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Fünf Nachrichten.. Alle von Maxim..

Ich tippe auf unseren Chat und lese mir seine Nachrichten durch.

"Luna-Schatz.."

"Es tut mir soo Leid...Meine Liebe"

"Ich liebe dich doch über Alles!♥"

"Ich komm morgen in der Pause zu dir. Und da reden wir, wie vernünftige Menschen. Und bitte geh mir nicht aus dem Weg, ich liebe dich."

Vernünftig? Maxim und vernünftig? Dass ich nicht lache.
Und die letze Nachricht, die ich heute morgen bekommen habe:
"Luna, vergiss nicht, du brauchst mich. Du bist komplett abhängig von mir, also lass den Scheiß und lass heute in der Schule reden."

Das hat mir ein Schlag verpasst. Ja, ich bin von ihm abhängig. Aber liebe ich ihn wirklich so sehr, dass ich ihm verzeihen kann?
Ich weiß es nicht. Ich lese alle fünf Nachrichten mehrmals durch, vor allem die Letzte. Ich starre weiter auf mein Handy, es rattert in meinem Kopf. Der Gedanke, mit Maxim zu reden, ihm gegenüber zu stehen und seine Stimme zu hören, bringt mich total aus der Fassung.

»He, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Hat dir dein Ex geschrieben oder ein verschollenes Familienmitglied? Oder warum schaust du so bestürzt auf dein Handy?«, fragt der Junge rechts von mir.

»Ich...nunja..das ist..« Mein Blick immer noch auf das Display gerichtet, stammle vor mich hin, da ich diesem gutaussehenden und netten Jungen lieber nicht mit meinen Problemen zutexten möchte. Ich fokussiere das Profilbild von Maxim. Ein Bild aus dem letzen Monat als wir zusammen Eis essen und spazieren waren. Er ist online. Er schreibt! Eine Nachricht von ihm ploppt auf.

"Du glaubst gar nicht wie leid alles mir tut, manchmal hasse ich mich selber. Verzeih mir ja?"

Prompt danach kommt noch eine: "Ach und Liebes, ich weiß, du hast meine Nachrichten gelesen also versuch mich nicht zu ignorieren, denn das kann wiederum ganz böse für dich ausgehen."

Kleine, warme Tränen schleichen über mein Gesicht. Ein Klos bildet sich in meinem Hals. Ich bleibe regungslos und starre weiter auf die Nachricht, bis die Tränen am Kinn angekommen sind und auf meine Jeans tropfen. 

»Sag mal Kleine, ist dir nicht gut? Red mal mit mir. Warum weinst du so plötzlich?«

Der Junge schaut mich erschrocken an, steckt sein Handy in seine Jackentasche und macht Anstalten aufzustehen.

»Was hast du vor?«, frage ich den Jungen und wische mir dabei ein paar Tränen aus dem Gesicht.

»Na was wohl? Ich komm zu dir und tröste dich, auch wenn ich nicht weiß, weshalb du schlagartig angefangen hast mit Weinen.« Er grinst mich an. Und gebe ihm ein unsicheres Lächeln zurück.
Ich nehme mein Rucksack von meinem Sitz neben mir, damit der Junge sich hinsetzen kann. Seinen Namen würde ich gerne mal wissen.

Ich wollte soeben meine Frage ansetzen als er sein Zeigefinger nahm und mir eine Träne, die gerade noch über meine Wange rann, wegwischte. Wow. Wie lieb er ist. Ich schaue ihm in die Augen. Eine undefinierbare Iris aus Blau-Grün und einem ockerfarben Ring in der Mitte.
Von seinen wahnsinnigen Augen aus, betrachte ich weiter unten seine Lippen und vorallem sein Lippenpiercing. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, fängt er an mit seinem Piercing nervös herum zu spielen und auf seinen Lippen zu kauen. Er sieht so makellos aus. Nun will ich endlich wissen wie der Junge neben mir heißt.

Ich öffne meinen Mund, »Wie..-«

»Milo. Ich heiße Milo,« er schmunzelt, »und du?«

»Ich bin Luna, schön dich kennen zu lernen.« Ich grinse bis zu beiden Ohren. Voll peinlich.

Um jetzt endgültig alle Hemmungen von mir zu nehmen, muss ich ihn jetzt was fragen.

»Milo, darf ich mal ganz kurz durch deine Haare wuscheln?«

»Aber nur wenn ich deine Brüste berühren darf.«, erwidert er.

Omg. Was hat er gerade gesagt? Ich schaue ihn geschockt an und er lacht sich halb tot.

»Aber das war jetzt nur ein Scherz oder..?«, frage ich zaghaft.

Er nickt. Ich zögere erst kurz, doch ich reiße mich zusammen und fahre mit meiner Hand durch seine wasserstoffblonden Haare. Wie weich. Milo beobachtet mich dabei. Seine Haare sind eh schon zerzaust gewesen, da ist es ja nicht so schlimm, wenn da jetzt ein noch größeres Chaos auf seinem Kopf ist. Da seine Frisur komplett durcheinander ist, muss ich anfangen mit lachen.

Milo grinst mich an und sagt, »Na siehste, Lachen ist viel schöner als Weinen.«

Ich wende mich von ihm ab und schaue aus dem Fenster. Noch zwei Haltestellen, dann muss ich aussteigen. Mein Blick immernoch nach draußen gerichtet, erkläre ich Milo, dass ich in bald aussteigen muss. »Oh das ist schade, ich muss bis zur allerletzen Haltestelle, da dort ja gleich gegenüber das Winkelmann-Gymnasium ist. Also dann, es war schön dich kennen zu lernen, vielleicht trifft man sich ja wieder.«
Ich schaue ihn an und lächle.

»Darf ich deine Handynummer eventuell noch bekommen?« Er nickt, steht auf und geht zu seinem Rucksack, den er auf dem Sitz der linken Reihe liegengelassen hat. Unmittelbar hat er einen Edding geholt und setzt sich wieder neben mich.

Ich schaue ihn verdutzt an, »Du hast doch gar kein Zettel mitgebracht..«
Er lacht und sagt, »Den brauche ich auch gar nicht.« Von der einen Sekunde auf die Andere, zieht er den Stiftkappe ab, greift nach meiner Hand und zieht den Ärmel meiner Jacke hoch. Er setzt auf meinem Arm an und schreibt zügig seine Nummer.
Milo grinst mich an. »Bitteschön.«

In dem Moment hält der Bus. Ich nehme meinen Rucksack und verabschiede mich von Milo. Kurz vor dem Aussteigen schaue ich nochmal zu ihm, grinse ihn an und verlasse den Bus.

Auf dem Weg zur Schule gehen mir viel zu viele Gedanken durch den Kopf, die ich alle sortieren muss. Werde ich Milo irgendwann wieder sehen? Oder sitzt er morgen auch wieder mit im Bus? Hat er eine Freundin? Ist er neu in die Stadt gezogen? Hab ich überhaupt alle Schulsachen eingepackt?
Und plötzlich erschien eine Stimme in meinem Kopf, die mich an Maxim erinnert.

Ich laufe durch das Schultor und sehe ein einige aus meiner Klasse und der Klassenstufe über mir. Ich gehe in die 11. Klasse und bin keine Musterschülerin, da mir die Leistungskurse und selbst die Grundkurse schwer fallen und ich hoffentlich mein Abi mit einem wundervollen Durchschnitt von 4,0 bestehen werde. Ein paar der Schüler stehen noch in Gruppen, reden miteinander oder rauchen. Andere gehen mittlerweile schon ins Gebäude hinein, um sich auf den Unterricht vorzubereiten. Apropos rauchen. Die Raucherecken sind alle schon voll, weshalb ich lieber das Schulgelände verlasse, um auf Nummer sicher zu gehen, dass mich kein Lehrer entdeckt. Außerhalb lehne ich mich gegen die hohe Schulmauer, stecke mir die Zigarette in den Mund und zünde diese an. Scheiße tut das gut. Nebenbei beobachte ich die Leute auf der Straße, welche am Gebäude vorbeigehen und die, die das Schulgelände betreten, um noch pünktlich zum Unterricht zu kommen. Ich beobachte gerne fremde Personen, mustere ihre Verhaltensweisen und wie sie miteinander umgehen. Einerseits ist das ziemlich merkwürdig, aber ich finde es interessant.

Ich qualme meine Zigarette auf und schließe für einen kurzen Moment die Augen, da ich ja die Nacht mal kurzzeitig wach war und mich irgendwie gerade ein Hauch von Müdigkeit übermannt.
Auf einmal berührt mich jemand an der Schulter. Es ist ein starker Griff, große Hände. Ich brauche die Augen gar nicht öffnen, da ich selbst durch den penetranten aber unglaublich sexy Geruch des Parfüms weiß, wer vor mir steht.

Bild: der Junge - Milo

ConfusionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt