Kapitel 3

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Dort stand er schon, und schaute zu mir hinunter.

„Hey."

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Ich musste meinen Kopf leicht nach oben neigen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er hatte leuchtend, violette Augen, welche mich sofort in ihn aufsogen. Seine Haare waren schwarz und etwas zerzaust hochgestylt. Der Undercut stand ihm gut und seine Kleidung passte er perfekt auf sein Äußeres an. Er trug ein Top, bei dem die Ärmel etwas zerfranst waren. Es sah aus als hätte er sie selbst abgeschnitten –  was aber bestimmt gewollt war. Dazu hatte er eine schwarze Hose an, welche wie meine zerrissen war, auch, wenn seine sogar etwas stärker. An seinem linken Arm zog sich ein Tattoo entlang, welches aber auch nicht total auffällig war. Es passte perfekt zu seinem Auftreten, vor allem zu seinen Tunnels. Auf dem rechten Oberarm hatte er lediglich eine Kette von kleineren Kreuzen tätowiert, die sich wie ein Ring um seine Muskeln schlängelte. Mein Blick wanderte zu seinen schwarzen Nike Schuhen und dann wieder hinauf zu seinem Gesicht. Er schaute mich irritiert an und ich verstand erst nicht warum, bis ich bemerkte, dass ich ihm noch nicht geantwortet, sondern ihn eher förmlich zerstarrt hatte.

„..uhm, hey", antwortete ich dem Jungen verlegen. Er nickte nur und lief voraus. Ich eilte ihm hinterher und zwang mich nicht dauernd zu ihm zu schauen, da er ohnehin desinteressiert wirkte. Kopfschüttelnd über meine Gedankengänge erhob der Kerl das Wort.

„Jamie."

Verwirrt schaute ich zu ihm hoch.

„Mein Name. Ich bin Jamie", nun wand er sich auch mir zu.

„Okay..ich bin Ka-..Kyle", stellte ich mich ihm auch vor.

„Schön dich kennenzulernen, Kyle.", nun blieb er vor einer Tür stehen und zeigte über seinen Rücken auf diese, „Das ist übrigens dein Zimmer. Wenn du noch Fragen hast, komm einfach zu meinem Zimmer: im nächsten Gang gleich links."

Ich nickte und wollte gerade vorbeigehen, da mir das echt unangenehm war wie ich auftrat, so gar nicht wie ich..sondern wie –  wie der Sohn der Rektorin, doch dann stoppte der Junge mich und setzte wieder zum Reden an. Doch diesmal wurde auch er unterbrochen: ein Mädchen warf sich um seinen Hals und grinste ihn schelmisch an.

„Jaay~ Du hast mir was versprochen. Wir wollten doch noch etwas Spaß haben", sagte sie, auch vor mir, ohne zu zögern. Oder nahm sie mich überhaupt wahr? Ich räusperte mich, um sicherzugehen, dass sie vor mir nicht gleich etwas starten würden. Allein bei dem Gedanken daran rüttelte es mich.

Das Mädchen wandte sich zu mir um und hob eine Augenbraue, während sie mich musterte. Kurz darauf lächelte sie mich an.

„Und du bist? Ich hab dich hier noch nie gesehen", fragte sie mich neugierig. Ob das jedoch reines Interesse war, konnte ich nicht behaupten.

„Bin Kyle..", ich musste mich hart beherrschen nichts falsches zu sagen, also atmete ich nochmal tief ein und aus, bis ich weitersprach, „der Neue." Ich zwang mich zurückzulächeln, immer noch hoffend sie würden mir gleich Platz machen und sich dann wieder auf was auch immer konzentrieren.

„Schöner Name. Ich bin Stella. Sag mal kann's sein, dass du irgendeinen Verwandten auf der Schule hast? Deine Augen kenne ich irgendwoher..", setzte sie an. Ich lachte kurz auf.

„Ich bin der..Sohn der Rektorin. Eventuell liegt es daran", antwortete ich ihr. Stellas Augen leuchteten bei meinen Worten auf und ich konnte schon den bevorstehenden Ärger riechen.

