Uneinigkeit mit Levi

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Augenblicklich erstarrte ich in meiner Bewegung, wagte es nicht auch nur einen Muskel zu bewegen versuchte mir aber nicht anmerken zu lassen wie erschrocken ich war. Ohne meinen Kopf zu rühren sah ich mich in Levi's Büro um, damit mein Atem wieder langsamer wurde. Alles war perfekt aufgeräumt, nirgendwo lag auch nur ein loses Blatt herum, selbst die Pflanze in der hinteren rechten Ecke sah aus wie gezeichnet. Die Fenster waren so sauber dass man meinen könnte sie wären gar nicht da. Doch plötzlich starrten mich nur zwei verengte blaue Augen an vor denen schwarze Haarsträhnen tanzten. Was mir jedoch am meisten auffiel waren die dunklen Augenringe im Gesicht meines Gegenüber, der sich nun endlich von mir entfernte, und tatsächlich als Levi Ackerman zu erkennen gab.

Ich wollte erleichtert ausatmen, hielt die Luft jedoch wieder an als der Dunkelhaarige zu sprechen begann wobei sein Blick auf den Boden gerichtet war. "Schöne Scheiße jetzt hast du mit deinen verdreckten Stiefeln meinen Boden versaut." meckerte er. Völlig verwirrt weiteten sich meine Augen. "Dabei habe ich dir doch klar zu verstehen gegeben dass du nicht rein kommen sollst, also warum hast du es dennoch getan?" Dabei war ich mir schon sicher dass er mich gleich verprügeln würde ... stattdessen beschwerte sich der stärkste Soldat der Menschheit darüber dass ich einen Schritt auf seinen sauberen Boden gemacht habe ... "Ich ... nun ja sie haben nicht geantwortet daher habe ich angenommen dass sie nicht da sind und-" "-bist einfach rotzfrech in mein Büro gegangen." schnitt er mir das Wort ab, drehte sich von mir weg und ging zu seinem Schreibtisch. Völlig perplex und verwirrt erwiderte ich nichts und blieb stumm im Türrahmen stehen.

 Kaum hatte Levi sich an seinen Tisch gesetzt warf er mir einen fragenden Blick zu. "Hast du verlernt zu gehen oder bist du dort angewachsen? Jetzt mach schon komm rein!" stöhnte er monoton. "Aber sie haben sich doch eben beschwert dass ich-" setzte ich erneut an doch er schnitt mir abermals das Wort ab "Der Boden ist dank dir sowieso schon im Arsch also wen interessiert es jetzt noch? Das wirst du später wieder sauber machen." ordnete er an. Und an dieser Stelle musste ich mich selbst korrigieren .... dieser Typ war noch viel schlimmer als ich ihn mir vorgestellt hatte!!!

Meine aufkommende Wut unterdrückend schloss ich die Tür schließlich hinter mir und setzte mich auf den einzigen Stuhl vor dem Tisch, und beobachtete schweigend wie Levi eine Teetasse in die Hand nahm, jedoch auf eine so komische Weise, bei der er die Tasse an ihrem oberen Rand griff, dass ich überrascht den Kopf etwas schräg legte. Er nahm einen Schluck. "Was glotzt du so?" Ertappt wedelte ich mit meinen Händen umher. "Es ist nichts! Entschuldigen sie bitte!" Der Blauäugige gab einen "Hmpf" Laut von sich, stellte die Tasse wieder hin und verschränkte anschließend seine Finger ineinander. 

"Du bist also meine Teampartnerin? ..."

"Ja Sir."

Mit seinen immer noch verengten Augen musterte Levi mich von oben bis unten, was meine Wangen ein wenig zum Glühen brachte, ob vor Zorn oder Scham konnte ich jedoch nicht sagen. 

Schweigend öffnete er eine Schublade und fischte einen silber glänzenden Schlüssel heraus den er vor mich auf die Tischplatte legte. "Dein Zimmer ist im nächsten Gang das zweite auf der rechten Seite. Um halb fünf holt dich eine Kutsche ab damit du dein Zeug holen kannst und um halb acht gibt es Essen. Noch fragen?" sagte er monoton. Verwirrt nahm ich den Schlüssel in die Hand. "Ehm ja eine Frage hätte ich da.." und wieder viel mir der Idiot dreist ins Wort "Gut damit wäre alles geklärt, du kannst gehen." In diesem Moment verlor ich kurz die Fassung. "Nein es ist noch nicht geklärt!!" meinte ich mit erhobener Stimme. 

Levi entgleiste nur für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht, doch ebenso schnell erlangte er wieder die Fassung. Dass ich ihm widersprechen würde hatte er nicht erwartet. "Commander Smith sagte dass sich die Teams jeweils ein Zimmer teilen würden, bleiben sie etwa hier?" verlangte ich zu erfahren. Mein Gegenüber jedoch zeigte keine äußerliche Reaktion.  "Jetzt pass mal auf du neunmalkluge Göre, sieh es doch als Vorteil dein eigenes Zimmer zu bekommen. Denn wenn wir mal ehrlich sind, wissen wir beide jetzt schon dass wir unter keinen Umständen über einen Zeitraum mehrerer Tage in einem gemeinsamen Zimmer ausharren werden... da kannst du mir doch sicher zustimmen?" letzteres betonte er so, als ließe er mir nicht einmal die Wahl ihm erneut zu widersprechen. Also nickte ich einfach nur missmutig. "Jawohl Levi." Ohne weiteres stand ich auf und ging in Richtung Tür. "In Zukunft Hauptgefreiter, und wegen dem Dreck reden wir später noch." rief er mir noch nach was ich mit einem "Natürlich Hauptgefreiter" akzeptierte. Dann verließ ich den Raum hastete wutentbrannt zu meinem Zimmer... 

(Levi's Sicht)

Nachdenklich musterte ich die Stelle an der ihre Schuhe braune Schmutzabdrücke hinterlassen hatten. Ihre vor Wut festen und demzufolge lauten Schritte waren selbst hier drinnen noch zu hören. "Keine Manieren das Ding..." seufzte ich und widmete mich, bei einer weiteren Tasse Schwarzem Tee, dem Stapel Berichte die ich heute zu analysieren hatte. Gott wie mich dieser scheiß Papierkram ankotzt. Nur weil dieses Vierauge heute Eskorte spielen muss bleibt der Mist an mir hängen...

Nach drei Stunden beschloss ich eine Pause einzulegen, und Erwin auf diese Göre anzusprechen. Also verließ ich mein Büro und betrat das seine. "Ah Levi gut dass du hier bist ich wollte nochmal mit dir reden." bemerkte er sofort als ich die Tür schloss. "Ja genau wie ich." fügte ich hinzu. "Es geht um das Mädchen... " begann er und legte die Blätter in seiner Hand zur Seite, bevor er mich eindringlich ansah. Ich ergriff sogleich das Wort. "Übertrage Gunther besser die Aufgabe sei zu prüfen. Sie ist mir jetzt schon unsympathisch, und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen." verlangte ich. Erwin schmunzelte. "Dass du sie so schnell vergraulen würdest hatte ich nicht erwartet. Aber ich muss dich enttäuschen, es gibt einen Grund warum ich dich ausgewählt habe." Ich nahm auf einer Bank Platz, schlug die Beine übereinander und legte einen Arm auf der Rückenlehne ab. "Der wäre?" fragte ich nun. Der Blonde lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. "...Sie ist dir bekannt vorgekommen nicht war Levi?" Ich führte mir ihr Gesicht innerlich noch einmal vor Augen. Tatsächlich hatte ich das Gefühl sie bereits irgendwo gesehen zu haben, doch das erschien mir vorhin sehr irrelevant. "Mag sein, und weiter?" drängte ich uninteressiert. 

"Sie ist das Mädchen das du damals bei dem Angriff gerettet hast." fuhr er fort. "Welche von den vielen?" hakte ich nach. "Die mit der geklauten 3D Manöver Ausrüstung, die sich umbringen wollte. Weißt du noch? Ich sah sie da liegen und gab dir den Befehl ihr schnell zu helfen. Sie hat dir also zu verdanken dass sie noch am Leben ist. Und wie sich herausstellte wurde sie nach einer Verhandlung den Rekruten zugeteilt da man bewunderte wie sie sich selbst den Umgang mit dem 3DMG beigebracht haben muss." Ich verarbeitete die Informationen in meinem Kopf, suchte in meinen Erinnerungen und hatte schließlich wieder diesen Tag vor Augen. 

Wie sie da lag mit ihrer viel zu großen Ausrüstung, damals schon völlig verdreckt, und versucht hat sich mit den Klingen eines toten Soldaten umzubringen. "Ich gebe zu das rückt die kleine in ein ganz neues Licht, es erklärt jedoch immer noch nicht, warum du sie mir zugeteilt hast." beharrte ich und sah Erwin erwartungsvoll an. Doch dieser seufzte nur. "Nimm diese Entscheidung doch einfach hin und vertrau meinem Urteilsvermögen, Levi. In 20 Minuten werden die Kutschen hier ankommen und ich schlage vor dass du sie in ihre Heimat begleitest." Innerlich empört stand ich auf. "Das ist verschwendete Arbeitszeit." prottestierte ich. "Bitte dann bleib meinetwegen hier, ich wette Abteilungsleiterin Zoe hat noch eine Menge Berichte übrig die du für sie untersuchen könntest. Die Entscheidung liegt bei dir." meinte er nun mit einem neckenden aber auch ernsten Ton.

Ich ballte eine Faust, beruhigte mich allerdings sofort wieder. Es wäre schlicht und ergreifend lächerlich, sich über so eine dämliche Situation aufzuregen. Ohne noch etwas hinzuzufügen ging ich zur Tür und öffnete sie. "Ich habe Vetrauen in dein Urteilsvermögen Erwin." versicherte ich ihm und verließ sein Büro. 

Und wie es der Zufall so wollte, kam genau in diesem Moment meine unfreiwillige Partnerin auf mich zu. Doch überraschenderweise wich sie meinem Blick aus, murmelte lediglich ein "Hauptgefreiter" und nickte kaum merklich. Ich verdrehte die Augen als sie an mir vorbei ging und folgte ihr ...

Mitten im Untergang...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt