Kapitel 11

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Carl sackte auf die Knie und fing an hemmungslos zu weinen. Diese Familie hier kannte sich schon so lange und nun wurde ihnen einfach so ein Familienmitglied geraubt. Ich drehte mich um und schloss das noch offenstehende Tor. Dann ging ich durch Alexandria um nach weiteren Beißern zu suchen. Ich fand nur einen den ich durch einen Kopfschuss mit einem Pfeil ins Jenseits beförderte. Als ich am Teich ankam, an dem mein Rundgang endete, sah ich wie zwei Beißer über Violet gebeugt Knieten und ihr das letzte Fleisch von den Rippen aßen. Mein armes Pferd lebte noch, denn es gab schreckliche Schmerzenslaute von sich. Ich zielte auf Vis Kopf und beendete ihre Qual. Danach ging ich auf die beiden Beißer zu und schlug auf sie ein. Das brachte sie letztendlich nicht um, doch an ihnen konnte ich meine Wut auf die Welt auslassen. Ich hörte zwei Schüsse und bemerkte wie die beiden Beißer neben mir auf den Boden sanken. Ich suchte mit meinen Augen den Schützen und sah Carl, der traurig die Leiche meines Pferdes betrachtete.

„Wieso bist du nicht bei Lina und lässt dich von ihr trösten, anstatt hier Mutterseelenallein herumzuwandern?"

Ich fragte ihn dies mit einer Menge Wut in der Stimme. Die Wut war jedoch nicht an ihn gerichtet, sondern an diese ungerechte Welt.

„Lina und Jason sind gegangen. Sie wollen ihre Eltern suchen gehen. Außerdem sind Lina und ich nicht mehr zusammen. Sie war die ganze Zeit schon in Jason verliebt und er in sie. Das hat sie eben auch erkannt. Das war es, worüber wir im Auto geredet hatten."

Ich nickte und starrte den ruhigen Teich an. Ich konnte die Ereignisse von heute einfach nicht realisieren. Warum hätten die Beißer nicht einfach mich an ihrer Stelle erwischen können? Dann hätte sie ein schönes Leben mit ihrem ungeborenen Kind und ihrem Ehemann führen können. Ich hätte neben meinem Pferd begraben werden können. Natürlich hätte man auch um mich getrauert, doch darüber wären alle irgendwann hinweggekommen. Glenn würde niemals über ihren Tod, sowie dem Tod des ungeborenen Kindes hinwegkommen können. Genauso wie Beth. Sie hatte ihre große Schwester verloren. Ich wusste wie sich das anfühlte. Ich war und würde auch niemals über den Tod meines Bruders hinwegkommen. Genauso würde Beth niemals über Maggies Tod hinwegkommen und über den ihrer ungeborenen Nichte oder ihres ungeborenen Neffen. Sie würde niemals Tante Beth genannt werden. Warum hat mich das Leben nicht einfach genommen? Warum...? Ich hätte neben Vi begraben werden können. Aber nein, so läuft es natürlich nicht.

„Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt hasst."

Carl schaute mich an und als er bemerkte, dass ich ihn auch ansah sah er schnell weg.

„Ich hasse dich nicht Carl."

„Du hättest alle Gründe dazu. Ich habe Maggie und ihr ungeborenes Kind auf dem Gewissen. Und dein Pferd Violet. Du solltest mich nicht nur hassen, du solltest mich für das was ich getan habe verabscheuen."

Ich schüttelte meinen Kopf und schaute wieder auf die Leiche meines Pferdes.

„Du bist nicht daran Schuld Carl. Diese Apokalypse ist es. Die Zombies sind es. Diese Welt ist Schuld. Du bist bloß ein Jugendlicher, der vergessen hat ein Tor richtig zuzumachen. Das kann passieren. Mir ist es auch schon passiert. Anderen auch."

„Aber bei den anderen und bei dir ist niemand dabei gestorben."

„Das tut aber nicht an der Tatsache ändern. Du trägst keine Schuld daran."

Auf einmal wurde mir Schwindelig. Es war heute einfach alles zu viel für mich. Erst mein beinahe Tod und dann sind auch noch Maggie, ihr ungeborenes Kind und Vi gestorben. Ich setzte mich auf den Boden, doch als auch das nichts half legte ich mich hin und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Es half nichts. Carl bemerkte nun auch das etwas nicht mit mir stimmte, denn er ging in meine Richtung.

„Ist alles in Ordnung Rose?"

Ich wollte ihm gerade an den Kopf werfen, dass ich mich wohl nicht auf den Boden gelegt hätte wenn alles mit mir in Ordnung wäre, als mein Magen anfing zu rebellieren. Ich übergab mich und mein Mageninhalt breitete sich über die Rasenfläche aus. Carl rannte auf mich zu und kniete sich zu mir. Er nahm mich auf seinen Schoß, bis sich mein Magen komplett geleert hatte und noch etwas hellrotes Blut hochkam, bis ich meinen Magen weitestgehend wieder unter Kontrolle hatte. Jetzt fingen leider wieder die altbekannten Bauchschmerzen an. Carl sah schockiert auf das Blut.

„Ich sollte dich schnell in die Krankenstation bringen."

Ich schüttelte den Kopf.

„Keine Angst, hellrotes Blut ist nicht schlimm. Nur wenn es dunkelrot ist wird es gefährlich. Ich kenne mich aus. Ich habe mich, am Anfang der Apokalypse, oft übergeben, da ich nicht mitansehen konnte wie ehemalige Menschen sterben, schon komisch wie sich das so bei mir entwickelt hat, oder?"

Carl atmete erleichtert auf, doch anstatt mich von seinem Schoß herunterzusetzen legte er seine Arme um mich und zog mich ganz fest an sich.

„Ich habe Lina nie wirklich geliebt, weißt du? Ich habe sie nur als Ablenkung benutzt. Ich wollte mir nicht eingestehen das ich mich schon längst in ein anderes Mädchen verliebt hatte."

„Ich hoffe für dich das es nicht Beth ist, denn sie gehört zu meinem Onkel."

Ich redete mit einer Geschwächten Stimme, da mir der Tag ziemlich zu schaffen gemacht hatte. Dies bemerkte auch Carl.

„Ich wollte dir heute eigentlich hinterherlaufen, doch Lina hat mich aufgehalten. Nein ich habe mich nicht in Beth verliebt, sondern in dich Rose."

Meine Augen weiteten sich und ich merkte nur noch wie mir schwarz vor Augen wurde. Ich war anscheinend dehydriert und es war heute einfach alles zu viel für mich. Ich spürte nur noch, wie mich jemand hoch hochhob und mich irgendwo hintrug, als ich auch schon komplett in das Land der Träume sank.


Carl Grimes ff (The Walking Dead, 11Teile)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt