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Alex!", flüstert Shades leise Stimme und dringt dabei durch einen wolkigen Dunst aus angenehmen Gedanken. "Alex! Komm schon, wach auf, Süße!"

Ich schlage die Augen auf und schaue direkt in Shades honigfarbenen Augen, die mich mit einem verschmitzten Zwinkern ansehen. Er hockt in T-Shirt und schwarzen Jeans barfuß neben meinem Bett. Die schwarzen Haare sind schon wieder gewachsen und fallen ihm ungezähmt in den Nacken und die Augen. Ich bewege mich nicht, aus Angst, sein schmales Gesicht könnte sich zurückziehen und verschwinden, so wie jedes Mal in meinen Träumen. Doch er verschwindet mich.

Im Gegenteil, er rüttelt mich ungeduldig an der Schulter.

"Jetzt komm schon, Alex. Sonst wird es langweilig! Du wirst sehen; diesmal werden Mum und Dad sich vertragen."

Ich setze mich mühsam auf und schon lächelt Shade zufrieden. Ich starre ihn an, reibe mir über die Augen und lächle dann ebenfalls.

"Na also. Ist doch gar nicht so schwer, oder Schwesterherz?"

Ich schüttle den Kopf, dann strecke ich die Hand aus und fahre meinem Bruder durch die zerzausten schwarzen Haare. Er wirkt älter als damals, als er gestorben ist. Aber er wirkt auch gesünder, glücklicher.

"Ich träume, oder?", bemerke ich traurig, als Shade meine Hand in seine nimmt und sie wärmt.

"Ja.", sagt Shade völlig ruhig. "Du schläfst tief und fest. Und ich bin wahrscheinlich einer deiner schönen Träume." Ich seufze und jetzt grinst mein großer Bruder. "Vielleicht aber auch nicht."

Als ich ihn verwirrt ansehe, lacht er nur und automatisch verziehe auch ich das Gesicht, um zu lächeln. Es tut so gut, ihn wieder zu sehen und mit ihm zu reden. Ich habe das so vermisst; meine Unterhaltungen mit ihm, das Lachen, die heimlichen Ausflüge an den Fluss bei Nacht. Ich richte mich etwas mehr auf, stütze mich auf die Kissen und sehe in Shades Augen, sauge seinen Anblick in mich ein, als würde er mich gleich wieder verlassen.

"Ich habe dich vermisst.", flüstere ich.

Shades Blick wird kurz sanfter und ein trauriger Ausdruck schleicht sich in seine Augen. Er nimmt mich in den Arm und streicht beruhigend über meine blonden Locken. "Ist schon gut.", murmelt er, als ich zu schluchzen beginne. "Es wird alles wieder gut."

"Nein.", schluchze ich leise in sein Shirt. Es riecht sogar noch wie damals. "Es wird niemals wieder etwas gut. Du bist fort, Shade!"

"Und es war mein Auftrag an dich, glücklich zu werden.", sagt Shade mit sanftem, aber entschlossenen Ton. "Du kennst die Regel, kleine Schwester. Den letzten Wunsch eines Sterbenden darf man nicht verweigern. Erinnerst du dich?"

"Ja.", flüstere ich.

"Na siehst du." Zufrieden lehnt Shade sich zurück und sieht mich fest an. "Du schaffst das schon, darauf vertraue ich." Langsam zieht er sich zurück und er beginnt schon zu verschwinden. "Sag Mum, dass sie das mit Dad regeln soll, sonst wirst du nicht glücklich. Du musst Bescheid wissen. Und richte ihr schöne Grüße aus. Bis bald, Süße."

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"Alexia? Du musst aufwachen!"

Erschrocken schlage ich die Augen auf und sehe Mum, die neben meinem Bett kniet. Seufzend lasse ich mich zurück in meine Kissen falle und lege einen Arm quer über mein Gesicht. Ein Blick auf meinen Wecker hat mir nämlich verraten, dass wir erst halb sechs morgens haben - und das an einem Sonntag!

"Was ist?", protestiere ich schlaftrunken. "Es ist scheiße früh!! Was ist los, Mum?"

"Tut mir leid, Alexia." Ich bemerke Mums erstickte Stimme - sie hat schon wieder geweint. Seufzend nehme ich den Arm hinunter und beobachte, wie Mum einige Sweatshirts und Jeans aus meiner Kommode nimmt und in meinen Rucksack packt. "Aber es gab eine Planänderung wegen dem Wochenende ... Tut mir echt leid."

