7

19 0 0
                                    

Jungkook PoV

Seine Glieder hörten auf zu zucken , seine Augen starrten blicklos an die Zimmerdecke.
Mein Brustkorb bebte als ich auf meinen toten Feind hinunter sah .
Die Stärke und das Leben der Wut verließen mich wieder .
Das Feuer in meinen Augen erlosch , der Nebel aus meinem Kopf verschwand und die pulsierende Energie floss unaufhaltsam aus meinem Körper.
Zurück blieb mein wahres ich , eine leere Hülle ohne Kraft.
Ich hatte nicht klar denken können , ich hatte ihn getötet.
War das zu übertrieben gewesen?
Ich fing an zu zittern und Tränen liefen über mein Gesicht.
Dieser Kampf hatte mich doch kurz leben lassen .
Und selbst jetzt , danach konnte ich wieder weinen .
Klar, ich hatte ihn wegen Jimin geschlagen , hatte ihn aber für mich umgebracht.
Das durfte nicht sein .
Ich darf keine anderen Menschen töten , ich darf sie schon gar nicht töten , weil mein eigener seelischer Schmerz mich gesteuert hat .
Taumelnd entfernte ich mich von seinem Leichnam.
Jimin saß auf dem Bett und sah mich mit angsterfüllten Augen an .
Unter ihm hatte sich ein Blutfleck gebildet .
"Was hast du getan ?!" fragte er mich mit Panik in der Stimme .
Ich musste schon wieder weinen als ich mit tränenerstickter Stimme antwortete :"Ich habe ihn getötet ... A-Aber dieses Schwein hat es ver-verdient !"
Ich versteckte mein Gesicht hinter den blutigen Händen und kauerte mich auf den Boden .
Da brach alles aus mir heraus . Ich konnte es nicht mehr zurückhalten.
Dieser Druck in mir ließ immer mehr nach desto mehr ich Jimin erzählte .
Er erfuhr alles von meinem Vater , den Mobbern , den Klingen, alles .
Es fühlte sich unerwartet gut an , darüber zu sprechen.
Als ich meine Erzählung beendet hatte sah ich in Jimins Gesicht den Ausdruck puren Entsetzens.
Unter Schmerzen stand er auf und umarmte mich .
Diesmal fühlte ich keine Angst , keinen Eckel.
Es war schön .
Dieses Gefühl hatte ich noch nie gehabt. Es war so unglaublich.
Es tröstete mich .
In diesem Moment vergaß ich alles schlimme und dachte zum ersten Mal das es Hoffnung gab .
Jimin drückte mich fest an sich und ich fing an zu weinen .
Diese Tränen taten nicht weh . Ich versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge und ließ den Tränen freien Lauf.
So saßen wir da , und ich konnte spüren , das Jimin auch weinte .
Nun verachtete ich ihn nicht mehr, dafür , sich prostituiert zu haben .
Er war gut , ich hatte mich ihm anvertraut.
Aber ich kannte ihn doch gar nicht?
War das falsch?
Was wird er mit den Informationen machen ?
Jetzt kam doch Panik in mir auf , aber Jimin spürte es und Strich mir beruhigend über den Rücken.
"Keine Sorge " hauchte er in mein Ohr "Wenn du es willst, werde ich schweigen "
"Ja bitte tu das "
Jimin löste sich etwas von mir :"Aber Jungkook , wir müssen doch etwas tun !
Ich will dir helfen !"
Ich lächelte .
Das kann er nicht mehr, zu spät .
Es war doch lächerlich, ich konnte das alles nicht mehr vergessen .
Jimin sah mich an :"Vielleicht kannst du nicht vergessen , aber verarbeiten. " murmelte er .
Ich erschrak, kann der meine Gedanken lesen ?
Ich schubste ihn von mir weg .
Ich wusste es !
Ich hatte immer schon Angst davor, dass Menschen wenn sie mich berühren meine Gedanken wissen .
Warum hatte ich ihn so wichtig für mich gemacht?
Ich hätte meine Klappe halten sollen !
Verdammt!
Jimin schrie vor Schmerz auf , als er auf seinen Hintern fiel .
"T-tut mir leid " stammelte ich .
Jimin blickte mich durch glasige Augen an .
"Das macht doch nichts , Jungkook ."
Seine Stimme war kaum noch ein Flüstern , als er das sagte .
Dann sackte er vor meinen Füßen zusammen.
Nein !
NEIN ?
Ich verdammtes Arschloch!
Ich Idiot!
Ich hatte so ziemlich alles falsche gemacht, was man hätte falsch machen können .
Panisch kniete ich mich neben Jimin nieder und trug ihn auf das Bett .
Dann rannte ich durch den Raum auf eine Tür zu und riss sie auf .
Dahinter lag ein Badezimmer.
Ich stolperte hinein, zu den beiden Wandschränken .
In ihnen fand ich neben Gleitgel, Scheren , Kondomen und anderen Verhütungsmitteln tatsächlich einige Schmerzmittel.
Ich nahm sie und hetzte mit einem Glas Wasser wieder zu Jimin .
Ich setzte ihn auf und stüzte ihn am Rücken, während er die Pillen schluckte .
Danach sank er zurück auf die Matratze.
Was soll ich denn jetzt machen ?!
Langsam hob ich ihn hoch und trug ihn ins Bad um ihn sauber zu machen.
Das hatte mir damals am meisten geholfen .
Es war gar nicht so einfach, doch ich spülte ihn aus und zog ihn wieder an .
Dann setzte ich ihn auf das Bett .
Er war inzwischen wach und hielt sich den Hintern.
"Es tut mir leid , Kookie." murmelte er .
Ich erstarrte bei seinen Worten.
Kookie
So hatte mich mein Bruder immer genannt.
Aber aus Jimins Mund klang es so fremd ... aber schön.
Da rollte mir eine Träne über die Wange .
Ich hasse es , das ich immer gleich heule!
Es ist so dumm und schwächlich.
Jimin sah nicht besorgt an .
"Ich wollte dir keine Angst machen ... Es tat nur ein bisschen weh ." versuchte er mich zu beruhigen.
"Das ist doch nicht deine Schuld , Jimin ."
Er nickte und sein Blick wanderte zu der Leiche hinter mir .
Er schien erst jetzt zu realisieren, das der Mann tot war und sein Mörder vor ihm stand.
Jimins Augen wanderten , gefüllt mit purem Entsetzen, zwischen mir und dem Toten hin und her.
Dann blieb er an meinem Opfer hängen .
Jimin sah ihn eine Weile entsetzt an und musste dann würgen.
Er schlug sich mit weit aufgerissenen Augen die Hand vor den Mund.
Doch schließlich übergab er sich vor sich auf den Boden .
"Oh mein Gott! " schrie er und sprang auf .
Er raufte sich die Haare und einige Tränen liefen über sein vor Angst verzerrtes Gesicht .
Er stolperte so weit von der Leiche und mir weg , auf die gegenüber liegende Seite des Raumes .
Dort ließ er sich an der Wand hinab gleiten .
Ich war vollkommen überfordert.
Hat er mich nicht eben noch getröstet?
Jetzt sah auch ich auf mein Werk hinab.
Ich bin ein Monster !
Wie konnte ich nur ?!
Ich sank vor dem Toten auf die Knie.
"Was sollen wir mit ihm machen ?" fragte mich Jimin panisch . Er war aufgestanden und schüttelte mich nun an den Schultern .
"WAS ?!!"
Ich fing an unkontrolliert zu zittern .
Selbst Denken war nicht möglich.
"W-Wir müssen e ... es s-sauber machen ..." stammelte Jimin .
Ich nickte .
Er hatte recht.
Aber ich konnte sie Spuren dieser unverzeilichen Gräueltat nicht beseitigen.
Aber ich musste es tun .
"Wohin ?" hauchte ich .
"I-in den Brunnen, vielleicht "
Jimin keuchte leise , bevor er mich wieder auf die Beine zog .
"Warum hilfst du mir , anstatt die Polizei zu rufen ?" fragte ich .
Ich wollte es schon die ganze Zeit wissen.
Jimin fuhr sich gestresst durch die Haare "Weil ich es dir nicht auch noch antun kann ...
Außerdem war er wirklich ein Schwein. Er hat vor zehn Jahren seine Frau erschossen.
Und du ,du bereust es ja ,oder ? Du hattest auch einen Grund. "
Er sah mich flehend an .
Diese Worte wirkten wie elektrisch auf mich .
Das war so viel mehr als ich verdiene ...
Jimin ist gut . Er hilft mir .
"Bitte lass es uns schnell beseitigen "
Mit diesen Worten zerrten wir den Mann zum Fenster .
Jimin meinte , der Brunnen würde direkt darunter stehen .
Unter Anstrengung hieften wir den schlaffen Körper auf das Fenstersims.
Ich sah nach draußen.
Es war schon lange nach Mitternacht und im Hinterhof war niemand .
Alle feierten drinnen .
"Auf Drei , ja ?" Jimin sah mich aus großen glänzenden Augen an .
"W-warte ... schwimmt er nicht ?" gab ich zu bedenken .
Jimin legte den Kopf schief .
"Keine Ahnung, Jungkook " meinte er .
Dann schien er eine Idee zu haben .
"Warte einen Moment. "
Ich nickte .
Was hat er bloß vor ?
Jimin lief zu der Wand mit den Dildos. Er öffnete ein kleines Fach in der Wand und zog eine Gefängnis-kugel mit Fußring hervor , wie sie früher Verbrechern umgeschnallt wurden , damit sie nicht weglaufen können.
"Ich musste das schon oft tragen ... kranke Menschen " murmelte er mehr zu sich selbst .
Dann sagte er zu mir gewant, das wir sie ihm umbinden sollten .
Ich stimmte zu .
Jimin trug die Kugel vor Anstrengung stöhnend zu mir , auf dem Weg setzte er sie einmal kurz ab , um nach Atem zu ringen .
Dann knallte er sie neben den Toten auf den Sims und schnallte dem Ermordeten die Fußfessel um .
Jimin fasste die Leiche unter den Schultern , während ich die Beine fest hielt.
Jimin begann zu zählen
"Eins ... Zwei ... Drei ! "
In diesem Moment schubsten wir den leblosen Körper aus dem Fenster.
Er rauschte durch die Luft auf das Wasser zu , bis er mit einem lauten Platschen darin versank .
Ein hoher Schrei entwich unseren Mündern .
Jimin verschloss panisch das Fenster, und ich hetzte zu dem riesigen Blutfleck.
Im Bad fanden wir genug Zeug mit dem wir den Fleck weg putzen konnten .
Ich seufzte erleichtert , als nichts mehr in diesem Zimmer auf Mord hindeutete.


Pain  / BTS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt