10. Kapitel

105 1 0
                                    

"Du hattest einen Peilsender im Arm?!" Jas sah mich entgeistert an. Soeben hatte er das Telefonat mit Tony beendet. "Hattest?"
Ich nickte und zog den Ärmel meiner Jacke hoch. "Hatte. Ich habe ihn rausgeschnitten."
"Du hast was getan?"
"Ich... Es ist keine große Sache, okay?"
"Keine große Sache?", wiederholte er, noch immer fassungslos. "Du hältst sich selbst einen Peilsender aus dem Arm schneiden nicht für erwähnenswert? Nicht wichtig genug, um es mir zu erzählen?"
Ich presste meine Lippen aufeinander. "Ich wollte dich da nicht mit rein ziehen."
Mein Bruder sah nicht so aus, als würde er mir glauben.
"Jas, Hydra hat Sachen mit mir gemacht, die ich selber nicht verstehe. Ich bin gefährlich. Wegen mir ist Steve verletzt worden!" Ich holte zitternd atem und fuhr dann fort: "Das ist meine Sache. Mein Problem. Leute in meinem Umfeld sind in Gefahr solange Hydra nach mir sucht. Solange ich das Ausmaß meiner Kräfte nicht kenne; nicht weiß, damit umzugehen..."
"Deine Kräfte?", unterbricht Jas mich. "Was für Kräfte?"
"Ich weiß es nicht sicher", antworte ich wahrheitsgemäß. "Da ist die Sache mit dem Feuer, ich kann es heraufbeschwören und irgendwie sind wir dann miteinander verbunden oder so. Also meistens. Es verletzt mich nicht. Außerdem kann ich Leute dazu bringen, Dinge zu tun oder zu vergessen. Einige Hydra-Mitglieder haben keine Ahnung mehr, wer ich bin. Ich könnte dich jetzt auf der Stelle ohnmächtig werden lassen. Ich müsste dich nur berühren."
Jas starrte mich mit offenem Mund an. "Ich will das auch können."
"Glaub' mir, das willst du nicht."

"Und kannst du auch töten?", fragte er nach einer kurzen Pause. "Mit deiner Gedankenkraft meine ich."
Daran hatte ich noch garnicht gedacht. "Ich weiß es nicht. Vielleicht", antwortete ich. "Aber wenn ich ehrlich bin will ich es nicht ausprobieren. Ich will nicht noch mehr Menschenleben auf meiner Kappe haben."
Jas riss die Augen auf. "Du... Du hast schon getötet?"
"Ich- nein! Es war nicht ganz meine Schuld. Ich habe nur das Feuer heraufbeschworen. Er ist selbst reingelaufen. Glaube ich. Nur weil ich Feuerresistent bin, heißt das nicht, dass er es auch ist. Das war... natürliche Selektion!"
Jas nickte langsam. "Okay. Und war er alleine?"
"Nein. Sie erinnern sich an nichts. Naja, Matt weiß noch alles."
"Matt?"
"Einer von Hydra."
"Und du hast ihn laufen lassen?"
"Ich vertraue ihm."
Er seufzte. "Na, wie du meinst."

Ich richtete mein Nachtlager auf Jas' Coach ein. Ich legte mich unter die Decke und schloss die Augen.
Tony hatte gesagt, ich hatte früher gemalt. Ich erinnerte mich nicht daran. Durch eines der Fenster zu unserem Haus hatte ich Bilder an der Wand hängen sehen. Abstrakte Kunst. Irgendwas sagte mir, dass das mein Stil wäre. Ist? Vielleicht sollte ich mir bei Gelegenheit mal Leinwände und Farben besorgen.

"Hydra entführt nicht einfach irgendwelche Leute. Wenn sie ein Versuchskaninchen brauchen nehmen sie ein Kind bei dem es niemandem auffällt, dass es verschwunden ist. Du bist kein Versuchskaninchen."
Aus dem durchdringenden Schwarz wurde ein verwaschenes blau, darauf zeichnete sich eine riesige lilane Blume ab, in der eine Frau stand. Alles war umgeben von Nebel und Rauch.
"Du bist meine Auserwählte, Teresa. Es gibt nur eine Hand voll von uns, aber jeder wählt einen Schüler aus. Du bist meine. Ich werde dich lehren mit deinen Kräften umzugehen, wenn du das willst."
"Wer bist du?", fragte ich.
"Wir nennen uns die Mächtigen. Mein Name ist Ayla."
"Warum ich?" Ich blickte fest in ihre orangeroten Augen, das einzige an ihr, was ich klar erkennen konnte. Ihr restlicher Körper war irgendwie verschwommen, als würde er nicht aus fester Materie bestehen.
"Du bist stark, intelligent. Du bist geeignet."
"Okay. Ja."
"Sehr gut. Unsere Kräfte bestehen aus Feuer und der Kontrolle der Gedanken. Aber bevor wir richtig anfangen können brauchen wir noch einige Dinge. Sieh es als deine Arbeitsmaterialien. Darunter ist auch ein Stein, der sich im Besitz von Hydra befindet. Über ihn ist es uns erlaubt direkt miteinander zu kommunizieren."
Mit einer ihrer Hände berührte Ayla meine Schläfe. Ein Bild von einem Anhänger tauchte in meinem Kopf auf.
"Vielleicht fragtst du deinen Freund Matthew, ob er ihn dir besorgen kann. Oder du holst ihn dir einfach selber. Ich vertraue darauf, dass du dazu in der Lage bist, mit allen Umstände für unser noch Ausstehendes Training umgehen zu können."

-------
(29.8.18)

What have they done?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt