- "Zieh das Hemd an!"
Fassungslos starrte ich meinen Bildschirm an und verstand die Welt nicht mehr. Es bildeten sich immer mehr Fragen in meinem Kopf, doch durfte ich sie auch stellen? Oder musste ich gegenüber dem König nur stumpf Befehle ausüben? Selbst über das Fragenstellen machte ich mir Gedanken! Langsam spürte ich einen leichten Schmerz in meinen Schläfen.
"COMET!", hörte ich eine tiefe, männliche Stimme durch meine Kopfhörer schreien, "MISSACHTEST DU ETWA MEINE BEFEHLE?"
Erschrocken sprang ich aus meinem Stuhl auf und hechtete zu meinem Schrank. Was war das denn? Ist der König etwa so leicht reizbar? Langsam öffnete ich die Tür meines Kleiderschranks und atmete tief ein und aus.
'Nur die Ruhe. Das ist nur irgendein Mensch im Internet. Der kann dir nichts anhaben. Wenn es dir zu viel wird kannst du dich einfach ausloggen und dann ist es vorbei.' Ich versuchte mir selbst Mut zu zusprechen - mit Erfolg. Lässig zog ich mein weinrotes Shirt aus und warf es in irgendeine Ecke meines Zimmers. Langsam streifte ich mir das leicht durchsichtige Hemd über meine nackte Haut und griff nach einer Krawatte. Vorsichtig legte ich sie mir um den Hals. Der blutrote Stoff der Krawatte auf dem weißen Hemd hinterließ ein mulmiges Gefühl in meinem Magen. Abermals atmete ich tief ein und aus, bevor ich zurück zu meinem Schreibtisch ging.
- "Ich bin soweit."
Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Königs.
- "Braves Mädchen. Schau mal in deine Nachrichtenbox. Ich habe dir einen Link geschickt von einem anderen Chatroom. nur für uns beide."
Gänsehaut bildete ich auf meinem ganzen Körper und ich schüttelte mich. Alles in mir sträubte sich dagegen auf diesen Link zu klicken. 'Zu allergrößten Not kann ich immer noch meinen Pc herunterfahren und meine Videocamera abkleben. Dann kann mir niemand etwas anhaben.' Unbewusst nickte ich uch klickte auf den Link.
Es war ein Chatroom wie jeder andere, mit einem Fenster zum Chatten und einem Fenster für die Kameraübertragung. Nur dieses Mal war der Chatroom privat, das heißt ohne Passwort konnte niemand den Chatroom betreten. Ein wenig nervös startete ich die Videoübertragung. Er begrüßte mich mit einem Lächeln.
"Du siehst sehr heiß aus. Das Outfit steht dir sehr gut." Seine mächtige Stimme hallte in meinem Kopf wieder und setzte sich in meinem Unterbewusstsein fest. "Hast du schwarzes Make up?"
Ich nickte fragend. "Ja, ich besitze einen schwarzen Eyeliner."
"Gut. Kannst du dir oberhalb und unterhalb deiner Augen zwei breite, senkrechte Striche aufmalen."
Abermals nickte ich und stand auf. Symbolisierten diese Striche etwas für ihn? Ist das eine Art Ritual? Während ich noch dabei bin die Striche aufzumalen, höre ich seine Stimme aus meinen Lautsprechern. "Bring Klebeband und einen Edding mit wenn du fertig bist." Kein Bitte. Kein Danke.
Fertig geschminkt, mit Edding und Klebeband in der Hand setzte ich mich zurück vor meinen Pc. Er sah sichtlich zufrieden aus. "So gefällt mir das. Du siehst wunderschön aus. Das hast du wirklich gut gemacht." Er überschwemmte mich förmlich mit Komplimenten. Ich persönlich fand das Make-up ziemlich hässlich. Ich verstand nicht was er daran so attraktiv fand.
"Ich möchte jetzt, dass du ein großes Stück Klebeband abmachst und 'Sebby's Sklave' darauf schreibst." Ich wusste was jetzt kommt. Schon als er mich nach dem Klebeband frage, wusste ich was er von mir wollte. Langsam und in meiner schönsten Schrift schrieb ich die verlangten Worte auf das Klebeband. Wollte ich das hier wirklich? Ich versuchte in mich hinein zu hören und schloss meine Augen. Da war nichts. Ich spürte kein Verlangen, aber auch keine Ablehnung. Spürte keine Trauer, aber auch kein Glück. Fühlte mich nicht leer, aber auch nicht erfüllt.
"Nimm das Klebeband und klebe es dir mittig auf den Mund."
Ich griff nach dem Klebeband und spürte wie innerlich Etwas in mir starb.
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Obey The King
HorrorAlles bleibt gut, solange du den Befehlen des Königs folgst! IMMER! --- Ich wurde jetzt schon öfter gefragt, ob ich von anderen Geschichten inspiriert wurde. Leider nein. Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, die mir passiert ist. Ic...