Kapitel 11

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Ich drehte mich rasch um und blickte ihm in die Augen. Jamie. Und er schien nicht gerade glücklich über die Nähe zwischen mir und seiner Schwester zu sein..

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„Was tut ihr da? Und woher kennt ihr euch überhaupt?", wollte der schwarzhaarige, gereizte Junge wissen. Panisch schaute ich zu Belle, die mir zunickte. Okay, sie hatte also einen Plan.
„Das geht dich rein gar nichts an, Brüderchen!", grinste sie und nahm mich am Arm, um mich mit ihr mit zu ziehen. Das war ihr Plan?

Wir beide rannten durch die Korridore, bis es wieder zum Pausenende gongte.

„Toll, und was soll ich nun tun? Ich sitze jetzt zwei ganze Stunden neben ihm", bemerkte ich noch immer leicht außer Atem.

„Lass dir was einfallen", sagte sie schulterzuckend. „Ach ja, wegen dem Mal..ich besuch' dich später, also sei gefälligst in deinem Zimmer."
Was war nur los mit denen? Oh man, die können sich echt alles erlauben. Und ich? Ich verfiel schon fast in dasselbe Schema, ständig kam ich zu spät. Dies war aber nicht mein eigenes Verschulden!
Noch einige Minuten schlenderte ich durch den Gang, bis ich zur Tür meines Klassenzimmers gelangte. Zuerst klopfte ich an und darauf trat ich ein, ich entschuldigte mich beim Vorbeigehen für meine Verspätung und setzte mich an meinen Platz. Sofort spürte ich eine sehr finstere Aura an meiner Linken, ich musste mich nicht einmal zur Seite drehen, um zu wissen wie wütend Jamie war. Ich schluckte laut, bekam vor Angst eine Gänsehaut, die ich mir aber nicht anmerken ließ, und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Wir hatten Englisch, das bedeutete, dass ich mich recht oft meldete und auch so ziemlich alles richtig beantwortete. Nennt mich Streber oder was auch immer, aber man konnte mich in Englisch alles fragen und es wurde beantwortet. In meiner alten Schule war ich in meinem Kurs sogar als Duden bekannt. Haha, kommt davon, wenn man zu viel englische Geschichten ließt.

Der Lehrer kündigte zum Abschluss der Stunde einen Vokabeltest für nächste Woche an, glücklicherweise kannte ich bereits mehr als die Hälfte der Vokabeln aus dieser Unit. Ich grinste kurz, als ich mir das Datum des Testes aufschrieb und fing deshalb komische Blicke ein. Nein, ich grinse nicht, weil ich den Test schreiben will, sondern, weil ich die Vokabeln kenne. Idioten.

Gerade wollte ich zur Tür hinaus und zu meinem Zimmer gehen, als mich jemand am Handgelenk packte und in die direkt entgegengesetzte Richtung zog. Ich wollte mich losreißen, was aber leider nicht möglich war. Der Griff war zu fest. Ich zischte und sah genervt zu meinem 'Entführer' auf.
„Jamie, was ist? Ich treff' mich noch mit wem", wollte ich wissen. Er hielt es nicht einmal für nötig sich umzudrehen und sprach einfach nach vorne.

„Der Termin mit Belle ist für heute gestrichen. Du hast neue Termine", behauptete er trocken. Was? Das mit Belle war wichtig, sehr wichtig. Womöglich ging es sogar um Leben und Tod. Wieso wollte der überhaupt was von mir? Ich meine, klar, wir waren Freunde – oder so etwas in der Art – aber so dicke waren wir nun auch nicht.

„Was soll denn so dringend sein?!", fragte ich ihn, während ich versuchte seine Stimmung aus seinem Rücken rauszulesen. Vergeblich, haha. Bevor ich eine Antwort hätte erhalten können, blieb Jamie plötzlich vor einer Tür stehen, weshalb ich in ihn reinknallte. Wow, der kann mich ruhig mal warnen.
Ich musterte den Jungen, wie er seinen Schlüssel aus seiner Schultasche kramte. Jamie war in meiner Hinsicht immer noch ein Riese und ich musste meinen Kopf anheben, um ihm in die Augen sehen zu können. Definieren konnte ich jedoch nicht, was sich in ihnen widerspiegelte. Seltsam. Waren die Augen nicht das Tor zu jeglichen Gefühlen? Ich vernahm das Klicken der Tür und schüttelte schnell meinen Kopf, damit ich aus meinen Gedanken erwachte. Der Schwarzhaarige hatte meinen Arm mittlerweile losgelassen und ich lief ihm wie von selbst hinterher in sein Zimmer. Dieses war ähnlich wie meines eingerichtet, unterschied sich jedoch in wenigen Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass es weitaus unordentlicher war. Mag sein, dass ich pingelig war, was das anging, jedoch konnte man mir das auch nicht übel nehmen. Ordentlich ist's einfach besser.
Jamie setzte sich auf sein Sofa und wies mich an mich zu ihm zu setzen. Verdutzt folgte ich seiner stillen Aufforderung und nahm neben ihm Platz. Einer hätte sich jedoch noch zwischen uns quetschen können, ich wollte ihm nicht zu nahe treten. Er war immerhin noch ein Vampir und somit gefährlich. Ich konnte hier keinem trauen, außer der Rektorin und Belle. Oder konnte ich ihnen auch nicht trauen? Ich sollte nicht vergessen, dass gerade sie es waren, die mich entführt hatten. Laut deren Aussagen zum Schutz meiner Wenigkeit. Ob das die Wahrheit war? Ich konnte im Großen und Ganzen einfach nicht einschätzen, wer gut und wer böse sein konnte. Ich lachte auf. Wenn's überhaupt so etwas dergleichen gab.
„Kyle, noch da?", ertönte eine raue Stimme links von mir. Ich zuckte leicht zusammen, als er mir an die Schulter griff und sah ihm in die Augen. Ich nickte unauffällig, in der Hoffnung dies würde ihm genügen.
„Ich hab dich eben 3 Mal gerufen, über was hast du bitte so nachgedacht?", fragte er mich nach.
„Äh, ach, nichts. Hab nur zu wenig Schlaf, das ist alles. Und was willst du jetzt..? Du hast mich einfach mitgeschleppt und meine heutigen Pläne für irgendetwas gestrichen, also muss das doch recht dringend sein. Was gibt's?"
Ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Ich will mehr von dir wissen. Lass uns reden", meinte er lächelnd. Bitte was? Nicht sein Ernst jetzt, oder?? Er hat mich in sein Zimmer gezerrt, weil er mehr von mir wissen will? Soll er doch mein Instagramprofil stalken oder so! – Obwohl lieber doch nicht, ich habe erst vor kurzem das „Katelyn" aus seinem Hirn schlagen können. Da unterstützen lange Haare und Brüste mich nicht gerade dabei.
„Ach ja, und was?", wollte ich wissen, konnte meinen genervten Unterton dabei leider nicht verbergen.
„Einfach was über dich. Ich weiß bis jetzt nur, dass du Kyle, der Sohn der Rektorin und 16 Jahre alt bist. Ist etwas mager, findest du nicht auch?" – Nein, nein, finde ich nicht.
„Dann erzähl mir erstmal was von dir. Geben und Nehmen, mein Lieber", grinste ich. Als mir die Idee gekommen war, dass ich auch etwas über ihn in Erfahrungen bringen könnte, änderte sich meine Laune schlagartig und ich war wie ersetzt. Neugierig, gut gelaunt. Wo war der nervige Teenie von eben hin? Keine Ahnung. War mir in diesem Moment auch egal.
„Na gut, okay. Wo soll ich anfangen? Mein Name ist Jamie, ich bin 17 Jahre alt und hab mal Basketball gespielt. Meine Schwester, Belle, kennst du ja bereits und meine ..Eltern leben im Moment noch im Ausland. Sie müssten aber in den nächsten Monaten wiederkommen. Mein Geburtstag ist am 04.09., wenn du mir was schenken willst, reicht ein Blutbeutel der Gruppe AB aus. Außerdem bin ich Single", erzählte er mir. Den letzten Satz grinste er verschmitzt, was mich verwirrte. Ich wandte meinen Blick kurz von ihm ab, um einem Gedankengang nachzugehen: Ist er schwul?
Ich blickte ihn erneut an und musste seinen überraschten Gesichtsausdruck erkennen. Scheiße, hatte ich das laut gesagt?!
„Ich, also, ehm..", versuchte ich mir Worte zusammenzusuchen, jedoch kamen nichts anderes als ein paar Wortbrocken raus. Jamie schüttelte rasch den Kopf.
„Wie kommst du da drauf? Ich steh auf Mädchen", erläuterte er mir und kicherte etwas verlegen, während er seine Augen von mir abwandte. „Und nun du. Was gibt's über dich zu wissen?"
„Na ja, ich bin Kyle, 16. Mein Geburtstag ist am 05.08. Mein Geschenk? Bleib mir vom Leib damit. Ich liebe es zu zeichnen und hab auch mal Basketball gespielt. Mit 14 oder so, musste dann aber aus familiären Gründen aufhören. Ansonsten..ich bin auch Single. Wird sich sobald aber nicht ändern", ratterte ich runter, versuchte dabei alle möglichen, auffälligen Details auszulassen. Kurz blitzten seine Augen auf.
„Was für Probleme?", fragte er mich. Ha, das geht dich nichts an, rein gar nichts. Ich drehte mich von ihm weg und zuckte mit den Schultern, ich hatte keine Lust ihn nun grundlos anzuschnauzen. Er schien das zu bemerken und legte eine Hand auf meine Schulter, drehte mich etwas zu ihm.
„Hey, versteh' schon. Tut mir Leid", sagte er vorsichtig. Ich schüttelte rasch den Kopf und lächelte leicht. Warum war ich manchmal nur so gemein? Es war zwar in Gedanken, aber es war dennoch nicht nett. Jamie war so ein freundlicher Junge und ich? Ich tat manchmal gerade so als wäre er eine Ausgeburt der Hö – ja gut..war er so gesehen auch. Ihr wisst was ich meine.
Ich drehte mich wieder vollkommen zu Jamie um und sah ihn an. Sein Blick fesselte meinen und wir starrten einander an. Konnten den jeweils anderen nicht loslassen. In solche Augen, genau solche, konnte ich mich verlieben, hatte ich mich bereits ver – woow. Wow, wow, WOW. Nein, was zur Hölle?!
„Kyle..", begann der Junge. War seine Stimme immer schon so rau? So tief und verlockend?
„..du bist doch schwul, oder?" Ich schluckte und nickte zögerlich. Und genau dort bemerkte ich erst wie nah er mir war, zwischen seinen und meinen Lippen lag nur noch ein dünner Streifen Luft, ein viel zu dünner. Ich schrak auf und sorgte dafür, dass dieser Streifen durchbrochen wurde. Fuck.
Ich stand auf und stürmte rasch aus dem Zimmer. Meine Wangen glühten. Was war das? Belle, Belle, wo bist du?!

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Hier mein 11. Kapitel.
Naaa, naa ich bring bald wieder mehr von Noah rein.
Und nun frage ich euch wieder: Noah oder Jamie?

Was glaubt ihr, wie wird Belle reagieren? Oder noch besser, Jamie? Oh, oh.
Kann Kate überhaupt damit umgehen? Kann sie so tun, als wäre nichts passiert?;)

Ich bin echt am überlegen, wie ich das mit Kate aka Kyle regle.
Aber na ja, wird sich schon die bessere Variante finden.
Hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal!
- Joel

Hidden Me - Who am I? // AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt