10. Kapitel

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Als mein Wecker heute morgen klingelte kam ich erstaunlich gut hoch. Schnell machte ich mich im Bad fertig und zog mir etwas an. Danach danach noch etwas Zeit legte ich mich wieder ins Bett und hörte Musik. Ich sollte mich heute wirklich mal bei meiner Familie melden, dachte ich als es plötzlich an der Tür klopfte. Schnell stand ich auf und machte die Tür mit ein Schwung auf. Eigentlich hatte ich mit Tess gerechnet, dass sie mich zum Frühstück abholen wollte, aber vor mir stand Ethan. Erstaunt blickte ich ihn an. „Hättest du Lust heute etwas früher zur Piste zu fahren?". ,,Kommt darauf an. Mit wem denn?". „Nun ja, mit mir. Ein Kumpel von meinem Vater ist auch bei uns in der Reisegruppe, allerdings fährt er immer mit dem Auto hierher und da er heute mit seiner Frau in die Stadt will hatte ich ihn gefragt ob ich vielleicht seinen Wagen haben kann. Also?". Unsicher blickte er mich an. „Wer kommt denn noch mit?", fragte ich, denn wenn Lydia mitkommen würde, dann würde ich garantiert hier bleiben! „Ich hab bis jetzt nur dich gefragt, weil... wir haben auch nicht so viel Platz im Auto und deswegen kann halt nur einer mitkommen.". Das überraschte mich jetzt wirklich. „Du hast mich als erstes gefragt?". Er nickte. „Warum nicht Lydia?". „Keine Ahnung, dachte du würdest dich freuen, aber wenn du nicht willst kann ich sie gerne fragen!". „Nein! Ich möchte gerne mitkommen. Ich hab allerdings noch nicht gefrühstückt.". Ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. „Kein Problem, ich hab schon Brötchen geschmiert du kannst auf dem Hinweg essen. Also zieh dich schnell an. Ich warte unten auf dem Parkplatz.". Er drehte sich um, ging und ließ mich erstaunt an der Tür zurück.

Nachdem er gegangen war hatte ich mir schnell Hose, Jacke usw. angezogen, meinen Rucksack gepackt und mich bei Tess "abgemeldet". Sie hatte mich nur angegrinst und meinte „Das ist aber sehr nett von Ethan". Ich konnte dabei nur die Augen verdrehen. Klar war es nett von ihm gewesen mich zu fragen, aber ich machte da jetzt kein großes Ding draus.
Quatsch, innerlich sprang und hüpfte ich hin und her und führte sämtliche Freudentänze auf, in dem Gesanken daran das er mich und nicht Lydia gefragt hatte. Aber das könnte ich vor Tess und den anderen natürlich nicht zugeben.

Auf dem Parkplatz wartete er bereits angelehnt am Auto auf mich. Als ich vor ihm stand stieß er sich von dem Wagen ab und öffnete mir die Tür.  Langsam und etwas verwirrt ließ ich mich in den Sitz sinken. Er schloss die Tür und stieg auf der Fahrerseite ein. Das Auto hatte er schon vorgewärmt weshalb ich mir meine Jacke auszog. „Jetzt ziehst du dich also auch schon aus für mich?.", sagte er und grinste dabei nur. „Übrigens, falls du fragen solltest ich bin schon 18, deswegen darf ich auch schon alleine Auto fahren.". Er starte den Wagen und fuhr langsam los. Stimmt, diese Frage war mir noch garnicht in Sinn gekommen, aber da er es mir ja jetzt gesagt hatte war ich beruhigt.

Als wir das Dorf in dem unser Hotel stand hinter uns hatten, griff Ethan einmal auf die Rückbank und holte eine weiße Tüte hervor. ,,Hier, kannst dir was aussuchen!". Ich nahm ihm die Türe aus der Hand und warf einen Blick hinein. Es waren 4 in Alufolie verpackte Brötchen darin enthalten und 2 Äpfel. Ich entschied mich für einen Apfel, da ich morgens nie wirklich großen Hunger hatte. ,,Trinken hab ich auch noch da wenn du was möchtest.", sagte er denn Blick allerdings weiter auf die Straße gerichtet. ,,Nein Danke.". Während ich den Apfel aß betrachtete ich ihn von der Seite. Er hatte kleine Bartstoppeln im Gesicht, kleine Ohren, geschwungene Lippen, lange Wimpern und kurze blond braune Haare, durch die ich am liebsten mit meiner Hand durchgegangen wäre weil sie so flauschig aussahen. Wahrscheinlich hatte er sie gestern Abend gewaschen. Seine Augen konnte ich leider nicht betrachten, da sie stur auf die Straße gerichtet waren. Plötzlich sah ich wie er anfing zu grinsen wodurch sich Grübchen auf seinen Wangen bildeten und seine strahlenden Zähne zum Vorschein kamen. „Ich spüre wie du mich anstarrst.". „Tu ich garnicht!", versuchte ich mich zu verteidigen, doch ich musste mir selber eingestehen das ich es getan hatte. „Gut, wenn du schon nicht meine atemberaubende Schönheit betrachtest hast, was ist dann dein Grund fürs Starren?". Kurz sah er mir in die Augen und blickte dann wieder geradeaus. Doch dieser kurze Augenblick in dem sich unser Blick getroffen hatte, hatte ein Kribbeln ausgelöst und mich total verwirrt. „Ich...ähhhh...". Es hatte mich total aus der Fassung gebracht. „Ich hab überlegt warum du heute so nett zu mir bist?", gab ich ihm als Antwort nachdem ich wieder einigermaßen klar denken konnte. „Hallo, sonst bin ich ja wohl auch nett zu dir. Ich bin der netteste Typ hier!". Ich musste lachen. Man könnte nicht sagen ob er es jetzt sarkastisch oder ernst gemeint hatte, da er es mit so viel Ausdruck und Überzeugung gesagt hatte. „Nein, sag mal im Ernst bitte.". „Keine Ahnung, ich meine und finde das ich zwar immer nett bin, aber vielleicht bin ich heute auch mit dem perfekten Fuß aufgestanden. Und damit du nicht als nächstes fragst warum ich dich mitgenommen habe und nicht Lydia, das liegt daran das du eine bessere Fahrerin bist. Weißt du, wenn ich sie mitgenommen hätte, hätte ich an jeder Kurve auf sie warten können. Sie traut sich nicht einmal Im Funpark den kleinsten Kicker zu springen. Deswegen habe ich dich mitgenommen.". „Wer bist du und was hast du mit Ethan gemacht?", sagte ich im Spaß. „So viel Nettes und Komplimente auf einmal und kein dummes Kommentar. Aber wer sagt das ich überhaupt mit dir fahren will?". „Nun ja, da ich so nett und höflich war und dich im Auto mitgenommen habe um früher auf der Piste zu sein wäre es wohl angebracht mit mir zum Dank  ein bisschen zu fahren, denn wenn nicht, kann ich auch gerne jetzt anhalten, dich rausschmeißen, zurück fahren und Lydia holen, denn die fährt garantiert mit mir! Außerdem würdest du jetzt wirklich alleine umher fahren wollen?". „Da hast du leider ausnahmsweise mal recht!". Er grinste und stellte das Radio ein.

Zuerst konnte man nur eine männliche Stimme mit dem Tiroler Akzent hören, danach startete jedoch das Lied. Es war "September Song" von JP Cooper. Ich mochte dieses Lied wirklich gerne, weshalb ich auch sofort anfing mitzusingen. Erst leise und vorsichtig und später immer mehr selbstbewusster. Als das Lied vorbei war klatschte Ethan aufs Lenkrad und johlte „Zugabe! Zugabe!". Ich fing an zu lachen, genauso wie er. Anscheinend war ich so ins Lied versunken gewesen, das ich vergessen hatte das ich mit Ethan im Auto saß. „Das hat sich wirklich schön angehört." „Naja...", gab ich schüchtern von mir. „Nein wirklich! Und das mein ich echt ehrlich! Ich fand es war toll!".
Die ganze restliche Fährt über lief das Radio und Ethan und ich sangen lauthals mit, auch wenn Ethan nicht wirklich singen konnte. Als dann auch noch "I don't wanna live forever" kam und er anfing du hohen Töne zu singen, starb ich beinahe vor lachen. Mit liefen sogar schon Tränen an den Wangen hinunter. Selbst als wir ausstiegen musste ich manchmal noch glucksen.

Ich Skidepot waren wir nicht wirklich lange, maximal 10 Minuten. Als wir fertig waren gingen wir gemeinsam zu den Gondeln. Es war wirklich niemand hier, außer vielleicht drei, vier Einheimische. Kurz bevor unsere Gondel zu ging stapften noch zwei Opis gemütlich zu uns hinein. Sie fingen an auf irgendeiner Sprache, wahrscheinlich Italienisch, zu erzählen. Ethan saß mir gegenüber und verdrehte die Augen. Auf einmal holte einer der beiden älteren Skifahrer eine E-Zigarette aus seiner inneren Jackentasche und fing an zu rauchen. „Wissen Sie nicht das Rauchen schlecht für die Gesundheit ist!". Ich trat Ethan gegens Schienbein. „Was, die können uns doch eh nicht verstehen. Ja also das Nikotin ist sehr schlecht für ihre Lungen und wenn sie das weiter so tun dann können sie in 2 Jahren bestimmt nicht mehr einfach so Ski fahren.".

Ethan plapperte die beiden die ganze Fahrt nach oben über zu, die Opas jedoch fühlten sich Nichteinhaltung angesprochen und ich hatte wirklich Problem mir ein Lachen zu verkneifen und ernst zu bleiben. Kurz bevor wir ausstiegen drehte sich der Mann mit der E-Zigarette zu uns. ,,Ich habe übrigens jedes Wort verstanden was sie gesagt haben junger Mann. Und so gesehen haben sie auch recht, allerdings ist in den E-Zigaretten nicht so viel schädliches Zeug drinnen wie in normalen, also denke ich schon das wir uns auch immer noch in 2 Jahren hier treffen werden. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!". Die Tür ging auf und er und sein Kumpel verließen die Gondel . Ethan saß so bedröppelt da das ich nun wirklich nicht mehr konnte und einfach anfangen musste zu lachen. Am liebsten hätte ich ein Foto von seinem geschocktem und verdattertem Gesicht Gesicht gemacht. Nun verließen auch wir die Gondel nahmen unsere Boards und setzten uns erstmal an den Rand. „Wow, ich hätte echt nicht gedacht das ich dich mal so geschockt sehen würde.". „Ach quatsch, ich hab schon schlimmeres erlebt. Was wollen wir als erstes fahren?". Er versuchte so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. „Mir egal, entscheide du ok?". „Gut, Seenock?". „Ok.".

Kiss From A SnowboarderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt