Kapitel 32

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„Cleo!" Jacob kniete sich neben mich und schaute mich an. Ich musste husten und riss meine Augen auf. Schmerzen überkamen mich. Ich langte an meinen Bauch. Es tat höllisch weh. Ich stöhnte. Jacob legte eine Hand auf meinem Bauch, die andere auf meine Wange. Ich zitterte. „E- Es tu- tut mir leid. I-Ich wollte das ni-nicht", sagte der junge Diener. Jacob drehte seinen Kopf in dessen Richtung und funkelte ihn böse an. „Verhaftet ihn!", befahl er den Wachen. „Nein es-" Die Wachen führten ihn ab. Mir war das gerade alles egal. Noch mehr Schmerzen überkamen mich. Ich rollte mich zusammen, stöhnte und fing an zu schreien .„Holt verdammt nochmal den Arzt!", schrie Jacob. Ich griff zitternd an Jacobs Arm und sah ihn unter Tränen verzweifelt an. Ich schwitzte. Jacob schaute auch mich verzweifelt an. „Er soll aufs Gemach kommen!", fügte er jetzt hinzu und nahm mich auf den Arm. Ich musste wieder stöhnen. Dort wo ich lag war ein kleiner Blutfleck zu sehen. „Aus dem Weg!", schrie Jacob in die Menge und brachte mich fort unter den Augen der Gäste und den sowohl wütenden als auch traurigen und geschockten Blicken meiner Brüder. Ich krallte mich an Jacob fest und weinte. Ich hatte riesige Angst.

Ich lag jetzt in unserem Bett. Ich zitterte, schrie und weinte. Jacob lag neben mir und hielt mich fest.

Die Tür sprang auf und der Arzt rannte herein. Hinter ihm waren vier Frauen. Jacob stand auf und lief zu meinem Leibarzt. Sie besprachen irgendetwas. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Die Schmerzen überrannten mich. Der Arzt schaute mich an und kam jetzt zu mir her. „Hört zu, Hoheit. Ihr müsste jetzt stark bleiben. Ihr dürft nicht das Bewusstsein verlieren, verstanden?" Ich versuchte zu nicken. Ich hatte aber keine Ahnung, ob mir das auch gelang. „Wir müssen das Kind jetzt holen." Nein! Ich hielt ihm am Arm fest, als er gehen wollte. Er scheint verstanden zu haben. „Doch wir müssen es jetzt holen. Ich weiß, dass es zu früh ist, aber wenn wir es nicht jetzt holen werdet ihr beide sterben." Ich erstarrte. Auch Jacob starrte her. Der Arzt drehte sich um. „Prinz Jacob. Ihr müsst den Raum jetzt verlassen." „Aber-" „Geht! Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren." Eine Hebamme schob Jacob aus den Raum und sperrte die Tür hinter ihm zu. Eine andere Frau kam zu mir und nahm meine Hand. „Schaut mich an. Schaut die ganze Zeit zu mir. Ich werde da sein für Euch." Ich nickte und hielt ihr Hand fest. Sie strich ein paar Haarsträhnen aus meinen verschwitzten Gesicht und lächelte mich an. Eine weiter Schmerzwelle überkam mich und ich musste schreien. „Holt das Wasser und die Tücher herbei!", rief der Arzt. Er stellte meine Beine auf und schob mein Kleid zurück. Mir war das nicht peinlich. Ich konnte auch überhaupt nicht daran denken. Ich hatte schließlich andere Probleme. „Ich brauch ein nasses Tuch. Ich werde das Blut abwischen Hoheit. Erschreckt nicht." Ich spürte etwas nasses. „Schaut mich an. Das macht Ihr gut. Alles wir gut."Dein Wort in Gottes Ohr! Ich schrie wieder. „Okay, Hoheit. Ihr müsst pressen, wenn ich es sage, verstanden." Ich nickte. „Okay. Es ist bald so weit. Wartet. Jetzt!" Und ich presste, während ich mir meine Seele aus dem Leib schrie. Die Hebamme neben mir machte jedoch auch kein gutes Gesicht. Ich fragte mich warum, sie musste das hier ja wohl nicht alles durchstehen. Das dachte ich zumindest, bis ich bemerkte, dass ich ihre Hand so fest hielt, dass sie später sicherlich noch länger Schmerzen haben würde. „Und nochmal!" Ich presste. „Fester!" Halt die Klappe! Ich schrie. Es soll aufhören! Es tut so weh. „Noch einmal Hoheit." Und ich presste wieder. Mir kam langsam der Gedanke, dass ich vielleicht falsch presste. „Atmet ganz ruhig, Hoheit. Ganz langsam.",wandte sich die Amme an mich. Wie soll ich denn jetzt ruhig atmen?„Ich werde mit meiner Hand etwas in Euch eindringen. Und nochmal!" Ich presste und schrie. „Da. Ich sehe den Kopf. Gebt jetzt nicht auf, Hoheit. Weiter!" Ich musste lächeln. Bald ist er da. Dann ist es vorbei. „Da ist das Kind." Er stoppte. „Was ist los?", fragte ich mit ausgelaugter Stimme. „Wieso schreit er nicht?", schrie ich jetzt schon beinahe. „Es geht ihr soweit gut, Hoheit. Sie ist aber noch sehr klein. Ich weiß nicht, ob sie es schaffen wird. Es ist ein Mädchen." Es wurde ruhig im Raum. Die Hebamme die immer noch neben mir war drückte sanft meine Hand. Ich erstarrte und blickte an die Decke. All die Mühen umsonst?

Sie ließen Jacob herein. Er stürzte auf mich zu, kniete sich neben mich und wischte mir mit einem Tuch ,dass neben mir lag, den Schweiß von meinem Gesicht. „Geht es dir gut?", fragte er. Ich schaute ihn an. „Es ist ein Mädchen." Er erwiderte meinen Blick ruhig, dann sagte er zum Arzt gewannt. „Gebt draußen Bescheid, dass der Junge gestorben ist. Tut alles was in eurer Macht steht, um unsere Tochter zu helfen. Wenn es ihr bessergeht, sagt mir Bescheid, dann werde ich sie Leuten geben, die ich vertraue. Sie werden sie aufziehen. Und, dass sie ein Mädchen ist,bleibt unter uns!" „Sehr wohl, Hoheit", sagte der Arzt und ging mit zwei Hebamme hinaus, um sich um das Kind zu kümmern. Die anderen zwei Frauen bleiben bei mir, um sich um mich zu sorgen. Jacob kniete noch eine Weile neben mir. „Es wird alles gut. Ihr wird es besser gehen und sie wird zu einem tollen starken Mädchen heranwachsen. Das verspreche ich dir." Ich weinte. Aber nicht wegen den Schmerzen in meinem Bauch, sondern den Schmerzen in meinem Herzen. Man hat sie mir weggenommen. Man hat sie einfach weggebracht und ich hatte sie noch nicht einmal gesehen. Mein kleines Mädchen. Ich weinte weiter. Doch ich schämte mich nicht dafür. Die Tränen waren schließlich nur eine Art für die Seele zu bluten.

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