1 >Der Tag, der alles verändert

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PoV Manu

Schon mit einem Lächeln im Gesicht, stelle ich meinen Wecker ab, der die Melodie spielt, die ich normalerweise über alles hasse. Denn heute ist der Tag gekommen, der so ziemlich mein ganzes Leben verändern wird. Palle und ich werden heute heiraten. Ganz geschweige von der unfassbaren Aufregung die in mir ihr Unwesen treibt, habe ich auch noch eine unklare Ungewissheit in meinem Kopf. Was wäre, wenn er das nicht ernst gemeint hat? Ich meine, dann würde er mir doch keinen Antrag machen oder? Vielleicht war das alles Teil eines riesengroßen Pranks? Ich muss ihm definitiv mehr Vertrauen schenken. Palle hat gestern Nacht wo anders geschlafen, weil er meinte ich solle ihn nicht vor der Trauung sehen. So stehe ich also auf und gehe duschen. Ich bin, ungelogen, die ganze Zeit am Nachdenken. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas ist in mir. Ich bin aufgeregter, als bei meinem Schulabschluss. Und da hab ich mich schon übergeben. Ich habe jetzt aber nicht vor mir den Finger in den Hals zu stecken, nur weil ich aufgeregt bin. Ich heiße ja nicht Palle. Okay, das war echt fies. Sorry, hihi. (so eine Schwuchtel HAHA)

Es waren alle eingeladen, begonnen bei Smurf, bis hin zu Simon. Wenn ich sage alle, dann meine ich auch alle. Allein diese kleine Tatsache lässt mich schon wieder nicht locker. Ich habe absolut keine Ahnung wie ich den heutigen Tag überstehen soll.
Frisch geduscht komme ich also aus der Dusche und föhne mir zuerst meine Haare. Ich werfe meinem Kopf einmal nach vorn, dann nach Hinten und schließlich schaue ich in den Spiegel. Meine Haare sitzen wie eine 1. Dann ziehe ich mir noch eine Boxershorts an und schließlich meinen weißen Anzug.

(Quelle: Google) In meine Hosentasche packe ich noch mein Handy, etwas Bargeld und meine Zigaretten

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(Quelle: Google)
In meine Hosentasche packe ich noch mein Handy, etwas Bargeld und meine Zigaretten. Ich gehe dann hinunter und rufe mir ein Taxi. Ich zünde mir eine Zigarette an. Als das Taxi eintrifft, werfe ich meine Zigarette hinter mich ins grüne Gras. Gerade macht mir die Umwelt überhaupt nichts aus. Ich war wahrscheinlich noch nie so glücklich in meinem Leben wie in diesem Moment. Stumm fahre ich mit dem unheimlichen Taxifahrer zur ausgemachten Location. Er gleicht etwas einem Piraten. Einen goldenen Zahn hat er und einen stoppeligen Bart. Mitte 50 würde ich ihn schätzen. Bei meinem Beobachtungen fällt mir gar nicht auf, wie unfassbar schnell wir das Ziel erreichen. Er hält mir seine Hand hin und ich drücke ihm einen 20-Euro-Schein hinein.
"Stimmt so.", gebe ich gedämpft von mir und steige mit einem Nicken als Verabschiedung aus dem kleinen Wagen. Ich atme tief ein und aus und richte mir noch mal mein Jackett, und stolziere dann hinein, in das große, altausehende Gebäude, welches Palle und ich gemeinsam ausgesucht hatten. Er hatte gemeint, 'in dem Ort wird uns niemand erkennen' und 'das ist voll romantisch'. Ich persönlich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Es ist schön, aber eben nicht 100 prozentig mein Stil.

Es sieht von innen wunderschön aus. Es waren um die 15 Tische, alle mit weißen Tischdecken und bunten Blumen verziert. Nie hätte ich gedacht, das heiraten so schön sein kann. Ich schnaufe aus und schaue auf meine dunkle Armbanduhr. 12:38. Noch keiner da, außer einige Putzfrauen, die sich um den hellen Parkettboden kümmerten.

In der letzten Stunde habe ich ein wenig im Internet gesurft und hab mir Palle im Anzug vorgestellt. Wie klar das auch war. Mit meinen Fäusten geballt, warte ich am Eingang auf die ersten Gäste. Tatsächlich kommen alle Leute die wir eingeladen haben pünktlich um 13:30 Uhr. Unsere Trauung war für 15 Uhr ausgemacht, also sollte Palle auch jeden Moment eintreffen. Immer wieder drehe ich leise unser Lied auf. Dieses welches Palle und ich in den letzten Wochen so oft gehört hatten.
Single Ladys - Britney Spears
Ich stehe draußen unter dem Sonnenschein und warte rauchend auf meinen Freund, als ich lautes Getümmel in der Location breit macht. Ich werfe meine Zigarette weg und spähe aus dem Eingang in den großen Saal und erkenne, dass es um Palle geht. Sie regten sich auf, wo er denn ist und das unpünktlichkeit scheiße ist. Das wusste ich, aber wieso so einen Stress schieben? Ich schaue auf meine Uhr. 14:11. Wie mir die schnell vorbeirennende Zeit nicht aufgefallen sein kann? Ich hab keine Ahnung. Enttäuschung. Wut. Zorn. Trauer. All das war in meinem Körper präsent geworden. Nervös rufe ich Palle an und zünde mir erneut eine Zigarette an. Sofort geht die Mailbox ran.
Hey! Hier ist Palles Mailbox. Wenn es wichtig ist, rufe ich zurück, wenn nicht, dann nicht! Haha! Tschüss!
Biep.
Ich spreche nicht. Ich kriege meinen Mund nicht auf. Enttäuscht lasse ich meinen Arm sinken und ziehe an meiner Zigarette. Wenn anrufen nicht geht, dann muss ich ihm schreiben. Ich schreibe ihm auf Whatsapp und bemerke, dass meine Nachricht nur mit einem Haken bei ihm ankommt. Toll. Vielleicht ist etwas passiert? Dann hätte wer anderer mich informiert. Ich schreibe ihm eine SMS. Die nächsten Minuten kein Zeichen. Ich gehe nochmal auf Whatsapp online. Patrick's 'zul. online um...' verwandelt sich in ein 'online'. Mein Herz schießt bis zum Mond. Sein 'online' wird ganz kurz ein 'schreibt' und dann wieder ein 'zul. online um...'. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Der Antrag war nicht ernst. Es war nie ernst. Auch die nächsten 5 Minuten ändert sich nichts, außer die Anzahl der Gäste im Saal. Um kurz nach 15 Uhr habe ich schon die Hoffnung aufgegeben und setze mich auf einen der vielen schön dekorierten Tische. Niemand mehr im Raum. Nicht einmal der Pfarrer ist geblieben. Ich lümmle auf dem Tisch und zeichne Herzen auf die weiße Tischdekoration. Ich greife zu einem Glas und gehe damit an die kleine Bar in der Location. Vodka pur schenke ich mir hinein und trinke es auf Ex aus. Immer und immer wieder. Mit jedem mal, dem ich aus dem Glas trank, schmeckte es ekelhafter. Schärfer. Jemand steht hinter mir. Ich drehe mich um und schaue in das erfreute Gesicht von Nico.
"Ou, Hallo!" Ich lalle. Und wie auch noch.
"Hey, Manu." grinst er vor sich hin und nahm mich kurz in den Arm.
"Willlst 'n Schluck?" frage ich ihn und halte ihm mein Glas Vodka vor die Nase.
"Setz dich mal hin Manu, ich mische uns was zusammen." meint Nico und ich setze mich an einen der vielen Tische. Ich warte einige Momente und  nehme das Glas in meine Hände, welches mir Nico gebracht hat. Ich trinke ein paar Schlucke, da ich nicht weiß, ob das Gesöff lecker schmeckt. Aber zu meiner Überraschung schmeckt es hervorragend. Ich trinke direkt das ganze Glas aus und merke wie schwummrig mir auf einmal wird. Ich werde taub und kann nicht sprechen. Ich sehe wie Nico etwas sagt, aber höre nicht was er sagt. Er lacht und grinst. Ich hebe meine Hand und will schreien, aber etwas schnürt mir die Kehle zu. Mir fallen die Augen zu und ich knalle auf den Parkettboden.

hope dies last | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt