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Da waren sie wieder; die zahlreichen Vorwürfe. Der Selbsthass. Der Wunsch, das alles zu vergessen. Die Stimmen. Alles, was mich bis dato belastete, erschlug mich gleichzeitig. Das wäre eigentlich einer der Momente gewesen, in denen ich das Haus verlassen hätte und zur Bar gegangen wäre. Aber das unterließ ich jetzt lieber, ich hatte keine Lust, mich wieder von Barkeeper-Dennis konfrontieren zu lassen. Langsam, beinahe schleichend bewegte ich mich auf das Gartentor zu. Es öffnete sich mit einem leisen quitschen, wie es schon immer war. Ich musste etwas lächeln, als das wohlige Gefühl, zu Hause zu sein, in mir aufstieg. Ich hatte mich bei Pan und Erik immer schon mehr heimisch gefühlt als bei mir. Ich erinnerte mich daran, wie ich das erste Mal hier gewesen war, direkt nach ihrem Umzug. Allein das war schon ein schöner Moment gewesen, aber nichts war schöner, als dieser eine Tag, an dem ich das allererste Mal bei ihnen war, damals mit Dennis und in ihrer alten Wohnung.
"Hey! Ich hab ja gesagt, ich hab einen guten Kumpel mitgebracht, ihr kennt ihn ja; Tobi." Pan sah mich mit einem sanften, warmen Lächeln an, während Dennis mich vorstellte und umarmte mich, sobald er fertig war.
"Freut mich, dich kennenzulernen, Tobi!"
Ich war etwas überrascht, und auch Erik umarmte mich, es war auf Anhieb so, als würden wir uns schon ewig kennen, genauso später, als wir uns alle über Gott und die Welt unterhielten.
Sie hatten mich sofort aufgenommen, sie haben mich von Anfang an akzeptiert und angenommen. Bei ihnen fühlte ich mich wohl wie nirgends sonst, sie waren einfach die tollsten Menschen, die man sich vorstellen konnte. Ich vermisste sie. Und nicht nur die beiden, sondern auch die anderen. Ich vermisste die Zeit, die wir gemeinsam verbracht hatten, die Scherze, alles mögliche, was mit ihnen zutun hatte. Und natürlich Curry. Und bei ihm war es ja auch noch etwas schwieriger; ich wusste, dass er da war, irgendwo in Deutschland. Ich fühlte immernoch dasselbe für ihn wie vorher, als ich noch nicht wusste, dass das alles nur gestellt war. Es tat mir weh, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben. Er fehlte mir einfach in sämtlichen Hinsichten.
Ein kalter Windzug umwehte mich, eine Gänsehaut breitete sich auf mir aus und ich blieb stehen, kaum dass ich losgelaufen war. Ich kam mir vor, wie im Musikvideo eines semi-gutem traurigen Song. Mitten auf der Straße, der Blick etwas nach oben in Richtung des gräulichen Himmels gerichtet.
"Was, wenn er tot ist, Tobi? Was, wenn er garnicht mehr da ist? Komm zu uns... komm schon, Tobi..."
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab. Er hatte Recht. Es könnte wirklich sein, dass er garnicht mehr am Leben ist; es kommt vor, dass Auftragskiller bei riskanten Missionen ihr eigenes Leben einbüßen. Ich schüttelte den Kopf. 'Stark bleiben, Tobi, denk nicht dran', sagte ich mir, wobei die Stimme in meinem Kopf etwas nach Curry klang. Aber ich war mir sicher, dass ich mir das nur einbildete und schlicht mehr schlafen sollte.

Kill or be killed / #currbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt