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Im Esszimmer standen 5 kleine, runde Tische mit je 4 Stühlen, ich vermutete, dass es ungefähr 5-7 Räume hier geben musste. Hier sah alles ein klein wenig weniger verfallen aus, eigentlich sogar wirklich gemütlich, insofern kahle Holzmöbel in einem Raum mit 3 Zimmerpflanzen und zwei kleinen Fenstern gemütlich war. Die Tische interessierten mich allerdings weniger, als ich links das Fenster zum Ausgeben der Speisen sah, was direkt neben der Tür zur Küche war. Ich ging hinein, blickte mich um und stellte fest, dass das Motel garnicht so wahnsinnig alt sein konnte. Ich ging zuerst zum Kühlschrank und öffnete die Kühlschranktür. Sonderlich viel war nicht darin, abgesehen von ungesüßtem Joghurt, einer abgelaufenen Packung Milch und Schokopralinen. In den Regalen fanden sich auch nur ein viertel Kilo Nudeln, eine Dose Kidneybohnen und passierte Tomaten. Ich rümpfte die Nase. Keine sonderlich guten Voraussetzungen. Seufzend verließ ich Küche und Esszimmer und stieg im Foyer ebenfalls die Treppen hinauf. Auch hier hingen überall Bilder. Familienbilder, Gruppenfotos von Festen, soetwas. Furchtbar, wie mir all das ein schlechtes Gewissen bescherte.
"Curry?", flüsterte ich, während ich mich etwas umsah. "Jo", antwortete er und winkte aus dem Zimmer heraus, ich ging zu ihm und beobachtete ihn, wie er das Bett eingehend musterte. "Das ist das einzige ordentliche Bett hier.", sagte er und deutete auf das Einzelbett vor uns. Wie klischeehaft. "Dann wird es wohl sehr kuschelig diese Nacht", raunte ich und stieß ihm in die Seite. Er bließ Luft aus und kratzte sich am Hinterkopf. "Sieht ganz danach aus", seufzte er. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn. Als hätte es das Gespräch niemals gegeben. Er war ein guter Schauspieler, das wusste ich. Ob das wirklich alles nur Fake war? Ich hoffte nicht. Und wahrhaben wollte ich es auch nicht, zumal es nicht wahr sein musste und- Gottverdammt, ich bin verwirrt. "Ach komm, wir werden die eine Nacht überleben. Und ne Diät fangen wir damit auch an, hier gibt es nämlich garnichts. Außer du stehst auf Bohnen, aber ich bezweifle, dass das eine gute Idee wäre. Pass auf, wir sollten morgen am besten vor Sonnenaufgang los, also lass uns lieber gleich hinhauen." Er schien nicht sonderlich begeistert zu sein von alldem, und das sah man ihm an. "Hey, ich weiß, du hast dir das nicht so vorgestellt, aber wir können nix daran ändern. Hauptsache ist doch, dass wir am Leben und zusammen sind, oder nicht?" Er antwortete nicht, sondern ging auf das Bett zu und setzte sich vorsichtig darauf, klopfte den Staub aus den Laken und legte sich hin, wobei er versuchte, so wenig wie möglich Platz einzunehmen und sich sichtlich unwohl dabei fühlte. "Ich kann auch eine Couch nehmen oder so, wenn dir das was ausmacht. Sag einfach, wie es dir am liebsten ist." Er sah mich kurz an und schüttelte den Kopf. "Schon okay", hauchte er gebrochen und starrte dann wieder an die Decke. Ich legte mich neben ihn und sah ihn mit einem beinahe mitleidigen Blick an. "Was ist los?", fragte ich und machte mir tatsächlich irgendwie Sorgen. "Ich vermisse sie." Ich seufzte und blickte ebenfalls nach oben. "Ich auch."
"Ob sie uns das jemals verzeihen würden?"
"Wie meinst du das?"
"Wenn wir sie nochmal sehen würden, meinst du, sie wären uns böse?"
Ich stürzte die Lippen. "Gute Frage. Vielleicht, vielleicht auch nicht, ich kann das absolut nicht einschätzen"
Er seufzte und schloss die Augen. "Immerhin haben wir noch uns.", sagte ich und überlegte seine Hand zu nehmen, ließ es dann aber bleiben und machte ebenfalls die Augen zu.

Das man beim kleinsten Geräusch aufschreckt und nie wirklich durchschlafen kann ist vermutlich einer der Nachteile am Spion- und Killerdasein, andererseits waren Curry und ich so rechtzeitig wach und konnten relativ bald wieder aufbrechen. Wobei mir auffiel, dass wir auch im Auto hätten schlafen können und der Einbruch in diesem Haus kaum gelohnt hat.
So also saßen wir schon lange vor Sonnenaufgang in meinem Auto und fuhren wieder durch die Gegend. Ich wusste nicht wo wir waren und es war mir tatsächlich egal, ihm offenbar auch, wir fuhren einfach, ohne Pause. "Sag mal, bleiben wir im privaten eigentlich bei unseren richtigen Namen?", fragte er recht zufällig, aber ich musste nicht lange über die Antwort nachdenken. "Sicher. Curry klingt immernoch ein bisschen besser als Mike. Zumal Curry Mann ist den ich.. äh, den ich damals kennengelernt habe. Und der ist mir lieber." Ich räusperte mich und fixierte die Straße genauer. Er nickte nur und lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe. "Geht mir genauso."

Kill or be killed / #currbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt