Kapitel 37

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Bitte? „Jetzt sofort? Das war es also, was der Mann dir heute Nacht gesagt hat." Jacob nickte. „Und du... Du musst dann mit in den Krieg ziehen?" Er nickte wieder. „Aber... Nein! Du sollst nicht in den Krieg gehen, du-"„Cleo, beruhige dich. Ich habe keine andere Wahl! Vater kann nicht mehr kämpfen und ich wurde schon als ich noch ein Kind war zum Kämpfer ausgebildet. Es wird alles gut." Ich nickte, senkte meinen Kopf und kämpfte gegen meine Tränen an.

Wir standen vor dem Herzog, der Herzogin und zwei weiteren Personen. Sie waren die rechte und die linke Hand des Herzogs. Auf ein Zeichen hin knieten wir uns vor den Leuten und senkten unsere Köpfe.

„Wir haben uns versammelt, um diesen Mann zum Herzog und diese Frau zur Herzogin zu ernennen. Aus gegebenen Anlass dankt der jetzige Herzog von Hohenfels freiwillig vorzeitig ab", sprach ein Priester zu den Anwesenden. „Wir denken mit Freuden an die glorreiche Zeit zurück. Der Herzog von Hohenfels hat immer an sein Volk gedacht und sie an die erste Stelle gestellt. In der Zeit musste kein Mensch Hunger leiden und es gab gute Ernte. Der Gott hat es uns für die guten Dienste geschenkt." Die kleine Menge jubelte und klatschte. „Seinen Beispiel folgend wir auch der Sohn des Herzogs, Prinz Jacob von Hohenfels, uns allen gute Dienste erweisen und auch wir werden ihn mit Freuden dienen. Er wird kein Leid und kein Elend über uns bringen und auch er wird seine Untertanen an erster Stelle sehen." Auch hier stimmte die Menge mit Jubelgeschrei zu. „In diesem Sinne ist diese Abtretung von Gott gesegnet und Gott ernennt Prinz Jacob von Hohenfels zum Herzog von Hohenfels und Prinzessin Cleo von Hohenfels, gebürtige Prinzessin von Strahlenburg, zur Herzogin von Hohenfels. Mögen sie lange regieren und Glück über uns bringen." Die Menge war still und sie schaute jetzt zum Herzog. Er zog seinen Umhang aus und gab es den zwei Männer, die es Jacob überhängten. Dann gab er Jacob den Herzogstab und überreichte ihn diesen. Anschließend nahm er seine Krone ab und setzte sie Jacob auf. Jetzt jubelten die Leute. Jacob stand auf und drehte sich um. Der Priester überreichte ihn die vergoldete Kugel. Nach dem dies alles geschehen war, nahm die Herzogin ihren Umhang ab und überreichte auch diesen den Männern. Die wiederum hängten mir den Umhang um. Die Herzogin nahm ihre Krone ab und setzte sie mir auf. Dann stellte auch ich mich wieder hin, drehte mich um und wir schauten zusammen mit Jacob in die Menge hinein. Sie jubelten und klatschten. Der ehemalige Herzog hob die Hand und alle wurden still. „So mögen der neue Herzog von Hohenfels und die neue Herzogin von Hohenfels Glück über uns bringen. Wir sehen mit Freude und Hoffnung auf ihre und unsere Zukunft." Wir wurden wieder bejubelt und standen noch einige Minuten da.

Es war jetzt schon Mittag und wir saßen beim Essen. Der Priester und die Vertrauten des Herzogvater waren auch dabei. Sie redeten darüber, dass die Abtretung super und schnell abgelaufen ist. Ich war still. Mir war das alles etwas zu schnell. Auf die Hochzeit konnte ich mich ja wenigstens noch vorbereiten. Ich hatte auch nicht erwartet, dass wir schon so früh zum Herzog und zur Herzogin ernannt werden würden. Auch Jacob war heute eher still und beteiligte sich nicht, beziehungsweise wenig beim Gespräch.

Unser Zeitplan war heute strikt. Ich konnte nicht einmal kurz bei Mira vorbeischauen. Wir waren noch bei einer Besprechung und dann kam ein Künstler, der Jacob und mich auf ein großes Bild zeichnete. Dafür mussten wir ziemlich lange in unseren Gewänder stehen. Jacob hatte es dabei jedoch schwieriger, da er noch den Stab und die goldene Kugel halten musste. Wir machten einmal Pause. In der hatten wir etwas getrunken und Jacob konnte seine Arme etwas ausruhen. Für diesen Tag waren wir dann aber fertig. Morgen müssten wir uns noch einmal hinstellen, da die Farbe dann trocken war. Laut dem Maler. Am Abend wurde ausgemacht, wann Jacob mit den Kriegern losgehen würde.

