Jess allein zuhaus

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(Jessi's Sicht)

Mit einem lauten Krachen flog die Holztür meines Zimmers aus ihren Angeln und zerbrach in mehrere Stücke die sich großflächig in dem sich vor mir erstreckenden Gang verteilten. Die Teile aus dem Weg tretend verließ ich den Raum und bahnte mir einen Weg durch das Gebäude. "Ja Hauptgefreiter, natürlich hätte ich die Tür nicht eintreten müssen, es wäre mir ein leichtes gewesen einfach das Schloss zu knacken. Warum ich es dennoch getan habe? Damit sie sich darüber aufregen können. Und über einen halben Tag lang irgendwo eingesperrt zu sein ruft in den meisten Fällen dezente Aggressionen hervor. Mein Handeln sollte also nachvollziehbar sein." murmelte ich zu mir selbst. Führe ich da wirklich Selbstgespräche? ... Oh man... nicht schon wieder.

Ich ließ die ungewohnte Stille um mich herum auf mich wirken. Es schien also tatsächlich keiner mehr da zu sein. Das Knurren meines Magens erinnerte mich daran weshalb ich mein Zimmer eigentlich verlassen hatte. Die Sonne ging bereits unter warf ihr warmes Licht durch die perfekt geputzten Scheiben. Sicher Levis Leistung. Warum er so vernarrt aufs Putzen ist wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Als ich die Küche betrat nahm ich mir einfach nur einen Apfel aus einem großen Korb und stellte mich vor das Fenster . Die Sonnenstrahlen kitzelten auf meiner Haut. Ich spürte sogleich wie mir warm wurde weshalb ich das Fenster öffnete und mich raus lehnte während ich meinen Apfel genüsslich weiter aß. Eine angenehme Brise wehte mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich drehte den Kopf zur Seite und klemmte mir besagte Haarsträhne hinter mein Ohr, da fiel mein Blick jedoch auf ein Pferd welches in weiter Entfernung hier her geritten kam. 

"Das ging ja schnell... aber ... sie können doch unmöglich schon fertig sein." grübelte ich und erwartete die restlichen Soldaten hinter dem Reiter auftauchen zu sehen. Ich entschloss mich nach draußen zu gehen und sie zu empfangen. Immer noch meinen Apfel essend trat ich also ins Freie und fixierte wieder den Reiter an, musste jedoch feststellen ... dass er allein war. Waren etwa alle außer ihm ... tot? Ich verengte die Augen zu Schlitzen, als würde es helfen die Person zu identifizieren. Er kam immer näher. Nur wenige Momente später flog der grüne Umhang den er trug auf einmal durch die Luft und zum Vorschein kam ein in schwarz gekleideter Mann mit einer Maske die sein Gesicht ab der Nase abwärts verdeckte. 

Mein Herz setzte für einen Moment aus bevor es mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug. Ich ließ meine Apfel fallen, stürmte wieder ins Innere und verbarrikadierte die Tür, bevor ich so schnell ich konnte wieder nach oben rannte. Der Kerl gehört nicht zum Aufklärungstrupp. So einen wie ihn habe ich schon mal gesehen ...

Wie ein Tier auf der Flucht hetzte ich an Levis Büro vorbei und konnte draußen schon hören wie der Unbekannte näher geritten kam. Gleich ist er da! Ich muss in mein Zimmer! Doch da traf es mich wie ein Schlag. Die Tür zu meinem Zimmer lag in Einzelteilen vor mir. Hier konnte ich nicht bleiben. "Scheiße warum bin ich auch so dumm?!" fluchte ich und sah mich panisch um. 

Plötzlich krachte es im Erdgeschoss laut, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief. Er versucht die Tür einzuschlagen! Instinktiv raste ich zum Büro des Hauptgefreiten da es der nächste Raum hier war. Ich riss die Tür auf, stolperte rein und knallte die Tür kräftiger als beabsichtigt wieder zu. Meine Finger wanderten zum Schlüsselloch. "Nein ... nein nein nein" stammelte ich und spürte wie sich meine Brust zusammenzog, da sich kein Schlüssel in dem Loch befand. Erneut gab es ein lautes Krachen. Er hat es geschafft, er ist drinnen. Dachte ich panisch und lief zu dem nächsten Schrank in Levis Büro, in welchem ich mich versteckte. 

Ich spürte Angst in mir hochsteigen. Es ist schon bitter... er ist völlig allein und anstatt es mit ihm aufzunehmen, verkrieche ich mich hier in einen Schrank wie ein kleines Kind. Der Hauptgefreite wäre enttäuscht von  mir. Doch was sollte ich tun? Solche Kerle ziehen nie ohne Waffen los, vorzugsweise Schusswaffen, den Nahkämpfe versuchten sie weitgehend zu vermeiden. Warum ich das so gut weiß? ... Weil mein Bruder von einem dieser Banditen erschossen wurde...

Ich musste kurz auflachen. "Ich bin wirklich erbärmlich." flüsterte ich zu mir selbst. Dabei stieß ich etwas zu meiner linken an. Vorsichtig versuchte ich es zu ertasten. Es war massiv. Metallisch. Länglich. Viele Einkerbungen. Meine Hand passte sich der Beschaffenheit des Gegenstandes an und legten sich auf einmal wie von selbst um den Griff einer Pistole...

(Levis Sicht)

Das unaufhörliche Stechen in meiner Seite ging mir beim zurück reiten massiv auf die Nerven. Kombiniert mit den aufmunternden Worten von Vierauge, dass wird bald da wären und ich es nur noch ein wenig aushalten müsse, machte es mich allmählich einfach nur aggressiv. Erleichtert atmete ich aus als wir am HQ ankamen und alle wieder ihre Pferde in den Stall brachten. Doch was allen zu entgehen schien, war der schwarze Hengst der allein vor dem Eingang stand. "Hey wartet mal!" wies ich unsere Truppe an. Erwin erblickte das Tier nun auch, ebeso wieder der blinde Rest an Soldaten. Hanji kam neben mich. "Dieser Sattel ... der ist nicht von uns." "Ja ich weiß." gab ich zurück. "Aber von wem-" setzte Vierauge an, da ertönte auf einmal ein hoher Schrei gefolgt von einem lauten Knall, welcher aus allen Richtungen zurück schallte. Ehe sich die anderen versahen war ich von meinem Pferd abgestiegen und lief auf das Gebäude zu, getrieben von meinem Instinkt. "Levi warte!" rief Erwin noch, da war ich auch schon drinnen.

Blitzschnell warf ich einen Blick in alle Zimmer fand jedoch nichts vor, da rumpelte es über mir auf einmal. "NEIN ICH MH-!" schrie Jessica laut auf. Kaum eine Sekunde später stand ich oben am Treppenansatz und folgte den dumpfen Geräuschen, die mich schlussendlich zu meinem eigenen Büro führten. Sie ist hier drinnen und das nicht allein, es sei denn... Prüfend sah ich mich um, konnte jedoch niemanden sehen also legte ich eine Hand auf die kalte Klinke. Ich atmete kurz durch, dann stieß ich die Tür sperrangelweit auf. Das erste was ich sah war das Mädchen, geknebelt und mit Seilen gefesselt auf dem Boden liegen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. "MHH!! MH MMMHHH!!" brachte sie nur hervor, doch ich verstand. 

Im Bruchteil einer Sekunde drehte ich mich um und fing die auf mich herab schnellende Hand an ihrem Gelenk ab. Eine scharf glänzende Messerklinge stoppte nur Millimeter vor meinen Augen. Ohne zu zögern zog ich kräftig am Handgelenk des Typen wodurch er auf mich zu taumelte, was ich ausnutzte um ihm mein Knie in den Bauch zu rammen. "ARGH!" kam es keuchend von ihm. Er ging auf Abstand und hielt sich die Hände vor den Bauch. Doch schon im nächsten Moment zückte er eine schwarze Pistole deren Lauf nun genau auf mich gerichtet war. "Wie es aussieht kann ich meinen Auftrag doch noch ausfüllen." raunte er. Tch der Kerl ist nicht dumm. 

Ich funkelte den ihn kampfbereit an, seine Augen blitzten ebenfalls auf. Ich holte gerade aus um die Waffe aus seiner Hand zu schlagen, als der Typ auf einmal abdrückte.

Mitten im Untergang...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt