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»Guten Morgen, Frau Highfield.«

Die Krankenschwester ist da.
Sie bedient einen Schalter am Fenster, so dass sich der Rollladen öffnet. Die morgendliche Sonne schein in mein Zimmer. Die Pflegerin kippt die beiden Fenster an und wendet sich danach an mich. Sie holt ein Blutdruckgerät aus ihrer Tasche und legt es mir um meinen oberen Arm. Mit einem schmerzhaften Ziehen drückt es meinen Arm zusammen.

»120 zu 65.«, sagt die Pflegerin.

Meine Augen sind noch geschlossen, da das helle Morgenlicht zu sehr blendet.

»Heute gehts nach Hause Frau Highfield, freuen Sie sich schon?«, fragt sie.

»Ja natürlich. Ich freue mich, dass ich heute nach Hause darf«, antworte ich ihr.

»Der Arzt kommt dann nochmal zu Ihnen und dann drucken wir die Entlassungspapiere.«

Sie schüttelt mein Kissen auf, nimmt ihr Blutdruckmessgerät wieder an sich und geht.

Ich nehme mein Handy von der Tischablage und schreibe Milo eine kurze SMS.
"Hey Milo! Bei mir läuft alles wie geplant, bin nach dem Mittag hier raus. Holst du mich ab?"

Ich schließe meine Augen erneut und döse vor mich hin. Ich würde mich zwar gern ein wenig frisch machen, aber an mir hängen immer noch Schläuche und Kabel, so dass es unmöglich ist.

Um 11:00 Uhr kommt der Stationsarzt.
»Guten Tag junges Fräulein. Wie fühlen Sie sich denn heute?« Er wartet von mir keine Antwort ab, schaut in seine Mappe mit meinen Namen vorn drauf und erzählt einfach weiter. »Werte sind okay, könnten besser sein. Haben Sie öfter schon einmal Probleme oder Schmerzen in Ihrer Herzgegend festgestellt?"

Ich verneine.

"Wir sollten das eventuell jährlich einmal kontrollieren. Ihr Herz stolpert mich zu sehr für Ihr junges Alter." Der Arzt nimmt einen Stift aus seiner Brusttasche, notiert sich etwas in der Mappe, blickt zu mir und lächelt. Er wendet sich ab und spricht die Pflegerin an, die so eben in mein Zimmer tritt.

"Heike, du kannst das Mädchen schon mal abkabeln, Herz und Sauerstoff brauchen wir nicht mehr. Die Infusion kannst du ihr auch schon abnehmen.«

Die Pflegerin nimmt zu erst das kleine Gerät, welches für das Messen der Sauerstoffsättigung zuständig ist, ab, danach entfernt sie Elektroden von meinem Oberkörper und zuletzt zieht sie mir die Infusion aus meiner Hand. Sehr schmerzhaft. Nach dem ich auch die Pads von den Elektroden schmerzvoll entfernt habe, gehe ich ins Bad und schlüpfe schnell unter die Dusche.

Milo:

»Oh, ne SMS von Luna!«

Ich lese die Nachricht in schnellen Zügen durch und schreibe ihr zurück, dass ich sie gern abhole.

»Jo Dad. Bekomm ich heute Mittag deinen Wagen? Ich muss das Mädel aus'm Krankenhaus abholen.«, schreie ich aus meinem Zimmer, in der Hoffnung, dass er mich bis ins Erdgeschoss hört.

»Was denn für'n Mädel?«, ruft er von unten hoch zu mir.

Um nicht weiter lauthals durch das gesamte Haus zu schreien, stehe ich auf und laufe zu meinem Dad hinunter.
Mein Vater sitzt mit seinem Freund im Wohnzimmer auf der Couch und schaut mit ihm gemeinsam Fußball.

»Dad, warum fragst du denn, welches Mädchen ich meine? Ich rede in letzter Zeit doch nur von der einen.« Ich schaue ihn skeptisch an.

In seinem Gesicht verwandelt sich das entstandene Fragezeichen zu einer Glühbirne.
»Lisa richtig? Ach nein warte Lucie? Oder war es doch Lena?«

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