Ich hatte in den nächsten Tagen Jacob wenig gesehen. Wir hatten mit dem Herzogvater und der Herzogmutter ausgemacht, dass sie in der Zeit bis zum Krieg und bis Jacob wieder da war, den größten Teil der Pflichten des Herzogs übernehmen. Dadurch hatte ich noch etwas Zeit mich darauf einzustellen und Jacob konnte trainieren. Das war auch der Grund, warum ich ihn so wenig sah. Er war entweder trainieren oder bei den Kriegern. Dort hat er mit denen Kampfstrategien entwickelt und sie sind diese gemeinsam durchgegangen. Mira wurde in ein eigenes Zimmer gebracht, damit sie den kurzen Schlaf des Herzogs nicht störte.

Es war mitten in der Nacht, als ich gehört habe, dass jemand ins Gemach kam. Es war Jacob. Er zog sich aus und wusch sich kurz mit dem Eimer Wasser ab, der an der Wand stand. „Wieso kommst du erst so spät?", brummte ich in mein Kissen hinein. „Es tut mir leid, habe ich dich aufgeweckt?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, ich konnte sowieso nicht schlafen." Ich drehte mich zu ihm. „Wir mussten noch eine Strategiebesprechen, später haben wir keine Zeit mehr." Später. Wenn ich das nächste mal aufwachen werde, wird Jacob gehen müssen und niemand wusste, wann er zurück kommen wird. Das war auch der Grund warum ich nicht schlafen konnte. Ich war auch der Meinung, dass die Zeit viel langsamer verstrich, wenn man wach iwar, als wenn man schlafen würde. „Ich will nicht, dass du gehst." Jacob sagte nichts. Er nahm mich in seine Arme und küsste mir auf den Kopf.

Ich musste doch eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war es schon hell. Panisch schaute ich umher. Jacob war nicht da. Ich stand auf, zog mir schnell ein schlichtes Kleid an, das ich selber binden konnte, und steckte meine Haare hoch. Dann rannte ich in Richtung der Eingangshalle. Vor der Tür zum Hof blieb ich stehen und atmete erleichtert durch. Jacob stand noch dort. Auch er sah mich jetzt und kam auf mich zu. Ich machte auch ein paar Schritte auf ihn zu. „Keine Sorge, ich wäre nicht gegangen, ohne dich noch ein letztes Mal zusehen", sagte er, als er bei mir angekommen war  Ich lächelte ihn schief an. Ich betrachtete ihn, um ihn fest in meine Erinnerungen zuschließen. Als ich sein Schwert sah, musste ich lächeln. „Ist das..?", fragte ich. Jacob verstand und musste grinsen. „Ja ist es. Und schau, was ich noch habe." Er fasste an seinen Gürtel und holte einen Dolch hervor. „Das ist ja mein Dolch. Du hast ihn noch?", schaute ich ihn verblüfft an. „Natürlich. Es passiert ja nicht alle Tage, dass eine Frau einen in dem eigenen Gemach umbringen will." Ich wurde rot bei den Gedanken daran, was ich ihn damals an den Kopf geworfen hatte. „Jacob. Ich habe da noch etwas für dich." Ich holte das Tuch hervor, an dem ich so lange gesessen war. „Ich weiß es ist nicht gut, aber ich habe mir Mühe gegeben." Er nahm es entgegen und betrachtete es. Das Tuch war mit Blumen bestickt und am rechten unteren Rand war ein J und ein C gestickt. Jacob lächelte, nahm das Tuch hoch und küsste es. Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste auch mich. „Ich liebe es",  flüsterte er mir zu. Ich lächelte ihn an. „Herzog! Wir müssen aufbrechen", rief ein Krieger. „Sag Mira, dass ich sie lieb habe. Ich war vorhin schon bei ihr und habe mich verabschiedet. Habe sie dabei leider aufgeweckt. Das fand deine Zofe Emily gar nicht so lustig." Ich musste lächeln. „Cleo, ich liebe dich. Wir sehen uns bald wieder."„Ich liebe dich auch. Sei bitte vorsichtig und komme bald wieder zu mir zurück." Wir umarmten uns und küssten uns noch einmal. Dann ging er zu seinen Eltern und verabschiedete sich. Ein Junge brachte ihn sein Pferd und Jacob setzte sich auf den schwarzen Hengst. Sein Umhang wirbelte im Wind, als er und sein Pferd ein paar Schritte vor liefen. Jacob drehte sich noch einmal um und schaute zu mir. Ich winkte ihm zu. Er hob seine Hand, in der er mein Tuch hatte. Dieses kleine Zeichen brachte mich zum Lächeln. Ich war froh, dass er aus der Entfernung meine Tränen nicht sah. Ich wollte nicht, dass er mich weinend in Erinnerung behielt.  

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