Während ich mich aufrappele und eine Jacke über meinen Pyjama streife, merke ich am Rande, dass sogar Shade mich liebevoller behandelt hat, als meine Mum im Moment. Kurz darauf schiebe ich diesen Gedanken ärgerlich beiseite. Sogar ich kann sehen, dass sie im Moment mit anderen Dingen beschäftigt ist.

"Mum ... Du musst mir echt sagen, was los ist zwischen dir und Dad.", sage ich und schlinge die Arme um mich, während ich Mum die Treppen hinunterfolge. "Und warum zum Henker hast du meine Sachen gepackt?"

Mum zuckt sichtlich zusammen. "Entschuldige, aber ich kann dich nicht zwei Tage lang allein in diesem Haus lassen. Ich habe mit der Mutter von deiner Freundin geredet ... Zoey. Du darfst bis Dienstag da bleiben; bis dahin bin ich wieder zurück."

"Mum ... ich kann auch gut auf mich allein aufpassen.", widerspreche ich, obwohl mir bei der Vorstellung, so lange bei Zoey zu sein, die Knie weich werden. Irgendwie macht mich das nervös. Ich war noch nie so sehr auf eine andere Person angewiesen - Shade mal ausgenommen.

"Und jetzt sag schon ...", fahre ich fort und lehne mich gegen den Küchentisch, während Mum einen Kaffee zubereitet. "Was ist zwischen dir und Dad los? Ich muss Bescheid wissen, sonst kann das so nicht weitergehen."

"Ich ... Das muss ich dir ein anderes Mal erklären.", weicht Mum ist. "Wenn der Zeitpunkt passend ist, okay? Ich verspreche es dir, Schatz." Sie stellt mir die Tasse Kaffee auf den Tisch und drückt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf den Haarschopf. Vor der Haustür bleibt sie stehen. "Also wenn es nach mir geht, darf auch Zoey die zwei Tage hier übernachten; ich will nur nicht, dass du das Haus zerstörst und Zoey scheint mir ein sehr vernünftiges Mädchen zu sein."

Bei diesen Worten muss ich ein Lachen unterdrücken. Zoey und vernünftig? Naja.

"Okay, ich muss jetzt gehen; sonst verpasse ich den Zug.", sagt Mum und winkt mir noch einmal zu. "Wenn ich zurück bin ... werde ich darüber nachdenken, dir alles zu erklären, okay? Dann reden wir noch einmal darüber."

Bevor ich heftig protestieren kann, hat Mum auch schon die Tür hinter sich geschlossen und ich lehne mich frustriert zurück. Na toll. Und schon wieder schließt man mich aus. So war es das letzte Mal nur gewesen, als es um meinen Bruder gegangen war. Und man konnte ja sehen, was daraus geworden war.

Seufzend nehme ich das Telefon von der Anrichte und wähle mit fliegenden Fingern Zoeys Nummer. Es klingelt nur zweimal, dann nimmt jemand ab.

"Hallo?", höre ich Zoeys verschlafene Stimme. Ich habe ganz vergessen, wie früh es ist. "Alex? Alles okay?"

Eine Welle der Zuneigung überflutet mich. Obwohl es so früh ist und ich immer zu ihr komme, wenn irgendetwas ist und ich so viele Geheimnisse habe, scheint sie sofort zu merken, dass ich ihre Unterstützung brauche.

"Naja ...", sage ich seufzend. "Es könnte besser sein. Sag mal - Du hast nicht zufälligerweise Lust, bei mir zu übernachten? Ich habe sturmfreie Bude."

Kurz höre ich nichts, dann ein leises Rascheln. Ich höre das Grinsen an ihrer Stimme.

"Du kennst mich, Alex. Dafür bin ich immer zu haben. Wann soll ich kommen?"

Ich sehe auf die Uhr, die inzwischen Halb Sieben anzeigt. "Wie wäre es jetzt gleich?"

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Hey! Tut mir leid, dass ich mich etwas länger nicht gemeldet habe. Ist gerade in der Schule scheiße anstrengend ... Bitte Rückmeldung - wie fandet ihr das Kapitel?

Eure Luna

Bevor ich sterbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt