„Ich kann wirklich immer noch nicht fassen, dass sie sich auf Leevi einlässt. Ich halte viel von Alma, aber das-" Ida sieht missbilligend zur Seite und lässt ihren Blick in die Richtung von ihrer Freundin und ihrem Feind gleiten. „-lässt mich wirklich an ihrer Intelligenz zweifeln. Er sieht noch nicht einmal gut aus." „Findest du?", rutscht es mir raus. Ida verdreht die Augen. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du seine blauen Augen und seine Grübchen so toll findest, dass du den Vollidioten in ihm vergisst." Ich muss kichern. „Entschuldigen wir Almas Fehlverhalten mit dem scheinbar guten Sex.", scherze ich und bringe auch Ida zum Lachen. „Ich kann mir vorstellen, dass er dabei genauso unkooperativ ist wie bei allen anderen Dingen in diesem Leben, aber probieren wir es lieber nicht aus, bevor er doch gut ist und wir in den blauen Augen ertrinken und die Herzlichkeit seines gehässigen Lächelns bewundern." Ich reiße die Augen auf und lache laut. „Nein, das hatte ich auch nicht vor!" „Manche Dinge muss man eben nicht ausprobieren, um zu wissen, dass sie schlecht sind." „Wie...-Rauchen!", füge ich hinzu und hoffe im nächsten Moment inständig, dass Ida Nichtraucherin ist. Doch Ida lacht. „Das ist ein toller Vergleich! Die Konsumierung von Leevi Nikkanen fügt Ihnen und den Menschen Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu!", sagt sie mit einer monotonen, emotionslosen Werbestimme. „Außerdem besteht bei der Konsumierung ein hohes Risiko zu Aids und HIV.", grinse ich und breche zusammen mit Ida in Gelächter aus. „Richtig!"Ida kichert noch immer als sie sich schließlich ihr Shirt über den Kopf zieht. „Ich mag dich, Bekka." Ich lächle und beiße mir auf die Unterlippe. „Danke, du bist auch nicht so übel." Sie wirft mir ihr Oberteil an den Kopf und schmunzelt. Ich ziehe mir ebenfalls lächelnd das Top aus.
„Und hast du viel mit ihm und seinen Jungs zu tun gehabt?", frage ich weiter. „Warum interessiert dich die menschliche Zigarette so?" Sie wirft dem blonden Riesen einen weiteren Blick zu, zieht eine Augenbraue in die Höhe und räuspert sich als sie schließlich wieder ihren Blick zu mir wendet. Wahrscheinlich stecken ihre Zungen immer noch im Mund des jeweils Anderen. Ich runzle die Stirn. „Reine...-Neugier.", murmle ich zögerlich, eher für meinen Verstand als für ihren.
„Sie sind oft im 'T.G.I.F'." „Der Bar in der du arbeitest.", füge ich rekapitulierend hinzu und nicke, während ich auf sie deute. „Jedes verdammte Mal würde ich sie am liebsten rausschmeißen.", lacht sie und zuckt mit den Schultern. „Aber leider ist ihre Musik nicht schlecht genug, um Gäste zu vertreiben." „Ich würde sie gerne mal hören.", gebe ich meine Neugier erneut zu und beiße auf die Innenseite meiner Lippe, ungefähr zum hundertsten Mal an diesem Tag. „Komm morgen vorbei! Alma wird sowieso kommen." „Okay.", lächle ich nickend und ertappe mich schon wieder dabei, zu den Jungs zu sehen. Leevi hat sich mittlerweile von Alma gelöst und steht dicht neben ihr mit drei Anderen. Der, der direkt neben Leevi steht, hat seine Hände tief in den Hosentaschen seiner äußerst geschmacklosen ripped Jeans vergraben und lacht immer wieder während er mit Alma und Leevi redet. Er ist ähnlich groß wie Leevi und hat lange dunkelblonde Haare, die er in einem Zopf nach hinten gebunden hat. Er hat einen drei Tage Bart und sieht ebenfalls älter aus als ich. Vielleicht macht sein voll tätowierter rechter Arm ihn älter, denke ich, während ich versuche die Symbole zu erkennen. Die schwarze Tinte zieht sich in verschiedenen kleinen Bildern, über seine blasse Haut und lässt davon nur weniger Zentimeter unberührt. Auf dem Rest seines Körpers entdecke ich keine Farbe. Es ist nur dieser eine Arm, der von weiter weg eher schmutzig aussieht, wie von einer Krankheit befallen. Ich verenge die Augen zu kleinen Schlitzen und versuche das Bild in der Ferne zu verschärfen. Genau in diesem Moment dreht er seinen Kopf und unsere Blicke treffen sich. Blitzschnell sehe ich weg.
'Verdammt. Er hat gesehen, dass ich ihn angestarrt habe. Habe ich ihn angestarrt? Angesehen! Er hat gesehen, dass ich ihn angesehen habe. Also? Ich hätte einfach zurück lächeln sollen. Nein! Dann hätte er vielleicht gedacht, dass ich mit ihm flirten will. Ein Freund von Leevi, wunderbar! Ich sollte einfach aufhören wie ein erschrockenes Lamm zu gucken, um nicht weiter aufzufallen.'
Ich schließe meine Augen, um mich zu sammeln. Ist es nicht faszinierend, wie viele Gedanken die Synapsen in meinem Kopf innerhalb von einer Sekunde hin und her schubsen können? Ich muss leise über mich selbst lachen. Als meine Augen wieder zu dem unbekannten Typen wandern, liegt sein Blick immer noch auf mir. Ich entscheide mich, das Lachen auf meinen Lippen zu behalten und lege den Kopf leicht schief. Seine Lippen ziehen sich zu einem breiten Grinsen. Seine Augen funkeln mich an und ich muss unwillkürlich lachen und schüttle den Kopf während ich auf den Boden sehe.
„Wie alt sind sie?", frage ich als ich mich wieder gefangen habe. Leise, so als ob sie mich hören könnten. „Leevi ist glaube ich 23. Die Anderen müssten auch in seinem Alter sein." Ich nicke. „Achso." „Du bist ganz schön neugierig! Du könntest meiner Großmutter Konkurrenz machen", kichert Ida. Ich lache. „Tut mir leid! Ich frag dich über etwas anderes aus." „Oder du erzählst mir ein bisschen etwas über dich.", schlägt Ida vor und legt sich auf ihr Handtuch, ehe sie ihre Sonnenbrille aus den Haaren zieht und sich auf die Nase schiebt. „ Oh, über mich gibt es nicht viel zu wissen.", sage ich leise und lege mich neben sie. „Das glaube ich dir nicht!" „Okay. Was willst du wissen?" „Wo kommst du her?" „Mikkeli." „Oh nein, tatsächlich?" Ich runzle die Stirn. „Ja, was stimmt mit dem Ort nicht?" „Wenn mich nicht alles täuscht, dann hat Leevi da Familie. Da musste ich nur gerade dran denken." Ich lache und schüttle den Kopf. Kurz frage ich mich, woher Ida das weiß, verdränge die Frage jedoch schnell.
„Tja, wie gut, dass Mikkeli so viele Einwohner hat, dass ich ihm noch nie auf der Straße zufällig begegnet bin." -Theatralische Kunstpause- „Andernfalls hätte wohl möglich die Gefahr bestanden, dass ich auf einer Bananenschale ausrutsche, hilflos in seinem Bett lande und dort vergesse, welcher Vollidiot sich hinter den blauen Augen und der Herzlichkeit seines gehässigen Lächelns versteckt.", seufze ich gespielt betroffen und zitiere gleichzeitig absichtlich ihre Beschreibung von Leevi vor wenigen Minuten. Ida lacht und hält sich die Hand vor den Mund. „'Tschuldige.", lache ich. „Nur zu, ich finde deinen Sarkasmus sehr unterhaltsam!", grinst Ida und legt ihren Kopf zur Seite, sodass sie mich ansieht.
„Wollen wir ins Wasser?", frage ich, um von mir abzulenken. „Ja, klar!" Ida setzt sich auf. Als ich mich umsehe, entdecke ich Alma, die grinsend auf uns zu kommt. „Wollt ihr ins Wasser?", wiederholt sie meine Frage. Ich nicke und stehe auf. Ihr Grinsen, steckt mich an, obwohl es von Leevi kommt. „Muss Verliebt Sein, schön sein...", schmunzle ich und schüttle den Kopf. „Leuteee...-", quietscht sie. „Oh, bitte erspare uns die Details von dem Innenleben seines Mundes.", stöhnt Ida, die offensichtlich sehr ehrlich mit ihrer Abneigung zu dem Freund, ihrer Freundin umgeht. Ich muss mir ein Lachen verkneifen. Alma lässt sich nicht beirren und sieht zu ihrem Freund zurück. Ist es jetzt eigentlich ihr Freund? Ich entscheide mich dazu, später zu fragen, was er ist." Ich folge Almas verliebten Blick und muss unwillkürlich lachen, als Leevi sich eine Zigarette in den Mund steckt. Die menschliche Zigarette raucht Zigaretten, wie überraschend! Ida grinst ebenfalls und holt Almas Blick zurück. „Was?" „Nichts.", lachen wir beide wie aus einem Mund.
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Tangled Up
Teen FictionBekka ist bereit, den nächsten Schritt zu machen: Ausziehen, Studieren, alleine auf eigenen Beinen Stehen und dabei alles, was sie kennt, hinter sich lassen. Sie macht Bekanntschaft mit Leevi, dessen Lebensinhalt sich aus allem zusammen setzt, wovon...