Kapitel 16

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Gökhans Sicht

8 Monate später..

Es war kalt.                                                    Der dunkle, kalte Boden, auf dem ich saß.  Die Erde, die sich in meiner Hand befand und langsam durch meine gespreizten Finger hinunter fiel. Alles war kalt und nutzlos. Acht Monate waren es schon her. Acht unendlich leere Monate.
Acht Monate ohne sie; ohne Cansu.    

Ich fragte mich, wie es ihr ging - dort wo sie sich befand. 

Jedes Mal, wenn ich sie besuchen kam, konnte ich meine Tränen nicht unter Kontrolle halten. Sei es nur ein Tropfen, oder mehr. Ich konnte immer noch nicht daran glauben, dass sie uns für immer verlassen hatte. Für immer.

Was hieß denn immer - was bedeutete die Ewigkeit? Diese Begrifflichkeiten waren mir noch nie so fremd. Ich hatte noch nie so intensiv über die Existenz dieser Begriffe nachgedacht. Die Ewigkeit hatte für mich ausschließlich eine positive Bedeutung. Die wahre Liebe war beispielsweise ewig. Unsere Familie wäre ewig zusammengehalten. Aber der Tod? Inwiefern hängt der Tod mit der Ewigkeit zusammen? Seit wann? 

Wir hatten uns erst neu wiedergefunden. Ohne dass ich wahrnehmen konnte, dass sie wieder bei uns war - als wäre es ein Traum - war sie wieder weg. Da lag sie nun, in dem Grab, tief unter der Erde. Alleine. Ihr Leib existierte nicht mehr. Sie atmete nicht mehr. Ihr Herz schlug nicht mehr. Keine Anzeichen vom Leben. Unvorstellbar. 

Flashback - vor 7 Monaten

,,Baba, wird meine Mutter wieder zurückkommen? Ich habe sie sehr vermisst. Hat sie uns etwa wieder verlassen?", fragte mich Zeynep ständig aus. Je öfter sie mich drauf ansprach, desto häufiger spielte sich die gleiche Trauer ab. Die schlimmste Szene, die ich erlebte, wurde durch Eröffnen eines Vorhanges vor meinen Augen eingeleitet. Sie wiederholte sich - und wiederholte - und wiederholte. Ich war sehr zweifellos. Es sollte aufhören.
Ich konnte mir diese Fragen selbst nicht beantworten. Wie sollte ich das Zeynep erklären? Ich umarmte sie immer, wenn sie mich darauf ansprach. ,,Ich weiß es nicht, Zeynep. Ich weiß es wirklich nicht", konnte ich nur sagen. Ich weinte immer, ohne dass ich was dagegen tun konnte. 

Ich bat meine Mutter um einen Rat und um Hilfe, damit ich die Situation Zeynep erklären konnte. Sie unterstützte mich auch dabei und war immer an meiner Seite, wenn ich sie brauchte. Ihre Schulter war immer bereit, meinen Kopf zu tragen und meine Tränen aufzunehmen.

,,Anne, wie soll ich Cansu denn vergessen? Ist es denn überhaupt möglich, eine Person zu vergessen, die dir so viel bedeutet? Ich muss immer an sie denken, ohne eine Sekunde auszusetzen. Anne, ne olur yardım et (bitte hilf mir)". ,,So etwas wie 'vergessen' gibt es nicht, oğlum (mein Sohn). Du kannst mal vergessen, das Essen zu würzen oder Geld abzuheben. Du kannst mal vergessen, Zeynep vom Kindergarten abzuholen, aber Cansu, deine Liebe, kannst du nicht vergessen. Eure gemeinsamen Erinnerungen werden dich immer verfolgen. Du könntest dich höchstens an ihre Abwesenheit gewöhnen. Auch wenn es unmöglich klingt und dir sehr schwer fallen wird. Aber du musst stark bleiben Gökhan. Du musst für Zeynep stark bleiben und dich zusammenreißen. Sie ist das Einzige, was Cansu uns zurückgelassen hat. Du musst deine einzige Tochter wertschätzen", waren ihre Worte. Dann nahm sie mich in ihre Arme.

Flashback - Ende

Zuhause..

,,Eylül, danke nochmal, dass du auf Zeynep aufgepasst hast. Meine Eltern hatten wie gesagt heute keine Zeit", bedankte ich mich von Eylül, der ich während meines Aufenthaltes an Cansus Grab meine Tochter und mein Zuhause anvertraute. ,,Mach ich gerne, keine Rede wert. Außerdem verstehen wir uns mit Zenyep sehr gut. Also von daher gibt es überhaupt keine Probleme", sagte sie und lächelte mich relativ neutral und doch sehr warm an. ,,Wo ist meine Kleine?". ,,Sie hat sich eine Weile im Garten ausgetobt und ist daher sehr erschöpft gewesen. Uyuyor (sie schläft)".
Wir redeten mit Eylül noch eine gefühlte viertel Stunde, dann ging sie auch, da sie im Restaurant weiter arbeiten musste.

Ich stieg die Treppen hoch in Richtung Zeyneps Zimmer, öffnete ganz vorsichtig die Tür und beobachtete sie von dort aus. Leise traute ich mich ins Zimmer und setzte mich an den Rand ihres kleinen rosa Bettes. Ihre lockigen Haare stichen sehr ins Auge. Der Duft beruhigte mich sehr. Er erinnerte mich an schöne Erlebnisse.
Meine Mutter hatte Recht. Zenyep war tatsächlich das einzige, was ich noch hatte und was mich zum Lachen brachte.

Am nächsten Morgen..

Ein leckerer Geruch weckte mich vom Schlaf. Ich zögerte kurz, doch gleich darauf fiel mir ein, dass meine Mutter den Ersatzschlüssel für das Haus hatte. Ich stand auf, öffnete das Fenster und stand vor ihm ein paar frische Atemzüge lang. Anschließend zog ich mich an und ging in die Küche. Ich umarmte meine Mutter und begrüßte sie ganz herzlich. Sie war diejenige, die mich aufgerichtet hatte. Ihr war ich sehr dankbar. ,,Senin hakkını nasıl öderim ben annem?", fragte ich. ,,Ich bin deine Mutter, Gökhan. Das ist meine Aufgabe!", antwortete sie.

Während dem Frühstück bekam ich einen Anruf. ,,Ja?". Es war Cihan. ,,Ich habe ihn gefunden, Gökhan!".

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Hallo meine Lieben Leser!

Nach einer langen Pause hab ich mich entschlossen, die Geschichte fortzuführen. Ich hoffe, dass ihr alle - oder viele von euch - noch dranbleibt und mit der selben Neugier weiterlesen werdet.

Danke im Voraus 😊

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 18, 2017 ⏰

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Ölüme DairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt