Die Belohnung

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Es ist sehr schwierig Freunde mit nach Hause zu bringen, wenn man durchgehend in einem Chatroom sein muss. Deshalb entschied ich mich heute dagegen, wie gewohnt meinen PC anzuschalten und Stunden nutzlos vor der Kamera zu verbringen, um darauf zu warten, dass Sebby sich meldet und mir etwas befiehlt. Ich wusste, dass dies ein Regelbruch war, denn man musste seinen Pc sofort anmachen, sobald man Zuhause ist. 'Ich kann einfach sagen, dass ich shoppen war und erst so spät Heim gekehrt bin', dachte ich, als ich mein Zimmer betrat. Normalerweise war ich nicht so der Typ, der gerne nach draußen geht und sich mit Freunden trifft. Ich bevorzugte es in meinem kleinen, gemütlichen Zimmer Zeit zu verbringen. 

Die Wände meines Zimmers waren, aus Kleinkind-Zeiten, in einem zarten Altrosa gestrichen. Die Farbe wollte ich schon lange ändern, denn rosa war schon lange nicht mehr meine Lieblingsfarbe. Damals habe ich meine Eltern zwei Wochen lang angefleht mein Zimmer neu zu tapezieren. Nach dem ich ihnen weinend erklärte, dass die Bärentapete zu kindisch war und ich nie wieder Freunde zu mir einladen könnte, gaben sie endlich nach und ich, mit meinen jungen 12 Jahren, dachte natürlich rosafarbene Tapete ist der Hammer. Ach, damals war ich noch klein und dumm. Ich will die Wände unbedingt streichen, aber meine Eltern erlauben es mir nicht. Aus Protest bemalte ich mein Fenster mit verschiedenen Wasserfarben, so dass aus verschiedenen Farbtönen ein wunderschönes Bild eines Mädchen entstand, dass Geige spielt. Natürlich waren meine Eltern eher weniger davon begeistert, aber wen interessiert das schon. Ein weiteres Plus war, dass durch das bemalte Fenster nur noch begrenzt Sonnenlicht in mein Zimmer scheint. Ein großer Vorteil, wenn man wie ein Einsiedler in seinem Zimmer lebt und es nur gezwungen verlässt.

Doch heute habe ich unglaubliche Lust nach draußen zu gehen. Schnell schrieb ich auf meinem Handy alle Leute an, mit denen ich mal wieder Zeit verbringen möchte und mache mich auf den Weg.


Ein paar Stunden später betrete ich mit einem Lächeln auf meinem Gesicht mein Zimmer. Diese Abwechslung hat mir echt gut getan. Auf meinem Bett entdecke ich ein Packet. Es ist an mich adressiert, hat aber keinen Absender darauf stehen. 'Ich habe doch gar nichts bestellt, oder?', frage ich mich selbst und öffne es verwundert mit einer Schere. Im Inneren befindet sich ein hellbrauner, flauschiger Teddy. Verwirrt nehme ich ihn aus dem Paket heraus und halte ihn vor mein Gesicht. "Ich habe gar keinen Teddy bestellt. Warum bist du denn hier gelandet?" Der Teddy zeigt keine Reaktion auf meine Frage. Klar, was habe ich eigentlich auch von einem Teddy erwartet? Das er jetzt plötzlich anfängt mit mir zu reden oder was? Suchend checke ich die Verpackung nach einem Absender, doch alles was ich noch finde ist ein kleiner weißer Zettel. Nein, kein Zettel. Es sieht eher aus wie eine Visitenkarte. "Eine kleine Belohnung für dich", lese ich vor, "Von Sebby."

Ich erstarre. Kalter Schweiß läuft mir den Nacken herunter. Ich schlucke und lese den Text erneut, in der Hoffnung, dass ich mir das alles Eingebildet habe. Kein Zweifel. Das Paket ist von Sebby. Aber wie hat er mich gefunden? Und wie? Woher kennt er meinen richtigen Namen? 



Obey The KingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt