21. Kapitel

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Als die Tür des Krankenwagens aufging erschrak ich leicht. Mich sah jedoch nicht mein Bruder an, noch sonst irgendjemand aus meiner Familie. Nein, es war Alex der die Tür aufgerissen hatte. „Na Schwesterherz, was machst du denn für Sachen?!". Ich wusste nicht was hier für ein Spiel gespielt wurde weshalb ich nur langsam nickte. Dann wendete sich Alex zu dem Krankenwagenfahrer. „Könnte ich vielleicht noch schnell rüber ins Depot und mir andere Schuhe anziehen?". „Klar, wir haben Zeit.". Der Fahrer und die Frau stiegen vorne ein und Alex machte sich auf den Weg zum Depot. War das eigentlich gerade sein Ernst? Ich saß hier im Krankenwagen mit einer ausgekugelten Schulter und er ging erstmal entspannt zum Depot. Wir warteten dann nochmal 15 Minuten bis er endlich raus kam und in den Wagen einstieg. Endlich!

Als wir los fuhren beugte sich Alex etwas dichter zu mir rüber um mir zu erklären was das mit dem Bruder sollte. „Also, es dürfen einen ja nur Familienmitglieder begleiten und Mr. Baker wollte nicht das du ganz alleine in Krankenhaus fährst und dann ist er zufälliger Weise auf mich gestoßen und hat zu der Ärztin, die dich von der Piste geholt hat, gesagt das der Krankenwagen warten soll  weil dein Bruder noch kommt.". Ach Mr. Baker war echt nett, alleine wäre ich wirklich nicht gerne ins Krankenhaus gefahren. Ich war noch nie im Krankenhaus. Die Fahrt dauerte ungefähr ne halbe- Dreiviertelstunde und die Straße war leider Gottes mit ziemlich vielen Schlaglöchern gesät. Bei jeder Unebenheit wackelte der das Auto und somit auch mein Arm, was nicht gerade angenehm war.

Als wir am Krankenhaus ankamen führen wir in die Tiefgarage, dann mussten Alex und ich alleine den Weg zum Behandlungszimmer finden. Nachdem wir an der Rezeption gefragt hatten wo wir hin müssten waren wir in einem Flur angelangt wo einige Patienten saßen, die glaub ich alle Skiunfälle hatten. Eine Frau lag auf einer liege mit einem geschienten und bedeckten Bein, während sie am anderen Fuß noch ihren Skischuh hatte. Alex und ich setzten uns auf ein freies Krankenbett, welches im Gang stand. Plötzlich lief ein Pfleger oder besser gesagt eine männliche Krankenschwester, also ein Krankenbruder? an uns vorbei, blieb jedoch stehen als er uns sah. „Zieh mal bitte deine Jacke aus.", ich tat wie mir geheißen und streifte vorsichtig meine Jacke von meinem Arm. Ich blickte auf meine Schulter und erschrak innerlich fast ein bisschen. Durch die eng anliegende Skiunterwäsche konnte man eindeutig einen Gnubbel erkennen und das meine Schulter zu weit runter hing. „Bist nicht noch etwas zu jung dafür?", fragte er Grinsend und ging weiter.

Einen Augenblick später kam er wieder und meinte wir sollen mitkommen. Er schickte in einen ziemlich großen Raum. In der Mitte stand eine Liege und 2 Frauen wuselten herum, der Raum war außerdem ziemlich Lichtdurchflutete da es große Fenster gab. Nun kam eine der beiden Frauen auf uns zu. „Hallo, mein ist Frau Dr. Reldar. Oh ich seh schon, ein luxierte Schulter. Kannst du bitte versuchen dein Oberteil auszuziehen.". Vorsichtig versuchte ich mich auszuziehen was ziemlich schwer war mit nur einem Arm und dann noch so ein enges Kleidungsstück. Alex half mir vorsichtig, womit ich kein Problem hatte. Dann stand ich in Snowboardenschuhen, Skihose und Bh vor der Ärztin die ein bisschen kleiner war als ich. „Ja also ich würde sagen wir lassen das ersteinmal röntgen um zu gucken ob nicht irgend ein Nerv eingeklemmt ist.", die Schwester reichte mir ein Stück Stoff was ich mir überlegen konnte.

Das Röntgen ging ziemlich schnell und schon fand ich mich im Behandlungsraum wieder. Während Frau Dr. Reldar meinem "Bruder" das Röntgenbild zeigt sollte ich mich auf die Liege legen, was jedoch nicht somit ging. Durch meine ausgekugelte Schulter würde mein Schulterblatt irgendwie ein bisschen nach hinten gedrückt, weshalb ich mich nicht gerade hinlegen konnte. Stattdessen legte ich mich auf die Seite und stützte mich mit meinem heilen rechten Arm ab, dann versuchte ich dem Gespräch von Alex und der Doktorin zu folgen. Ich bekam gerade noch mit wie sie zu ihm sagte: „Also normaler weise würden wir hier betäuben oder eine Narkose geben aber das machen wir nicht.". Was warum nicht? Panisch guckte ich vom Dr. zu Alex der mich nur mitleidig anlächelte. „So jetzt müssten sie sich aber bitte richtig hinlegen.",sagte die Schwester. Während sie das tat legte sie mir ein kleines Handtuch auf meine ausgekugelte Schulter. Vorsichtig und sehr langsam versuchte ich mich hinzulegen. Die Ärztin stand nun hinter meinen Kopf und legte ihre Hände in meinen Nacken, mit der einen hielt sie dabei meine rechte Schulter fest. Nun nahm die Schwester meinen Arm und hielt ein bisschen höher. Gerade als ich dacht so ist es angenehm zu liegen zog sie auch schon einmal kräftig daran. Das ganze geschah so schnell das ich garnicht genau weiß ob es weh tat, aber es fühlte sich auf jeden Fall komisch an. Ganz vorsichtig legte sie meinen Arm wieder auf die Liege. „So jetzt müssen wir dich noch einmal Röntgen um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Als ich aufstand hing mein linker Arm total schlaff runter, so wie ein Gummi Arm, das war echt ein sehr komisches Gefühl. „So das ganze muss jetzt nochmal geröntgt werden und dann kannst du nach Hause.", sagte die Schwester und lächelte mich aufmuntern an. „Am besten wäre es wenn du erstmal deinen Arm von unten ein bisschen stützt.". Ich nickte nur und tat was sie mir gesagt hatte.

Das Röntgen ging relativ schnell. Als ich den Raum nämlich wieder betrat betrachteten Alex und Frau Dr. Reldar das Vorher- und Nachherbild, wo definitiv ein Unterschied zu sehen war. Die beiden beredeten auch irgendwas miteinander, jedoch bekam ich das nicht mit da mich die Schwester schon weg zog um mir beim anziehen zu helfen. Als ich wieder meine Sachen anhatte kam sie mit einer Art Gurt, bei dem sie mir auch half ihn mir umzubinden, der meinen Arm und Schulter stützen sollte. Als ich wieder zu Alex und der Ärztin trat verabschiedeten sie sich bereits und sie überreichte ihm meine Unterlagen. Auch ich verabschiedete mich und machte mich dann mit Alex auf den Weg zur Bushaltestelle.

Wir mussten 20 Minuten warten bis der 1. Bus kam,jedoch war der so voll das er vorbei fuhr. 10 Minuten später kam dann der nächste, der zwar etwas leerer, jedoch immer noch so voll das ich keinen Platz fand wo ich mich hinsetzen konnte. Überall saßen kleine Schulkinder die am Handy spielten und es roch nach Energiedrinks und Teenieschweiß. Irgendwann stiegen einige der Schüler aus und endlich konnten Alex und ich uns hinsetzen. Den Rest der Fahrt erzählten wir ein bisschen. Als wir an unserem Skigebiet ankamen Stufen wir beide aus und machten uns auf dem Weg zum Café. Erschöpft ließ ich mich auf eine der Sitzbänke fallen. „Ich geh jetzt nochmal rüber ins Depot und hole unsere Sachen weil wir ja heute alles wieder abgeben müssen. Kommst du klar?", fragte Alex besorgt. „Ja na klar. Alles gut.". Gerade als er zur Tür raus gehen wollte rief ich ihm noch hinterher: „Alex-", er drehte sich zu mir um, „Danke!". Er nickte nur und lächelte mich an.

Um 16:00 Uhr kam dann endlich unser Bus. Als ich einstieg stellte ich zu meinem Bedauern fest das alle Plätze belegt waren. Ich stellte mich hinten in die Mitte vom Bus wo die ganzen Skier und Stöcke standen. Kurz bevor wir losfuhren kam Ethan noch angetrabt und sprintete in den Bus. Da auch für ihn keiner rückte stellte er sich zu mir. „Na", sagte er und lächelte mich schief an. Und er sah dabei so gut aus. Ich musste aufpassen das ich nicht anfing zu sabbern. „Na". Wir schwiegen uns weiter an. In jeder Kurve hatte ich Schwierigkeiten stehen zu bleiben und nicht gegen Ethan zu knallen der mir fast gegenüberstand da er sich an eine der Schlaufen vom Bus festhielt. Gerade als ich meine Position ändern wollte bog der Bus scharf in eine Linkskurve, ich verlor mein Gleichgewicht und viel volle Kanne auf den Boden, was für meine verletzte Schulter nicht gerade Vorteilhaft war. Gerade als ich mich aufrappeln wollte sah ich wie ein Großteil der Skier kippelte und dazu neigte auf mich drauf zu fallen, im letzten Moment nahm ich eine schützende Haltung ein, doch mich berührte kein einziger Ski. Vorsichtig machte ich meine Augen auf die ich vor Schreck zusammengekniffen hatte. Ethan stellte gerade alle Skier wieder ordentlich hin, dann sah er zu mir runter und hielt mir seine Hand hin. „Alles in Ordnung?". „Ja.". Ich nahm seine Hand und er zog mich zu sich hoch. Wir standen uns sehr nah und hielten immer noch unsere Hände. Dann räusperte er sich ließ mich los und starrte aus dem Fenster. Schnell drehte auch ich mich um. Die Fahrt verlief zum Glück ohne weitere Vorfälle, aber auch ohne jeglichen Kontakt zu Ethan.

Kiss From A SnowboarderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt