Kapitel 12

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Es würde Frieden geben...

Es war der 10. Februar im Jahr 1763, die Friedensverhandlungen liefen bereits, für uns Soldaten gab es nichts mehr zu tun.

Ich hatte gekämpft und ich hatte überlebt.

Ich hatte überlebt, weil ich etwas hatte, wofür es sich zu kämpfen lohnte.

Ach ja, und natürlich, weil ich großartig bin, das steht ja wohl ausser Frage.

Meine erlittenen Verletzungen waren nicht schlimm, ein Schnitt über meine Wange, der mir während eines Zweikampfes zugefügt worden war und eine Schusswunde an der Hüfte.

Es war nicht schön, machte mich aber trotzdem nicht weniger großartig, ich würde es überleben.

Meine einzige Sorge galt nun Elisabeth, ob sie ihren Kampf überlebt hatte.

Sobald wir aus dem Dienst entlassen worden waren, machte ich mich auf den Weg zu ihr.

Ich hatte gehört, dass ihr Verlobter gefallen war, natürlich wusste ich, dass man sich nicht über den Tod von Menschen freute, aber irgendwie stimmte es mich optimistischer.

Ich wusste von Elisabeths Bestrebungen, mit mir vermählt zu werden und ich hieß diesen Vorschlag nur zu gerne Willkommen.

Die Frage war nur, ob ihr Vater das erlaubte.

Nach einem zwei Tagesritt nach Berlin, um mir etwas Anderes anzuziehen und mich zu erfrischen, machte ich mich mittags auf den Weg nach Rheinsberg.

Abends kam ich an, band mein Pferd in sicherer Entfernung an und machte mich zu Fuß auf den Weg.

Ich konnte sie nicht offiziell besuchen, ihr Vater hatte sicherlich etwas dagegen, wenn er überhaupt schon da war, es war allgemein sicherer, meine Anwesenheit unentdeckt und geheim zu halten.

Leise kletterte ich durch ihr Fenster herein.

Sobald ich das Fenster wieder geschlossen hatte, flog ein kleiner, gelber Ball auf mich zu.

Gilbird...

Lächelnd nahm ich das kleine Küken auf meine Hand und hielt es gegen meine Wange.

Wie schön, dass es ihm gut geht...

Aus den Augenwinkeln nahm ich ihre schlafende Gestalt wahr.

Ich zog meine Jacke und meine Schuhe aus, nahm meinem Hut ab und setzte Gilbird hinein.

Dann drehte ich mich um – und erstarrte.

Noch nicht getrocknete Tränen glitzerten auf ihrem so blass gewordenen Gesicht, in ihrer rechten, schlafenden Hand hielt sie ihr Messer, auf ihren linken Unterarm gedrückt.

Schnell ging ich zu ihr, setzte mich auf die Kante ihres Bettes und nahm das Messer von ihrem Arm.

Sie hatte keine Wunden, nur die alten Narben.

Erleichterung durchflutete mich.

Sanft löste ich das Messer aus ihrer verkrampften Faust und legte es weg, weit weg.

Sie schien zu träumen, ihre Augen bewegten sich schnell unter ihren Lidern.

Ich legte mich neben sie unter die Bettdecke und schob meinen Arm unter ihrem Kopf hindurch, sodass sie wie auf einem Kissen darauf lag während ich meinen anderen Arm um ihre Hüfte legte.

Sie hatte abgenommen, und zwar extrem...

Sie zu mir ziehend, legte ich meinen Kopf über ihren und atmete diesen vertrauten, geliebte Geruch ein.

Sie lebte...

Sie hatte sich nichts angetan...

Sieben Jahre hatte ich sie nicht gesehen...

Tränen bildeten sich in meinen Augen, als ich leise flüsterte:

„Ich habe dich vermisst."

Blut Rot [Gilbert BeilschmidtxOC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt