meinen Gedanken, wodurch ich mich beeilte musste um noch bei grün über die Straße zu gelangen.

Nur eine ältere Dame begegnete mir mit ihrem kleinen Jack Russel Terrier, der mit wedelnem Schwanz die Eichhörnchen in den Linden auf der anderen Straßenseite mit seinen Augen fokussierte und ankläffte.

Freundlich grüßte ich sie, worauf hin sie mir ein faltiges, fröhliches Lächeln entgegen warf.

Am vereinbarten Treffpunkt, dem Café, wartete ich schon geschlagene 20 Minuten, als ich den altbekannten blonden Kopf erhaschte.

Kurz darauf stand ein Mensch mit strahlenden Lächeln vor mir und begrüßte mich. Das heutige Treffen war mit Cora.

Mit der Kaffeetasse in der Hand saßen wir in dem Café und lauschten gespannt, was der jeweils andere zu sagen hatte.

Es hatte sich das ein oder andere geändert, seit dem ich weg gezogen war. Über diese Neuheiten berichtete sie am allermeisten.

Zu den leeren Tassen legten wir die bereits bezahlte Rechnung und etwas Trinkgeld.

Meine Tasche schnappte ich und verließ mit Cora zusammen das Café.

Nebeneinander spazierten wir durch den mit rot braunen Blätter versehenen Park, in dem die meisten Bausch bereits ihre Blätter fallen gelassen hatten.

"Okay." Lachte Cora.
"Aber jetzt mal im Ernst, warum bist du umgezogen?

Du hast die Fragen immer gekonnt ignoriert." wirklich interessiert sah sie mich an.

Ich hatte jetzt 2 Möglichkeiten. Die erste wäre ihr die Wahrheit zu erzählen und die zweite Möglichkeit wäre mich ungeschickt daraus reden.

Ich entschied mich letztenendes für Variante 1, da ich eh nichts zu verlieren hatte. Sie kannte keinen von den Menschen aus Wolton und ich könnte, falls sie mich ins Lächerliche ziehen wollen würde einfach den Kontakt abbrechen, sodass alles wäre, als hätte ich nie jemanden davon erzählt.

"... Naja und nun wohne ich da und versuche Rache zu nehmen. Oder besser gesagt es ihm Heim zu zahlen."

Mit Verständnis hätte ich zwar am wenigsten gerechnet, aber letztendlich konnte sie mein Handeln sehr nach vollziehen.

"Und weißt du schon wie deine Rache aussehen soll?"

"Also so grob ja. Aber ins Detail habe ich es noch nicht geplant.

Aber ich muss sagen, je länger ich es schon versuche, desto lächerlicher komm ich mir dabei vor.

Ich mein alles was ich mache ist mich mit ihm zu streiten oder sonst irgendwas in der Art. Dabei muss ich doch sein Vertrauen als erstes gewinnen."

"Naja, du könntest es ja so machen..."

Das sie am Ende schließlich beschlossen hatte mir bei meinem Plan zu helfen, war super. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet und es auch nicht eingeplant, doch sie war ein sehr kreatives Köpfchen.
Wie ich feststellen durfte hatte sie noch ein paar Asse im Ärmel.

13.08.17

Comeback GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt