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Meine Gedanken schweifen um Maxim und auf einmal kommt Milo in meinem geistigen Auge vor. Apropos Milo, ich muss ihm noch zurückschreiben. Leider kann ich mich gerade gar nicht auf Milo konzentrieren, sondern nur auf die Lippen von Leander, die Böses vorhaben. In meinem Bauch kribbelt es vor Aufregung und Nervosität. Leander nimmt seinen Finger von meinen Lippen und presst mich an die Wand. Er stützt sich mit seinem rechten Arm ab und hält mit der anderen Hand mein Gesicht fest, sodass ich seinem gierigen Blick nicht ausweichen kann. Seine Lippen verlangen einen Kuss und als er so nah ist, dass ich seinen Atem spüren kann, dreht er mein Gesicht nach links und drückt mir seine Lippen auf meine Wangen. Der Schockmoment ist vorbei, meine Knie sind weich und ich zittere ein wenig.

»Lass uns runter zu den anderen gehen und hoffen, dass wir nicht Maxim über den Weg laufen«, bekennt Leander ruhig und ich nicke nur zustimmend. Auf dem Weg nach unten bin ich still, da ich die Situation von gerade eben versuche zu analysieren und zu verstehen. Doch ich werde aus seinem Handeln nicht schlau.

Unten angekommen, begegnen wir Theo, der uns soeben holen wollte. »Kaleb hat extra für uns ein Zimmer geöffnet, in dem wir ungestört spielen können.«

Theo führt uns in den Keller, welcher als Partyraum ausgebaut wurde. Dort steht eine weitere Bar, Tischkicker, Billiardtisch und eine Shishaecke. Unsere neue Partygesellschaft hat sich in die Shishaecke auf den Boden gesetzt und wartet nur noch auf Leander und mich.
Nachdem wir uns hingesetzt haben, schaue ich in die Runde. Erkenne Austin, der neben einem Mädchen mit Dreadlocks sitzt sowie zwei weitere Jungs, zwei Mädchen und Cara und Maxim. Warte. Cara. »Cara?«

»Oh gott Luna, ich hab dich gerade gar nicht erkannt. Wo zur Hölle warst du?«, fragt sie ganz aufgebracht.

»Ich war mit Leander unterwegs, weil du weg warst.«

»Okay Partypeoples wollen wir anfangen?«, fragt Austin, holt die Flasche und dreht sie ohne unsere Antwort abzuwarten.

Gespannt schauen alle auf die drehende Flasche. Sie wird langsamer und zeigt auf Theo.

»Theo, Wahrheit oder Pflicht?«, fragt ihn Austin und Theo antwortet mit Wahrheit, begründet seine Antwort damit, dass er langsam anfangen will.

»Würdest du jemand aus unserer Runde küssen?«

»Ja, und zwar Cara.«

Alle sind zufrieden mit der Antwort, doch Cara schaut erschrocken auf und wird plötzlich rot im Gesicht.
Die Flasche wird wieder gedreht und zeigt auf eins der Mädchen, welches auf dem Schoß von einem Kerl sitzt. Sie nimmt Pflicht und muss ihrem Freund das Shirt ausziehen.
Mit ihren Fingerspitzen greift sie unter sein Shirt und kitzelt ihn bevor sie ihm das Shirt über den Kopf zieht. Gierig wirft sie einen Blick auf seinen muskulösen Oberkörper und gibt ihm ein Kuss auf seine rechte Brust.

Das Mädchen dreht die Flasche und endet auf Maxim.
Sie stellt die übliche Frage.
»Plicht bitte«, sagt er in die Runde und hebt seinen Blick, welcher auf mich fällt.

Das Mädchen stellt ihre Pflichtaufgabe an Maxim, »Such dir eine Person aus, mit welcher du einen Zug aus meiner Bong nimmst.«
Er atmet tief ein und sein Blick fällt wieder auf mich und sagt meinen Namen.
Verwirrt gucke ich, als er sich die Bong von dem Mädchen nimmt und mir die Hand hinhält. Ich ergreife sie wie automatisiert und wir laufen zusammen wieder in das Badezimmer, in welchem ich vorhin schon war.

Ich öffne zu Anfang das Fenster während Maxim Gras aus seiner Hosentasche fischt und es in den Kopf der Bong verteilt.
Er setzt sich in die Badewanne und stumm folge ich ihm hinein. Bisher haben wir kein Wort miteinander gesprochen und ich bin mir unsicher, ob ich den Anfang machen soll. Er hält sich die Bong an den Mund, zündet sie an und nimmt einen tiefen Zug. Er legt den Kopf in den Nacken und schaut an die Decke. »Alles gut?«, frage ich und er hebt den Kopf, stellt die Bong aus der Wanne hinaus und starrt mich an. In seinen Augen sehe ich Flammen.
Flammen voller Wut, Gier, Hass, Liebe... Alles in allem gemischt. Maxim setzt sich aufrecht hin und ich rücke instinktiv ein Stück nach hinten. Ich kann seinem Blick nicht ausweichen, als er näher kommt. Seine Hand berührt meine Wange. Sofort fängt sie an zu glühen und das Kribbeln in meinem Bauch beginnt. Nun komm ich ihm näher und auf einmal streifen sich unsere Lippen und in mir entflammt Feuer. Reflexartig ziehe ich ihn auf mich, sodass ich in der Badewanne unten liege und er über mir. Wir küssen uns. Eine Mischung aus Leidenschaft und Begehren. Mein Kopf ist wie benebelt, als ob ich nicht klar denken könnte und mein Körper mir nicht gehorcht. Ich fühle keine Angst, wie sonst. Meine Lippen wandern zu seinem Hals auf dem das Vogeltattoo prangt. Doch auf einmal bemerke ich, wie Maxims Oberkörper sich von mir löst und er sich wieder aufrichtet.
»Luna..ich liebe dich, aber wir müssen wieder runter zum Spiel.«
In meinem Kopf herrscht Verwirrung. Heute sogar schon zum zweiten Mal. Maxim hat mich noch nie abgewiesen, wenn wir uns küssten.

Wir steigen gemeinsam aus der Wanne, doch ich kann mein Gleichgewicht nicht halten, da mir so schwindelig ist, und ich kippe um.
Kurz bevor ich mit meinem Kopf auf dem Wannenrand aufkomme, hält mich Maxim fest.
Er erkundigt sich, ob es mir gut geht und ob er mich nach Hause fahren soll. Ich verneine und sage offenkundig, dass ich weiterspielen möchte.

Nachdem Maxim und ich den Keller betreten, liegen alle Blicke auf uns. Ich lasse mich nicht einschüchtern und setze mich wieder in den Kreis.

»Wir können fortfahren«, sagt Maxim und dreht die Flasche. Wie das Schicksal es will, landet der Flaschenkopf bei mir. Maxim stellt die berüchtige Frage ob Wahrheit oder Pflicht und ich entscheide mich für Wahrheit.
Bevor Maxim mir eine Frage stellen kann, ruft Leander hinein, »Warte, ich will ihr eine Frage stellen.« Er macht eine kurze Pause. »Liebst du Maxim wirklich?«

Ich gucke verdutzt, weil ich denke, dass ich mich verhört habe. Schon wieder werde ich von allen eindringlich angeschaut, was mir unangenehm ist. Ich stottere während ich in meinem Kopf die Frage mehrfach wiederhole und darüber nachdenke, ob ich Maxim wirklich aus tiefsten Herzen liebe.
Was passiert wenn ich Nein sage? Fordern sie mich dann auf mit ihm Schluss zu machen?
Oder viel wichtiger, was würde Maxim von mir denken. Als ich vorhin mit ihm in der Badewanne saß, habe ich etwas gespürt. Ein Kribbeln, welches ich bei ihm lange nicht mehr gefühlt hatte. War es echt oder lag es am Alkohol und Gras? Um nicht länger herum zu drucksen, antworte ich mit einem festen »Ja.« Alle außer Leander scheinen mit der Antwort zufrieden, denn er guckt mich skeptisch an und sagt, »Beweise es.«
Ohne lange darüber nachzudenken, was ich tun soll, drehe ich mich zu ihm, nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn.

Bild: Austin Hernandez

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