Kapitel 41

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Nur der engste Familienkreis war bei der Beerdigung dabei. Die Herzoginmutter wollte nicht zu viele einladen. So konnten wir unsere Gefühle besser zeigen und mussten nicht auf unsere Haltung achten. Ich war ihr wegen dieser Entscheidung sehr dankbar. Ich hörte nicht wirklich zu, was der Priester sagte. Ich schaute nur auf Jacob. Wie er dort lag. Er lag einfach nur da und rührte sich nicht. Ließ alles über sich ergehen und konnte sich nicht mehr wehren. Es war nur noch seine Hülle die dort lag. Jacob war gegangen. Das wusste ich, wollte und konnte es aber nicht akzeptieren. Die Herzoginmutter weinte und schmiegte sich an ihren Mann. Ich jedoch stand einfach nur da. Meine Augen schienen leer und doch lebendiger als Jacobs. Ich weinte nicht. Konnte einfach nicht mehr. Ich hatte heute kein Auge zu bekommen. Ich war wach, hatte geweint und schaute immer nur die Wand und den leeren Platz in meinem Bett an.

Es war nun so weit. Jacobs Sarg wurde geschlossen und er Wurde in die Erde gelassen. Als er unten war ging ich mit meiner Rose zu ihm. Ich stand vor seinem Grab und holte mein Tuch heraus, das ich ihm gegeben hatte. Ich Band es um die Blume. „Ich liebe dich. Für immer. Du wirst immer bei mir sein. Ich werde dich nicht vergessen. Ich werde unseren Kinder von dir erzählen. Ich werde ihnen all die schönen Momente erzählen, die ich mit dir hatte. Ich werde ihnen sagen, wie du mich gerettet hast und den vergifteten Wein von mir getrunken hast. Dass du fast wegen mir gestorben wärst und du mich trotzdem noch liebtest. Jacob, ich liebe dich." Nach diesen Worten warf ich die Rose zu ihm. Zu meinem Mann, den ich nie wieder sehen werde.

Ich saß in der Eingangshalle. Die Beerdigung war vorbei. Jacobs Eltern und Justin verabschiedeten sich auch von ihm. Ich hatte aber keine Ahnung, was sie zu ihm gesagt hatten. Nach der Beerdigung erwiesen uns alle ihre Anteilnahme und dann trafen wir uns im Essensaal und aßen das Beerdigungsmahl. Und jetzt saß ich in der Eingangshalle und schaute unser Bild an. Das Bild, dass nach der Verkündung gemalt wurde. Umso ätzender ich es damals fand, die ganze Zeit dort zu stehen, umso besser fand ich es jetzt. Es war das einzige Bild, dass ich von Jacob hatte. Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß. Als Emily zu mir kam, war es schon dunkel. Sie sagte mir, dass ich auf mein Gemach gehen sollte und etwas essen sollte. Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Ich aß jedoch nichts, sondern ging einfach nur schlafen. Ich versuchte es zumindest.

Die Beerdigung war jetzt schon drei Wochen her. Der Herzogvater und Justin trugen wieder normale Kleiner. Die Herzoginmutter trug Halbtrauer und ich immer noch Trauer. Ich war bei Mira und spielte etwas mit ihr. Bei ihr fühlte ich mich besser. Dieses unschuldige Lächeln, dass mich nicht immer traurig anschaute und ihr Beileid aussprach, tat mir einfach gut. Es klopfte an der Tür und ein Bote kam herein. „Hoheit. Entschuldigt die Störung. Der Herzogvater verlangt Euch", sagte er. Ich nickte. „Ich komme sofort." Ich wusste worum es ging. Da der Herzog tot war und es keinen Erben gab, musste ein anderer Nachfolger bestimmt werden. Dies würde wohl Justin sein.

Ich trat hinein in das Zimmer. Es waren schon alle der Familie anwesend. Auch die zwei Berater des Herzogvaters waren da. „Da bist du ja", sagte der Herzogvater auch gleich zu mir. „Wir haben dich rufen lassen, um mit dir zu besprechen, wer der neue Herzog sein soll. Nun, da Jacob gestorben ist, muss ein neuer Nachfolger bestimmt werden. Wie du dir bestimmt denken kannst. Da du keinen Jungen geboren hast, wird der neue Herzog Justin, unser Zweitgeborener, sein." „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit es diesem Land weiterhin gut gehen wird." Der Herzogvater nickte. „Es steht noch die Frage offen, wen du heiraten sollst. Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn du Herzogin Cleo heiraten würdest." Was? Selbst hier wird über meinen Kopf hinweg bestimmt, was ich zu tun hatte. „Sie weiß schließlich schon über die Begebenheiten hier Bescheid." Justin schaute mich an. „Ich hätte jetzt nichts dagegen, aber wäre es nicht besser, durch eine Hochzeit unser Reich zu vergrößern und unsere Verbündetenanzahl zu verstärken? Dadurch würden wir viel mehr Macht erhalten." Justin hatte ein komisches Funkeln in den Augen. Machtgier spiegelte sich in diesen wieder. „Mh, ja da hast du auch wieder recht mein Sohn. Ich denke, darüber können wir noch einmal wann anders reden. Jetzt sollten wir erst einmal festhalten, dass du der neue Herzog werden wirst. Ich werde dir alles zeigen, was du wissen und machen musst. Vieles weißt du ja eh schon." Justin nickte. „Ich denke es ist jeder damit einverstanden, dass Justin der neue Herzog wird, also werde ich-" „Nein", unterbrach ich ihn. Jetzt schauten mich alle an. „Nein, ich bin nicht damit einverstanden." Justin lachte. „Ha. Es tut mir leid Cleo, aber du wirst nichts dagegen tun können. Jacob ist tot, so ist das nun einmal. Das Reich braucht einen Herrscher und dass werde ich nun mal sein", zischte er mich an. „Nein, das können wir nicht mit Sicherheit sagen. Wir müssen erst noch abwarten." „Was meinst du damit?", fragte mich der Herzogvater. „Ich erwarte ein Kind. Das Kind von Jacob." Der Herzogvater und die Herzoginmutter schauten mich verblüfft an. Justins Kinnlage klappte nach unten. „Das kann doch gar nicht- Woher sollen wir denn wissen, dass es Jacobs Kind ist. Er ist schließlich schon seid Wochen tot!" Ich stand auf. „Was willst du mir denn damit unterstellen?", fauchte ich ihn an.„Ruhe!", befahl der Herzogvater. „Wie lange wusstest du das schon?", fragte mich die Herzoginmutter. „Ich habe es an dem Tag erfahren, als Jacob zurückkam. „Und dann sagst du uns nichts?",fragte Justin. „Sei ruhig Justin", sagte die Herzoginmutter. „Es war eine schwere Zeit für Cleo, für uns alle. Da ist es verständlich, dass sie auch andere Gedanken hatte." Sie wandte sich wieder zu mir. „Weiß es sonst noch jemand?" „Emily hat es festgestellt. Ihr könnt sie fragen", sagte ich. Was sie auch taten.

An diesem Tag wurde es noch ziemlich hektisch. Naja nicht für mich, mir wurde Bettruhe aufgetragen. Schon wieder. Justin war etwas verärgert, da er jetzt noch etwas länger warten musste, bis er Herzog werden würde, falls er es überhaupt werden würde. Die Nachricht, dass ich ein Kind von Jacob erwartete ging schnell die Runde. Schon bald wurde es auch im Reich verkündet. Mira lag bei mir im Bett und ich schaute ihr zu, wie sie schlief. Ich fasste an meinen Bauch. Egal wie die Sache ausgehen würde, egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Ich würde die beiden immer lieben. Dank ihnen wird Jacob immer hier sein. Sie sind schließlich ein Teil von ihm. Mit diesen Gedanken wurde mir klar, dass Traurigkeit nicht weiterhilft, denn wer sich von ihr leiten lässt beschwört nur den Untergang herauf.

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