9. Kapitel

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Der Zug kam zum stehen. Ich schwang mir meinen Rucksack über die Schulter und folgt einigen anderen nach draußen. Ich sog tief die Luft ein. Es war zwar warm, aber alles war besser als der mittlerweile doch stickige Zug.
Am Kiosk vor dem Bahnhof kaufte ich mir ein belegtes Brötchen. Dann machte ich mich auf den Weg durch diese große Stadt hin zu meinem Bruder.

Ich hatte den Ort besucht, in dem Tony und ich mal Urlaub gemacht haben. Dort habe ich einige Erinnerungen gefunden, aber sonderlich viel war es nicht. In einer Gasse habe ich einen Umschlag für Hydra hinterlassen. Darin war eine Geburtstagskarte mit Rosen darauf, in die ich mit Klebeband den Chip geklebt habe. Darunter stand Bye Bitches.

Ich klingelte bei einer zwei Leuten mit den Namen Brookstone und einem einem namens Stark, bis ich das Richtige Haus erwischte. Ich lief hoch in den vierten Stock. Dort angekommen strich ich mir nervös einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mit hämmerndem Herzen klopfte ich. Die Tür wurde geöffnet. Als der junge Mann mich erkannte gefror das Lächeln auf seinen Lippen.
"Hi", sagte ich tonlos.
Er war einen halben Kopf größer als ich. Seine braunen Haare standen unordentlich von seinem Kopf ab. Er hatte die selben grün-blauen Augen wie ich und ähnliche Gesichtszüge.
"Tessa", flüsterte er. "Mein Gott, Tessa."
"Jas." Ich lachte auf. "Ich habe dich gefunden!" Ich schlinge meine Arme um ihn.
"Ich glaube es nicht. Wie hast du mich gefunden?"
"Du hast es mir doch gesagt", schluchze ich. Ich bemerke, dass auch er Tränen in den Augen hat. "Auf dem Hochhaus."
Er legt seine Stirn an meine. "Du bist genial." Er umarmt mich erneut.

Wir setzten uns an seinen Küchentisch und er kochte Kaffee. Jas hatte eine kleine aber hübsche Wohnung.
"Kennst du unsere Mutter?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Dann würden wir uns doch schon länger kennen, oder?"
Er lachte auf. "Nein. Wir haben keine besonders gute Beziehungen zueinander. Sie lebt in L.A. und ist wieder verheiratet. Unser Kontakt besteht aus Karten zu Geburtstag und Weihnachten." Er schiebt mir eine Tasse hin. "Was ist mit Dad?"
"Das ist kompliziert. Die Leute, die mich festgehalten haben, haben meine persönlichen Erinnerungen blockiert. Ich habe aber die an unseren Vater wieder mehr oder weniger zusammen. Es war ein schönes Leben. Ruhig und entspannt. Er ist ein guter Vater."
"Hast du ihn schon wieder getroffen, seit du frei bist?"
"Er gehört zu denen, die mich da raus geholt haben."
Jas nickt. "Das alles muss hart gewesen sein", sagte er.
Ich presste meine Lippen zusammen. "War es", sagte ich kurz angebunden.
"Tut mir Leid." Eine kurze Pause entstand. "Wie heißt unsere Dad eigentlich?", fragte er dann. "Mom hat es mir nie gesagt. Ich weiß nicht viel über ihn."
"Tony", antwortete ich. "Er heißt Tony. Es ist eine Abkürzung für Anthony, glaube ich."
"Tony Brookstone", wiederholte er.
"Stark. Wir heißen Stark. Ich dachte, das wäre auch dein Name, bis ich dich unter dem hier gefunden habe."
Er lächelte traurig. "Mom muss ihn geändert haben. Das würde ihr ähnlich sehen. Sie... Moment. Tony Stark? Wie der Tony Stark?"
Ich nicke ohne jeglichen stolz zu zeigen. Ich kenne ihn nicht als diese berühmte Person. Früher war er... anders.
"Wow. Wow. Der Typ ist genial. Also ich meine, wenn er diese Iron Man Anzüge wirklich selbst gebaut hat, ist der Mann absolut genial."

Wir unterhielten noch eine Weile weiter über unsere Eltern. Es ist eigenartig, jemanden zu treffen, der einem selbst so ähnlich ist. Ich meine, ich kenne Jas nicht, aber ich kenne ihn doch irgendwie.
Während wir redeten bekam ich einige SMS von Steve und von Tony. Ich beachtete sie nicht weiter, weil ich wusste, warum sie mir schrieben. Sie taten es schon seit Tagen. Mittlerweile hatten sie wenigstens angehört anzurufen.

"Tessa?"
"Hm?"
"Warum ignorierst du unseren Dad? Und wer ist dieser Steve?"
Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. "Ein Freund von ihm."
"Lass mich raten: Steve Rogers, der Captain aus dem zweiten Weltkrieg, der jahrelang auf Eis gelegen hat."
Ich seufzte. "Genau der."
Jas riss seine Augen auf. "Und du beantwortest seine Nachrichten nicht?! Die Nachrichten von einem Superhelden, einer Legende, einem Typen, von dem sogar ich zugeben muss, dass er ziemlich gut aussieht?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ja?", antwortete ich unsicher.
"Wieso?"
"Wir waren zusammen unterwegs, ich habe realisiert, dass das meine Sache ist und ihn sitzen lassen. Ich wollte ihn von Anfang an nicht mitnehmen, aber Dad hat mich irgendwie gezwungen."
Er schüttelte verständnislos den Kopf. "Vielleicht solltest du antworten. Wenigsten sagen, dass es dir gut geht."

Ich klammerte meine Finger um das Handy, dass Tony mir gegeben hatte. "Ich zwinge dich du garnichts, Tess. Ich denke nur, dass es das Richtige wäre, das zu tun."
Ich nickte. "Ja, ja. Du hast ja Recht."
Ich suchte den Konakt meines Vaters raus. "Willst du mithören?"
Jas nickte und ich drückte auf anrufen.
Fast sofort hob er ab: "Mein Gott, Tessa, geht es dir gut? Wo bist du?"
"Hey, Dad."
"Alles okay bei dir?"
"Mir geht's gut. Ich bin in Phoenix."
"Warum hast du Rogers alleine gelassen? Was meinst du mit Die Lage ist ernster als ich dachte?"
"Hydra. Ich weiß nicht, was sie mit mir gemacht haben, aber sie tun alles, um mich zu finden. Ich hatte einen Ortungschip im Arm." Jas sah mich geschock an. "Das ist meine Sache und ich will Steve da nicht mit reinziehen."
"Deine Sache?", wiederholte Tony. "Was für eine Sache?"
"Hydra. Bitte, lass mich das alleine machen. Sucht mich nicht, okay?"
"Okay." Er schwieg kurz. "Also Phoenix, ja? Warum bist du dort?"
"Jasper."
"Jasper? Meinst du deinen Bruder?"
"Ja."
"Du hast ihn gefunden?"
"Ja. Ich habe Jas gefunden." Ich grinste.
"Ich schaffe es nicht in 22 Jahren und du brauchst gerade einmal zwei Wochen? Ist er bei dir?"
Ich sah ihn an. "Ja", sagte er. "Ich bin hier. Hallo."

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(6.7.18)

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