4. Kapitel

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Ich klingelte an einer Tür. Steve stand direkt hinter mir. Die Tür wurde geöffnet.

"Hallo", sagte ich. "Tut mir Leid, wenn ich etwas ungelegen komme, aber ist Nadya da? Oder Mike?"

"Wer sind Sie?"

"Oh, ich bin Tessa. Tessa Stark. Und das ist Steve, ein... Freund von mir."

Sie umarmte mich fest. "Mein Gott. Ich dachte, du..."

Ich nickte. "Ja. Also, sind sie da?" Hatte ich erwähnt, dass Mike und Nadya Zwillinge sind?

"Das tut mir schrecklich Leid, sie wohnen hier nicht mehr. Aber ich kann dir gerne ihre Adresse geben. Sie wohnen mit ein paar anderen in einer WG."

Wir bekamen die Adresse. Bevor wir aber zu ihnen fuhren, statteten wir meiner alten Schule einen Besuch ab. Da ich befürchtete wieder einen Blackout zu haben, hielt ich mich nah bei Steve, damit er mich festhalten konnte, wenn ich umkippte. Es war keine besonders große Schule. Eine ganz normale ländlich gelegene Highschool. Ich trat durch das grün lackierte Tor. Ich bemerke wie alles zu berschwimmen begann. Schnell setzte ich mich auf eine Bank, die nur zwei Meter entfernt stand.

Ich war 14. An ihrer Seite ging Tony. Alle Schüler, die neu an der Schule waren, stömten mit ihren Eltern zum Haupteingang.

Sie hatte sich nicht verändert, wahrscheinlich war es noch immer der selbe Tag. Sie stand mit Mike und Nadya auf dem Pausenhof. 

Sie saß zusammen mit einem Jungen unter einem der Bäume auf dem Pausenhof. Es war Sebastian. Als ich 15 war, war er mein fester Freund.

Sie lief über den Hof. "Hey Tessa!", rief jemand. Ich sah mich um. Mike, Nadya, Katie, Drake und Eric standen am Hinterausgang. "Kommst du mit zum Strand?", rief Drake. "Klar komm ich mit!", rief sie zurück.

Ich schlug die Augen auf. Da war noch mehr, dass spürte ich, aber Steve hatte panisch an meiner Schulter geschüttelt. "Was ist denn los? Ich hätte..."

"Hydra. Dort." Er zeigte auf einen schwarzen Wagen.

"Oh Mist!" Ich sprang auf.

"Tessa, da kommen wir nie raus."

Wie auf Komando stiegen zwei bewaffnete in schwarz gekleidete Männer aus.

"Ich hab meinen Schild im Wagen gelassen", flüsterte Steve. "Und du kannst nicht kämpfen."

"Und sie haben Knarren", ergänzte ich.

"Was jetzt?"

"Weglaufen. Eins."

"Zwei."

"Drei!", rief ich laut.

Ich drehte mich um und rannte davon. Ich lief so schnell ich konnte. Auf dem Augenwinkeln sah ich Steve hinter mir. Ich lief aufs Schulgebäude zu und hoffte, nicht wieder einen Blackout zu haben. Ich stieß die Tür auf. Ich nahm mir nicht die Zeit stehen zu bleiben und sie zu schließen. Erinnerungsfetzen schossen durch meinen Kopf, aber ich rang sie nieder und blieb bei Bewusstsein. Ich wusste wieder, wohin ich lief. Wir rannte durch Schulflure, eine Treppe rauf und anderswo direkt wieder runter. Wir erreichten den Hinterausgang. Ich stürmte nach draußen und rannte in die Richtung, wo ich das Auto geparkt hatte.

Wir erreichten den Parkplatz. Ich startete den Wagen und fuhr los. Ich setzte mir eine Sonnenbrille auf und drehte das Radio an.

~
Ich studierte die Namen auf dem Klingelschild: Sarah Stone, Elias Spears, Jonas Graves, Nadya Preston, Mike Preston. Sehr gut. Ich drückte den Klingelknopf. Ein blonder Mann öffnete.

"Hi. Ich möchte zu Mike und Nadya."

"Wer sind Sie?"

"Eine Schulfreundin. Tessa Stark."

"Moment." Er ging rein und rief etwas ins Treppenhaus. "Sie sind da. Kommt doch rein."

"Danke." Ich lächelte.

"Und wer sind Sie?", fragte der Mann meinen Begleiter.

"Steve Rogers." Er streckte ihm die Hand hin.

"Elias Spears."

Ein Mann und eine Frau kamen die Treppe runter. Sie blieben wie eingefroren stehen.

"Tessa?"

Ich nickte. "Nadya. Mike."

Nadya rannte zu mir und umarmte mich. Ihr Bruder tat es ihr gleich. Noch immer in eine lange Umarmung versunken murmelte Mike: "Wir dachten, du wärst tot."

"Das dachte ich auch. Ich hatte schon aufgegeben."

Als ich die beiden gesehen hatte, hatte ich mich an alles erinnert, was ich je mit ihnen erlebt hatte. Es war so viel, dass mein Kopf zu schmerzen begann. Jedes peinliche Detail war plötzlich wieder da. Sie rissen einen großen Teil der Mauer ein. Wir waren praktisch gemeinsam aufgewachsen. Ich erinnerte mich an jeden Streit der beiden und sie hatten sich oft gestritten. Sie waren halt Geschwister.

Sie zogen mich in die Küche. Steve und Elias folgten. Ich erzählte, dass entführt worden war und Experimente an mir durchgeführt worden waren. Ich sagte, dass ich auch nicht genau wusste, wie ich da raus gekommen war und jetzt Leute aus meiner Kindheit besuchte. Ich sagte nichts davon, wer Steve war, geschweige denn etwas über Hydra oder Shield oder die Avengers.

Wir saßen bis tief in die Nachte zusammen und lachten über Geschichte und Erlebnisse aus unseren Kinder- und Jugendtagen.

Sie gaben uns das Gästezimmer. Steve und ich gingen nach oben. Es sah ziemlich gemütlich aus. Das einzige Problem war, dass wir uns ein Bett teilen mussten. Von mir aus war das völlig in Ordnung, aber ich wusste nicht, wie er das sah.

Ich lag im Bett und starrte an die Decke. Plötzlich wurde mir etwas klar. "Was hat Hydra da gemacht und woher haben sie gewusst, wo wir sind?"

Ich sah Steve an. Mir schien, als hatte er da noch garnicht dran gedacht.

"Ich weiß es nicht genau. Mir war klar, dass deine Flucht nicht unbemerkt bleibt. Wir haben schließlich ein Gebäude in die Luft gejagt."

"Vielleicht sind sie einfach da hin, wo sie mich her haben."

"Aber woher hättest du wissen sollen, woher du bist? Sie wissen ja nicht einmal, wer du bist."

"Stimmt auch wieder", sagte ich. "Sie haben mich einfach Keyla genannt. Hatten mein Gedächtnis ausgelöscht, bevor sie nach meinem Namen gefragt haben."

Wir schwiegen eine Zeit lang. "Ich glaube, heute werden wir auch nicht schlauer."

"Ja, das glaube ich auch. Schlaf gut, Steve."

"Gute Nacht."

Er löschte die Lampe. Ich lag noch wach und beobachtete seine Gesichtszüge im fahlen Licht der Straßenlaterne, dass durch das Fenster fiel, bis ich dann schließlich in einen Traum sank, der aus all meinen wieder vorhandenen Erinnerungen bestand.

What have they done?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt