Kapitel 23

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  „Wie bitte?", fragte ich sie entsetzt. „Was ist mit meinem Vorkoster? Hatte er eine Familie?" „Was, wie? Nein hatte er  nicht. Aber es ist jetzt nicht die Zeit sich um die anderen zu kümmern", sagte eine Bedienstete. Sie war ein zierliches junges Mädchen. Ich wandte mich an sie. „Natürlich kümmere ich mich um sie, ich werde schließlich den zukünftigen Herzog heiraten, deshalb werde ich mich auch um das Volk kümmern. Außerdem ist er jetzt meinetwegen gestorben. Das verletzt mich." Sie erschrak ein wenig und schaute auf den Boden. „Hoheit, was sie damit sagen will ist, dass wir uns alle dennoch um Eure Sicherheit sorgen, deshalb seid bitte so gut und geht in Euer Gemach, bis wir den Täter ausfindig gemacht haben", sagte Emily. Ich überlegte und nickte dann. Ich ging noch kurz zu dem Mädchen und legte meine Hand auf ihre Schulter. „Ich danke dir, dass du dir Sorgen machst. Pass bitte auf dich auf", sie strahlte mich jetzt an. „Passt bitte alle auf euch auf", wandte ich mich dann noch an den Rest. „Kommt jetzt bitte Hoheit", forderte Emily ungeduldig. Und dann liefen wir los. Zwei Wachen liefen jeweils vor und hinter mir. Einer jeweils neben mir. Kurz nachdem ich mein Gemach erreicht hatte, kam auch die Herzogin und erkundigte sich um mein Wohlergehen. Sie wollte wissen, ob ich eine Vermutung hätte, wer mir etwas böses wollte. Mir viel keiner ein. Ich hatte Angst. Vor allem war ich aber auch wütend. Ich dachte endlich, dass ich hier sicher war und jetzt das.

Die weiteren Tage wurde mir nicht erlaubt mein Zimmer zu verlassen. Derjenige, der mein Essen vergiftet hatte, wurde noch nicht gefasst, deshalb durften auch nur ausgewählte Personen zu mir und die Wachpostenanzahl wurde erhöht. Manche Bediensteten und auffällige Personen wurden gefoltert. Man hat jedoch nichts weiteres herausgefunden, weshalb auch auf der Hochzeit morgen vermehrt Wachen anwesend sein werden. Es war wirklich schlimm nicht zu wissen, wer mich hier los haben wollte. Ich wusste nicht, wen ich hier jetzt noch vertrauen konnte und wen nicht, da ich die meisten Leute hier auch ohnehin noch gar nicht kannte.

Es klopfte an der Tür. „Herein."  „Guten Tag, Hoheit." Es war die Schneiderin und ein paar Bediensteten. „Ihr müsst ein letztes mal das Kleid anprobieren, damit wir sehen, ob alles perfekt passt." Ich nickte. Die Bediensteten halfen mir aus mein Alltagskleid heraus und in das Hochzeitskleid rein. Das Kleid ist wirklich schön geworden. Es hatte einen Herzförmigen Ausschnitt mit langen Ärmeln. Das Korsett war sehr eng geschnürt. An meiner Hüfte wurde ein kleines Gestell befestigt, damit das Kleid unten größer wirkte. Das Kleid an sich  war weiß, mit Rüschen bestückt und hatte eine kleine Schleppe. Auch wenn es schön war hoffte ich, dass ich dieses Kleid nicht zu lange anhaben würde, da der Stoff wirklich verdammt schwer war. „Ja, das steht Euch wirklich ausgezeichnet. Später müssen Eure Haare nur passend dazu gerichtet werden, dann ist es perfekt." „Ich danke dir, dass du dir so viel Mühe gegeben hast. Ich danke Euch allen", sagte ich lächelnd. Die Schneiderin sah jetzt traurig aus. „Versprecht mir bitte, das Ihr morgen vorsichtig sein werdet, solange der Täter noch nicht gefasst ist. Ihr seid eine so nette Person." „Ich danke dir, mach dir keine Sorgen, ich werde gut bewacht." Und das war nicht untertrieben. Zusätzlich zu den Wachen wird mein Essen jetzt von mehreren Personen vorgekostet und auch nur von ausgewählten Personen gebracht. Auch morgen wir der Wein, den ich trinke, zuerst in ein anderes Glas geschüttet, damit ein anderer es erst vorkosten konnte. Ich hoffte wirklich, dass sie den Täter bald finden. Ich wollte nicht, dass noch weitere Leute sterben. 

Den Rest des Tages verbrachte ich ziemlich gelangweilt auf meinem Bett. Sowohl der Herzog als auch die Herzogin sind nicht nochmal vorbeigekommen. Emily sagte mir, dass sie, so wie die meisten, noch Vorbereitungen für die Hochzeit treffen müssen. Das Anklopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. „Prinzessin Cleo?", kam es von Jacob. „Soll ich aufmachen, Hoheit?", fragte mich Emily. „Ja bitte." Ich kroch schnell aus meinem Bett, strich mein Kleid glatt und ging auf die Tür zu. Emily öffnete die Tür. Jacob trat einen Schritt herein. „Geht es Euch gut Prinzessin Cleo? Ich habe von dem Giftanschlag gehört. Es tut mir leid, dass ich nicht früher da sein konnte." „Mir geht es gut. Mir ist nichts passiert. Es macht auch nichts, dass Ihr noch nicht da wart, Ihr hattet sicher viel zu tun." Er sah traurig aus. „Es tut mir dennoch leid. Schon das zweite Mal konnte ich Euch nicht beschützen und war nicht da für Euch." Mein Herz klopfte etwas schneller. Das war gerade schon etwas süß. „Ich danke Euch, aber es ist nichts passiert. Mir geht es wirklich gut.", sagte ich schnell. Er musterte mich und nickte dann. „Gut, aber ich werde nicht mehr zulassen, dass Ihr verletzt werdet. Wir sehen uns dann morgen. Ich habe noch etwas zu tun." „Natürlich." Er lächelte mir nochmal kurz zu, drehte sich um und ging. Mein Herz schlug langsam wieder normal. Was war das gerade. Er hat doch eigentlich nicht viel gesagt. „Hoheit?" „Wie? Ja was ist denn Emily?" „Ich weiß es nicht, aber Ihr steht gerade einfach nur herum."  Ich blickte sie an. „Ich war in Gedanken vertieft. Kümmert Euch nicht darum." Sie schaute mich noch kurz verdutzt an, dann verdeutlichte ich ihr, dass ich zu Bett gehen wollte und sie half mit mich bettfertig zu machen.

Ich war schon früh wach und konnte nicht mehr einschlafen. Insgesamt schlief ich diese Nacht nicht so gut. Also lag ich einfach noch wach im Bett und hörte den Vögeln beim Singen zu. Das war die letzte Nacht, die ich in diesem Gemach verbringen würde. In den nächsten Nächten werde ich bei Jacob schlafen. 

Nach einiger Zeit kamen Emily und weitere Zofe herein, um mir mein Hochzeitskleid anzuziehen. Danach machten sie mir meine Haare, die sie teils hochsteckten und teil auf meine Schulter hängen ließen. Zum Schluss wurde mir noch mein Schmuck angelegt und ich war fertig. Das alles dauerte ziemlich lange, sodass ich auch schon Richtung Kapelle gehen musste. Bald war es so weit. Bald war ich Cleo von Hohenfels.

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