Na gut - du hast Recht.", stimmt Zoey mir zu, nimmt einen Schluck von dem extra-starken Kaffee und beobachtet, wie ich unruhig hin und her laufe. "Das ist wirklich merkwürdig ... besonders diese Sache jetzt, dass deine Mum dich jetzt einfach alleine lässt, um >die Sache< mit deinem Dad zu regeln."
"Ja, und diese Sache macht mich noch wahnsinnig!", schnaube ich, verschränke die Arme vor der Brust und tigere unruhig durch den Raum. "Irgendwann werde ich Mum mit einer Pistole bedrohen und sie zur Rede stellen!"
Zoey lacht leise und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. "Tut mir leid, aber für solche leeren Versprechungen bin ich noch nicht wach genug."
"Jaja, tut mir auch leid.", brummele ich und bleibe stehen, während ich darauf warte, dass Zoey etwas wacher wird. Doch es ist einfach nur still, unterbrochen von dem Zwitschern der Vögel vor offenen Terassentür. Das volle Aroma des Kaffees erfüllt den ganzen Raum.
Ich halte dieses Ruhig-sein nur etwa zehn Minuten durch, dann drehe ich wieder meine nervösen Kreise. Zoey lacht wieder.
"Ich weiß, ich weiß.", sage ich. "Das muss nerven, aber ... Was denkst du, was sie mir verschweigt? Ich meine ... wir hatten schon seit Jahren keine Geheimnisse mehr; sie hat mir alles erzählt und mit Dad hat sie nicht einmal mehr guten Kontakt! Nachdem sie sich getrennt haben, hat sie ihn immer gemieden!! Aber jetzt ... jetzt ist es geradezu so, als würde sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlen. Als hätten sie beide zusammen ein Geheimnis und würden unter einer Decke stecken, um ein Problem zu lösen!"
"Ach Süße, das ist beschissen, ich weiß.", beruhigt mich Zoey. "Aber es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, was sie dir verschweigen könnten. Entspann dich, du kannst sowieso nichts daran ändern."
Ich zucke unwillkürlich zusammen. 'Du kannst sowieso nichts daran ändern, Alex', hatte Shade damals gesagt, als ich ihn weinend im Krankenhaus besucht hatte. Das war nur ein Monat gewesen, bevor er starb. 'Das ist jetzt meine Sache und du darfst dich davon nicht beeinflussen lassen.'
"Alex?" Zoey klingt angespannt. "Alex ... alles in Ordnung?"
Mein Kopf ruckt hoch und ich blinzele müde. Dann fahre ich mir über die Augen und schüttele den Kopf. Shades Stimme zu hören ist selbst nach all diesen Jahren noch verwirrend und irgendwie ... beängstigend. Es reißt mich mit, zurück in meine Vergangenheit. Manchmal habe ich Angst davor, dass ich gar nicht mehr zurückwill und hängen bleibe - gefangen in meinen Gedanken und Erinnerungen.
"Ja. Entschuldige ... Ich schätze, ich bin noch etwas müde.", murmele ich und fahre mir über die Augen.
"Tja - wem sagst du das?!", stimmt mir Zoey schnaubend zu und hebt ihre Tasse hoch. "Das ist übrigens verdammt guter Kaffee."
"Ja ... den macht meine Mum immer.", murmele ich und sehe wieder hoch. Kopfschüttelnd setze ich mich neben Zoey aufs Sofa. Meine Gedanken schwirren umher und bereiten mir Kopfschmerzen ... irgendetwas stimmt bei Mum nicht. Da ist irgendetwas faul.
"Okay, jetzt hör mir mal zu.", sagt Zoey bestimmt, stellt die Kaffeetasse auf einem Tisch neben dem Sofa ab und nimmt meine beiden Handgelenke, damit sie mir besser in die Augen sehen kann. Ihr Blick ist sanft und ernst. "Du machst dir zu viele Sorgen, das ist nicht gesund. Für keinen von uns."
Ich grinse matt und in Zoeys blaue Augen stiehlt sich wieder dieses Funkeln.
"Wenn du wirklich herausfinden willst, was sie vor dir geheim halten, dann schaffst du das auch. Ich kenne dich nicht lange, Alex Morgan, aber so viel weiß ich inzwischen: Wenn du dir etwas in den Kopf setzt, dann machst du das auch." Sie lächelt mich aufmunternd an. "Und in der Zwischenzeit rate ich dir, dir keinen Kopf zu machen. Frag deine Mum einfach direkt, wenn sie zurück kommt. Am besten drohst du ihr noch damit, auszuziehen."
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Bevor ich sterbe
RomanceAlexia, genannt Alex, hat ein kompliziertes Leben. Nachdem ihr großer Bruder Shade mit fünfzehn gestorben ist, ist für sie eine Welt zusammengebrochen und sie war nie wieder die selbe. Doch das Leben zwang sie weiter und als sie mit ihrer Mutter in...