„Ach so ist das, na dann. Ich leih mir Jay dann mal aus. Sehen uns morgen", sagte sie ehe sie sich schon mit ihm umgedreht hatte und davon lief. Kurz bevor sie aus meiner Sichtweite verschwunden waren, drehte sich Stella nochmal um und warf mir einen Luftkuss zu. Ich unterdrückte mir den Drang aufzuwürgen und zwinkerte zurück. Darauf wandte ich mich wieder meiner Tür zu und schloss diese endlich auf.


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Ich staunte als mir das riesige Zimmer ins Blickfeld fiel. Sagte Miss Hanson nicht etwas von bescheiden? Wo war das bitte bescheiden? Ich hatte sogar einen Balkon. Und er war verdammt nochmal groß. Das war alles andere als bescheiden. Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Den Schlüssel und den Brief, mit dem Rest der Infos, legte ich auf die Kommode rechts von mir, auf der außerdem ein kleines Buch und ein Stift lagen, womöglich der Rest der Dinge, die ich noch wissen musste. Der Stift war dann wahrscheinlich zum Ausfüllen irgendwelcher Dokumente gedacht.

Ich lief weiter in das Zimmer und sah links von mir einen Kleiderschrank und daneben ein Atelier stehen. Dabei hatte ich doch so lange nicht mehr gezeichnet, ich lachte auf. Na ja man konnte es ja mal wieder versuchen,..später. Ich drehte mich wieder Richtung Balkon und schaute hinaus. Es war eine wundervolle Aussicht, vor allem, weil ich im 4. Stock war. Ich konnte über das komplette Anwesen und weiter hinaus sehen. Das würden viele Nächte draußen werden, und das allein nur, weil ich die Sterne sehen konnte und die Lichter der Stadt eine schöne Idylle schafften.

Alles war sauber, selbst die Gläser der Scheiben waren frisch geputzt. Die Rektorin machte sich definitiv zu viel Arbeit für mich. Was sollte denn so besonders an mir sein? Ich lachte erneut auf und schüttelte meinen Kopf. Kaum darauf fand ich den Weg zu meinem Bett, ich schmiss mich drauf und federte wieder leicht hoch. Das Bett war auch groß, passend zum Zimmer. Da könnten locker 3 Personen drin schlafen und müssten sich keine Sorgen machen, sich gegenseitig zu nahe zu kommen. Ich schaute eine Weile an die Decke, bis mir einfiel, dass Miss Hanson meinte mein Kleiderschrank wäre bereits mit Kleidung gefüllt. Interessiert setzte ich mich auf und lief zum Kleiderschrank.

Kaum hatte ich die Türen geöffnet, fiel mir auch schon ein besonderes Outfit in die Augen, in das ich mich sofort verliebt hatte. Es war ein weißes Hemd mit einer schwarzen Schleife, dazu ein Jackett und eine schwarze, schlichte Hose. So etwas mochte ich schon immer gerne an Jungs, auch, wenn ich ehrlich gesagt Krawatten bevorzugte. Ich schaute mir noch andere Kleidungsstücke an bis mir eine Art Tür im Schrank auffiel. Man musste nur leicht drücken, um diese zu öffnen und was sich dahinter verbarg ließ mich sofort grinsen. Dort waren Mädchenklamotten, noch dazu schöne. Außerdem hing ein kleines Zettelchen an einem der Kleiderbügel. Ich nahm es mir und las es.

'Pass bloß auf, dass keiner diese Tür entdeckt. Die Kleider sind falls du mal 'ne kleine Auszeit brauchst, wie z.B. in den Ferien. Aber bleib auf der Hut. Immer.'

Ich steckte es in meine Hosentasche und verstaute das Buch und den Zettel von der Kommode eilig in eine der Schubladen, da es an meine Tür klopfte. Schnell schloss ich die Geheimtür meiner originalen Kleidung und sorgte dafür, dass genug andere meiner offiziellen Kleidungsstücke davor waren, um jene zu verstecken. Danach schloss ich auch die äußere Schranktür und lief zur Zimmertür.


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Dooone.

Yee das war Kapitel 3. Hoffe es hat euch gefallen.

Meinungen euerseits wären echt nice~


-Joel

Hidden Me - Who am I? // AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt