3.

302 21 0
                                    

Der Notarzt war (wie nicht anders zu erwarten) erst nach einer Stunde da. Eine Stunde, die ich überbrücken musste. Eine Stunde, in der ich den Fremden beobachten konnte.
Ich versuchte zuerst, seinen blutigen Arm zwischen den Felgen hervorzuziehen, aber er war so weit gebrochen, dass ich ihm nicht noch weitere Schmerzen zufügen wollte. Stattdessen wandte ich mich seinem Gesicht zu. Die Schramme lief von unten links nach rechts oben, direkt über sein rechtes Auge, was auch schon anfing, anzuschwellen. Ihn hatte es deutlich schlimmer erwischt als mich. Ohne den auf dem Boden liegenden aus den Augen zu lassen lief ich durch den nicht enden wollenden Regen zu dem Rad des anderen. An dem völlig verbeulten Gefährt hing eine Satteltasche, die ich aufklappte. Darin fand ich ein paar Wertsachen, so auch Geldbeutel und Pass.
Sebastian. Sebastian Kransen.
Ein schöner Name...
Mir kam es vor, als hätte ich ihn schon irgendwo mal gehört, aber ich verwarf den Gedanken wieder. Wo hätte ich den denn hören sollen?
Ich lief wieder zurück zu Sebastian, dessen Puls jetzt schon stärker war, sich aber noch nicht bewegte. Anscheinend hatte ihn mein Fahrrad ziemlich ausgeknockt...
Aufwecken wollte und konnte ich ihn nicht, ich beobachtete ihn lieber.
Sein kantig geformtes Gesicht, die geschwungenen Lippen, die langen schwarzen Wimpern an seinen geschlossenen Augen. Wie schön er war...und so süß wenn er schlief...
Ich kannte ihn zwar erst seit nicht mal einer Stunde, aber er faszinierte mich. Er strahlte eine fesselnde Aura aus, etwas, was ich nicht näher beschreiben kann. Man muss es selbst erlebt haben.
Unverändert klebte mein Blick noch immer an seinem leblosen Körper, als ich die Sirenen hörte. Das wurde aber auch Zeit!

The Twist | LuKayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt