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~Lucas Sicht~

Ich lief mit dem Rezept in der Hand und meinem Rucksack auf dem Rücken aus dem Krankenhaus und blieb auf dem Gehweg stehen.
Ich kannte mich hier null aus...wie zur Hölle sollte ich denn jetzt wieder auf die Insel gelangen?
Orientierungslos stiefelte ich einfach in eine Seitenstraße, da die mir am besten erschien, um zum Hafen zu gelangen.
Der Regen hatte fast aufgehört, stattdessen schien jetzt die Sonne durch ein paar Wolkenlöcher. Am Horizont erschien jetzt ein Regenbogen.
Schön sah das aus, über den ganzen Schiffsmasten...warte mal. Schiffsmasten?
Ohne es zu merken, hatte ich tatsächlich die richtige Straße gewählt und war schon am Hafen angelangt, wo gerade ein Schiff ablegte. Och nö...jetzt durfte ich 20 Minuten auf das nächste warten.
Ich lief zur Kasse, um mir ein Ticket zu holen. Eigentlich unverschämt, dass ich das jetzt zahlen musste, obwohl ich nur kurz hier im Krankenhaus gewesen war. Ich würde bei meinem nächsten Besuch von Sebastian nochmal nachfragen.
Ich setzte mich auf ein Holzgeländer, was am Rand des Wassers, dort wo die Schiffe anlegten, in den Boden gelassen war.
Die Blicke der Touristen, die mit ihren ganzen Koffern und Taschen ebenfalls warteten, blieben missbilligend an mir hängen.
Sicher, ich sah nach meinem Unfall nicht mehr wirklich gut aus. Meine Kratzer, die zerrissene Kleidung und der ganze Schmutz ließen mich eher wie ein Straßenpenner wirken. Aber das war mir im Moment ziemlich egal. Ich dachte nach.
Ich dachte darüber nach, warum ich eigentlich schwul war.
Ich dachte darüber nach, warum mich Sebastian so faszinierte, dass ich ihn sogar nochmal besuchen wollte.
Und ich dachte darüber nach, warum ich so verdammt anders als andere und damit inkompatibel war. Es fuckte einfach ab, wenn sich andere ständig in irgendwelche Grupen einfanden, zusammen was unternahmen, Spaß hatten. Ich stattdessen saß ewig in meiner Bude und war allein.
Eigentlich gefiel es mir ja, allein zu sein, aber manchmal fehlte mir doch der Kontakt zu anderen Menschen. Bestimmte andere Menschen.
Die wenigen guten Freunde, die ich hatte, besuchte ich auch nur manchmal. Aber besser als nichts...
Besuchen...
SCHEIßE!
Ich sprang vor Schreck von dem Geländer.
Ich hatte ja meinen Freund Chris besuchen wollen, der am anderen Ende der Insel Urlaub machte.
Den hatte ich ja komplett vergessen...
Er war bestimmt schon sauer, dass ich nicht kam.
Zum Glück legte das Schiff gerade an.

The Twist | LuKayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt