Matt und sein "Clan"

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London, 04.01.1943
Matt. Der Name hallte in mir wider und bereitete mir eine Gänsehaut. Ich kannte diesen Mann. Oder?

Entschlossen straffte ich meine Schultern und sah ihm in die Augen. Ich musste mehr über ihn erfahren.

"Matt. Und weiter?" fragte ich ihn herausfordernd.

"Keine Ahnung", erwiderte er achselzuckend.

Keine Ahnung? Was war das bitte für eine Antwort? Finster musterte ich ihn.
"Ein wildfremder lädt mich ein, zu einem gruseligen Haus mit Friedhof davor zu kommen - zu später Stunde. Ein verrückter, alter Mann, der noch ziemlich rasant durch die Gegend rennt verfolgt mich und ich stehe trotzdem noch hier. Das beweist einerseits, dass ich eindeutig verrückt sein muss, aber andererseits zeigt es auch, dass ich hier sein möchte.
Also würde ich dir raten, du verrätst mir deinen vollen Namen, oder ich haue ganz einfach wieder ab." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und musterte ihn weiterhin mit finsterem Blick.

Er fing an zu grinsen. "Vorlautes Mundwerk, Featherstone. Ich kann dir meinen Nachnamen nicht verraten, da ich ihn nicht kenne. Aber du hast recht, wir brauchen dich. Sogar dringend."

Ich schnappte nach Luft. Er kannte seinen eigenen Nachnamen nicht?! Und meinen dafür schon. Ich verengte die Augen, hatte allerdings nicht das Gefühl, dass er log.

"Was meintest du, als du sagtest, ich könne mehr als ich denke?" brachte ich schließlich nach ein paar Augenblicken hervor.

"Dass du ... besondere Fähigkeiten hast. Du hast Potenzial", sagte er leise, beinahe ehrfürchtig.

Ich sah ihn misstrauisch an. Besondere Fähigkeiten? Potenzial? Der Kerl hatte doch einen wirren Geist. "Welche Fähigkeiten denn?"
Er lächelte geheimnisvoll. "Das finden wir heraus, wenn du mir folgst." Mit diesen Worten drehte er sich in Richtung Anwesen und lief darauf zu. Er ging davon aus, dass ich ihm folgte. Und aus genau diesem Grund blieb ich unschlüssig stehen.
"Woher weiß ich, dass du mich nicht entführst?"
Er drehte sich nicht mal um. "Das weißt du nicht."
Und ich folgte ihm.

Wow. "Das ist ja ... ." Staunend sah ich mich um. Wir waren in das Anwesen eingetreten und dieses schimmerte in den verschiedensten Farben. Die untergehende Sonne brach sich in einem Fenster an der Decke und spiegelte sich an den verschiedensten Dingen in der Halle. An großen und kleinen Spiegeln, güldenen Statuen und ... Waffen. Hunderte Waffen. Dolche in unterschiedlichsten Größen, Schwerter, Peitschen, Schilde, Äxte und eine weitaus größere Auswahl, von denen ich nicht bei allen wusste, was es war und wofür es verwendet wurde.

"Ich werde hier sterben, oder?" fragte ich nüchtern. Matt sah mich erstaunt an und fing dann an zu lachen.
"Nein, Hope. Das bezweifle ich stark."
Eine Woge der Erleichterung durchströmte mich und ich wollte mich gerade entspannen, als zu meiner Linken eine tiefe, grollende Stimme ertönte.
"Matt", donnerte die Stimme.
"Du bringst schon wieder ein fremdes Geschöpf zu uns."
Schon wieder?
Matt sah zerknirscht aus.
"Entschuldigt, Meister. Sie hat ehrlich Potenzial."
"Das letzte Mal, als ein Mädchen für dich Potenzial hatte, sind sechs meiner Leute ums Leben gekommen!" Mittlerweile hatte ich eine Gestalt ausfindig machen können, von der die Stimme ausgehen könnte. Ein breitschultriger Mann stand mit dem Rücken zu uns hinter einer Art Altar.
'Meiner Leute?' Ist das hier so eine Art Clan?
"Sie ist nicht gefährlich für uns."
"Woher willst du das wissen?! Kennst du sie überhaupt richtig?!" Der Mann erhob seine Stimme nicht, trotzdem fuhren seine Worte mir unter die Haut.

"Sie sollte wohl eher diejenige sein, die sich Sorgen um ihre Sicherheit macht, da sie keine Ahnung hat, was das hier für ein Ort ist und weil sie in einer Halle mit einem Haufen an Waffen steht." Mit diesen Worten unterbrach ich die beiden.

Der Mann drehte sich um. "Wer bist du, Mädchen?"

"Ach, das wisst ihr nicht? Matt hier schien bestens über mich informiert zu sein."

Er warf Matt einen vielsagenden Blick zu und musterte mich wieder. Er hatte sturmgraue Augen, denen nichts zu entgehen schien und schwarze Haare, die ihm ein wenig vom Kopf abstanden, als hätte er gerade geschlafen. Er war wohl so um die 45 Jahre alt.

"Du bist ziemlich vorlaut. Man hat Respekt zu haben vor Älteren", herrschte er mich an.

"Oh, natürlich, mein Fehler. Entschuldigt vielmals, es lag natürlich in meinem vollen Interesse hier zu landen!" erwiderte ich. Ich war zwar freiwillig hierher gelaufen, aber das wusste er vermutlich nicht. Gezinkte Karten. 

Er schnaubte nur und lief weiter in die Halle hinein, drückte dann auf ein paar Steine und ein Mechanismus wurde aktiviert, der eine Treppe nach unten offenbarte. Er winkte uns zu sich und stieg die Treppe nach unten, Matt folgte ihm ohne zu zögern. Ich atmete ein paar Mal durch, straffte dann meine Schultern und versuchte mit meinem mysteriösen Begleiter mitzuhalten. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 01, 2017 ⏰

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