Vor uns eröffnete sich die Sicht auf den Sonnenplatz. Auf dem Weg sprachen wir kaum, wir waren beide angespannt, obwohl Nathan die ganze Zeit eher emotionslos wirkte. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ich zitterte am ganzen Körper, was nicht dazu beitrug in diesen Schuhen das Gleichgewicht zu halten. Das Licht war gedämpft. Der sonst sonnige Platz sah aus, als würde gerade die Sonne untergehen. In einem anderem Zusammenhang hätte ich das bestimmt für romantisch gehalten. Viele Vampire hatten sich versammelt, einige kannte ich, andere hatte ich noch nie gesehen. Doch alle fokussierten mich mit ihren Augen. Ich spürte Nathan's Hand an meinem Rücken. Es war beruhigend, wenigstens ein wenig. Er schob mich sanft weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich jemand auf mich zu steuern. Valentin. "Hallo, meine Liebe.", schleimte er und umfasste meinen Arm. Es war kein fester Griff, aber ich wusste, dass ich mich nicht hätte befreien können. Valentin führte mich in Richtung der Couchkarnituren und bedeutete mir mich auf den Sessel zu setzen. Nathan blieb regungslos hinter uns zurück. Hilfesuchend drehte ich mich nach ihm um, aber er lächelte nur kurz ermutigend und blickte dann weg. Ein kleiner Schmerz durchfuhr mein Herz. Er war irgendwie kühl. Das war er die ganze Zeit nicht gewesen. Er war immer höflich und freundlich. Doch jetzt wirkte er distanziert und fremd.
Ich sah mich angestrengt um, die anderen versammelten sich um mich. Nervös riss ich an meinem Kleid rum. Egal wie ich saß, gefühlt konnte jeder alles sehen.
Einige standen, manche saßen. Links von mir. Rechts von mir. Vor mir. Valentin war kurz verschwunden und stand nun wieder neben mir. In den Händen hielt er ein Menge nicht definierbaren Kram. Wollte er mir Blut abnehmen? Mein inneres Ich lachte kurz, doch tatsächlich war das gar nicht so abwegig. Und es war genau das was er wollte. Er nahm mir Blut ab. Ein weiterer Vampir tauchte auf und nahm es Valentin ab. Sein Haar war rot und er würdigte mich keines Blickes. Nachdem er fertig war zog er die Kanüle raus. Alle waren sofort angespannt und blickte auf den kleinen Blutstropfen, der noch aus dem Einstich sickerte. Ich druckte einen Tupfer drauf und wie aus Trance erwacht, blickten alle sofort weg. Der rothaarige Vampir war nun wieder aufgetaucht und balancierte ein Tablet mit Schnapsgläsern in der Hand. Mir wurde schlecht. Mein Blut schwappte in den Gläsern. "Willkommen, willkommen.", ertönte Valentins Stimme und alles wurde still und starrte ihn gespannt an. "Ihr wisst ja alle warum wir hier sind.", fuhr er fort. Er klang freudig. Also würden wir hier ein tolles Fest feiern. Na gut, wahrscheinlich war es für ihn so. "Das ist sie!", präsentierte er mich feierlich. Ich würde ja behaupten, dass mich jetzt plötzlich alle anstarrten, doch das war auch vorher schon so. Es war einen Moment still und diese auffälligen und schamlosen Augen um mich herum, machten mich sauer. Valentin trat an meine Seite und griff mein Handgelenk, um mich hochzuziehen. Da stand ich. Präsentiert wie ein Kinofilm. Er drehte mich einmal um meine eigene Achse, damit man auch wirklich alles von mir begutachten konnte. Es war ein unangenehme und verfahrene Situation. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Dann gab Valentin dem rothaarigen Kerl ein Zeichen und überreichte einigen der Vampire ein Glas, die schielten gierig darauf. Ihre Augen wurden blutrot. Ich erschauderte. Valentin reichte er ein Glas mit Rotwein. Valentin war wirklich mehr Geschäftsmann als Vampir. "Auf die Verhandlungen.", rief er und hob sein Glas. Alle taten es ihm gleich und schütteten sich den roten Trank hinter. Plötzlich ging alles sehr schnell. Viele der Vampire atmeten schwer auf, andere bewegenden sich schnell auf mich zu, schützend zog ich meine Arme vor das Gesicht und kniff angsterfüllt meine Augen zusammen. Dann war es still. Als ich meine Arme mir die Sicht wieder frei machten und ich die Augen öffnete, blickte ich auf einen Rücken. Ein muskulöser Rücken. Nathan stand schützend vor mir. Die Vampire verharrten fordernd vor ihm. Es waren ungefähr 5 Stück, ihre Augen waren knallrot. "Nehmt Abstand!", befahl Valentin wütend, aber er schien auch amüsiert zu sein. Sie gehorchten. Nachdem er Nathan dankend zunickte, verzog sich dieser wieder in seine Ecke. Es brach ein Diskussion über mein Blut aus. Alle redeten durcheinander. "Okay, Valentin. Das Blut ist überzeugend. Aber du weißt, dass das nicht das einzige ist, woran wir interessiert sind, wenn wir so viel bezahlen.", sagte einer der Vampire, der eigentlich die ganze Zeit abseits stand. Er war fast so groß wie Valentin, aber er wirkte alt. Valentin grinste. Viele der Vampire taten das. Was meinte dieser Vampir? Ich sollte es herausfinden. "Sie trägt edles Blut in sich, aber das werdet ihr gemerkt haben. Aber leider ist sie keine Jungfrau mehr.", erzählte Valentin. Was bitte? Woher wollte er das bitte wissen! Es stimmte, aber da ging ja wohl keinen was an! "Den Rest könnt ihr sehen.", fuhr er fort und mit einem Ruck riss er mein Kleid kaputt. Da stand ich. In High Heels und schwarzer Unterwäsche mit Spitze. Panisch versuchte ich es irgendwie die Fetzen meines Kleides zusammen zu halten. Er drehte mir die Arme auf den Rücken und hielt mich fest, damit alle mich betrachten konnten. Scham überfiel mich unbändig. Alle musterten mich ganz ungeniert und mit einem breiten Grinsen. Als wäre ich ein Forschungsobjekt. "Ich denke, das ist verwertbar, oder?", fragte Valentin grinsend in die Gruppe. Meine Tränen liefen und blickte beschämt zu Boden. Es war unmöglich, sich aus seinem Griff zu befreien. Selbst wenn er sich keine Mühe gegeben hätte, hätte ich immer noch keine Chance gehabt. Als er von mir abließ sang ich wimmernd zu Boden und kauerte mich zusammen. Ich wollte sterben. Ich wurde noch nie so gedemütigt. Ein paar Sekunden vergingen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, die ich dort lag, während sich alle um Valentin scharrten und schleimten und Angebote machten. Doch dann umfing mich eine Decke und ich wurde hochgehoben. Ich musste meine Augen nicht öffnen, um zu wissen, wer es war, der mich wegtrug.Kapitel 11 geschafft. Oben ein Bild von Nathan 😇😍
DU LIEST GERADE
Sie kommen in der Nacht
FantasyAuszug: Nathan zog die Augenbrauen hoch und nickte stumm. "Weißt du wo der Ausgang ist? Ich will hier nämlich endlich raus.", fuhr ich fort und blickte ihn hoffnungsvoll an. Sein Gesicht veränderte sich und er sah kurz verwirrt aus, dann blickte er...