Nahezu alle Einwohner der Stadt hatten sich vor dem Tor der Mauer versammelt und warteten gespannt auf den Aufklärungstrupp der jeden Moment von seiner derzeitigen Mission zurück kehren sollte. Die Stimmung unter den Leuten war bedrückt. Eltern drängten sich rücksichtslos in die ersten Reihen um ihre Kinder, Soldaten des Aufklärungstrupps, in die Arme schließen zu können. Mitglieder der Militärpolizei forderten sie jedoch auf die Straßen frei zu halten.
Andere jubelten bereits jetzt schon laut. In den hinteren Reihen kletterten Kinder auf Holzkästen um über die anderen hinweg sehen zu können.
"Ob sie wieder so große Verluste gemacht haben wie letztes Mal?" "Hoffen wir auf das Beste. Auch wenn meine Zuversicht sich in Grenzen hält." hörte ich zwei Männer sich unterhalten, während ich von der Dachkante auf der ich saß, meinen Blick über die Masse schweifen ließ. Mein dunkelblondes Haar wiegte sachte im leichten Wind hin und her, der auch das Gejubel bis an das andere Ende der Stadt trug."Mama wann kommt Papa denn endlich?" drang die piepsige Stimme eines kleinen Mädchens an mein Ohr. "Es wird nicht mehr lang dauern mein Schatz... hoffe ich" versicherte die Mutter und nahm ihre Tochter auf den Arm. Die kleine sah sich um bis sich unsere Blicke trafen. Einen Moment lang starrte sie nur zu mir hoch, doch dann lachte sie. Verlegen zwang ich mich ebenfalls zu einem Lächeln.
Plötzlich brach angeregtes Raunen in der Menge aus. Ich wandte meinen Blick von dem Mädchen ab und nahm die Soldaten der Mauergarnision ins Visier. Sie wedelten wild mit den Armen. Daraufhin begannen die Menschen zu jubeln. "Sie kommen!!"
Erleichterung stieg in mir auf, auch wenn ich niemanden erwartete.
Militärpolizisten räumten erneut die Straßen.
"Treten sie bitte zurück. Wir brauchen mehr Platz."
Erneut sah ich zu den Soldaten hinauf. Sie wedelten immernoch wild mit den Armen. Langsam erhob ich mich. Schon komisch, obwohl es jedes Mal so viele Tote gibt, verlieren die Menschen einfach nicht an Hoffnung und klatschen jedes Mal Beifall bei einer Rückkehr.
Auf einmal musste ich an meinen Bruder denken. Chris... Er ist vor vier Jahren als Mitglied des Aufklärungstrupps bei einer Mission gefallen. Mutter war immer sehr stolz auf ihn gewesen, denn im Gegensatz zu ihm war ich weder Teil der Mauergarnision, der Militärpolizei noch des Aufklärungstrupps. Der Grund dafür ist mein Vater. Er behauptete immer ich sei zu schwach um mich rekrutieren zu lassen. Also lebe ich nun ein langweiliges, normales Leben... In einem Käfig.Ich seufzte und lehnte mich gelassen gegen einen Schornstein. Wenn die Typen der Garnision auch so lang da oben herumjubeln muss diese Mission wohl besser ausgefallen sein als sonst.
Plötzlich hallte ein lauter Knall durch die Luft.
Ich hielt die Luft an, ebenso wie alle anderen. Was war das? Kanonen? Nervöses Schweigen legte sich auf die Wartenden nieder. Ein weiterer Knall donnerte von der Mauer herab und schallte bedrohlich laut im Inneren des Bezirks umher. Ein Soldat seilte sich die Mauer bis zur Hälfte runter und brüllte sich die Seele aus dem Leib.
"TITANEN!!!!!!!!"Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Weitere Kanonen wurden abgefeuert und krachten auf der anderen Seite der Mauer nieder. Langsam bahnte sich eine Panik an die innerhalb weniger Momente die gesamte Menschenmassen erfasst hatte an. Verzweifelt liefen alle umher, auf der Suche nach Schutz oder einem Versteck.
"Lauft! Verbarikadiert euch in euren Häusern! Na los!!" brüllte ein Militärpolizist und trieb die Menge von der Mauer weg.
Geschockt starrte ich auf das große Tor das wie eine Kluft in der riesigen Mauer prangte.
Ich sah wie es sich langsam schloss, wieder einen Keil zwischen uns und die Außenwelt trieb, doch dazu kam es nicht mehr...Eine riesige Gestalt, gleich einem Menschen warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen das Tor und brachte es schließlich zum Zerbersten...
. . .
Ich warf mich rücksichtslos in unserem Keller auf die Knie, direkt vor dem alten Schrank da rieselte erneut Staub von der Decke aufgrund der schweren Erschütterungen durch die Titanen. Hastig legte ich die alte 3D Manöver Ausrüstung an und rannte zurück nach oben.