Kapitel 10

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Cansus Sicht

Er kam mir näher. Näher und näher. ,,K-Korkut, bleib fern von mir! Lass mich doch frei. Versteh doch endlich, dass ich dich nicht liebe, nie geliebt habe und nie lieben werde! Selbst wenn du der letzte Mann auf dieser Welt wärst, würde ich mit dir nicht zusammen sein", schrie ich. Plötzlich zauberte er einen Messer her, was er in meine Richtung hielt. ,,Wenn du mir nicht gehörst, dann auch sonst niemanden", sagte er. Seine Schritte wurden immer schneller und schneller. Er stach das Messer genau in meinen Hals, als er bei mir ankam. ,,Gökhaaan".

Ich schrie vor lauter Angst und sprang wie vom Blitz getroffen auf. Es war ein Traum? ,,Cansu, es war nur ein Traum. Alles ist gut, Cansu, beruhig dich", sagte Gökhan zu mir und lehnte meinen Kopf an seine Brust. ,,Es hat sich realistisch angefühlt. Ich, ich hab gedacht, dass er wieder aufgetaucht ist und dass der Albtraum wieder anfangen wird", versuchte ich zu sagen. Meine Atemzüge wurden regelmäßiger. ,,Ssshht. Denk nicht mal daran. Wir werden diese Angst gemeinsam überwinden", sagte er und nahm mein Gesicht zwischen seine warmen Hände, ,,ich werde immer für dich da sein, Cansu. Vertraue mir bitte". Wir standen vom Sofa auf und gingen ins Schlafzimmer. Ich lege mich auf das Bett, sodass Gökhan mich bedeckte. Gleich danach legte er sich auch auf das Bett, stützte seinen Kopf mit seiner Hand ab und schaute mir zu. Ab und zu strich er seine Hand über meine Wange und meine Haare. Sein Körper, seine Seele beruhigte mich in jeder Situation. Bei jeder Berührung fuhr eine Gänsehaut durch meinen Leib. Er hatte vor, zu gehen. ,,Gökhan, wohin?", fragte ich ihn. ,,Ich habe gedacht, du schläfst. Deshalb wollte ich halt runter, damit du es hier bequem hast", sagte er leise. ,,Nein. Ich will nicht alleine schlafen, Gökhan. Lass mich nicht los". Ich hielte seine Hand ganz fest, damit er auch verstand, dass ich es ernst meinte. Er umarmte mich. ,,Ich werde dich nie wieder loslassen. Nach so einer langen Zeit habe ich dich wiedergefunden und habe nicht vor, dich ein weiteres Mal zu verlieren. Uns kann nichts mehr trennen. Nichts, außer den Tod", sagte er. Seine Stimme klang sehr vertraut.

Am Morgen..

Gökhans Sicht

Langsam kam ich zu mir, öffnete mit großer Mühe meine Augen und sah Cansu in meinem Arm liegen. Die Erinnerung an gestern kam wieder hoch. Ich roch an ihren lockigen Haaren und erfrischte somit meinen Tag. Vorsichtig glitt ich über das Bett, ohne Cansu zu stören und ging in die Küche. Ich hatte vor, das Frühstück vorzubereiten. Dafür machte ich Tee, kochte Eier und bereitete einen Salat aus Gurken, Tomaten und Paprika zu. Anschließend bedeckte ich den Tisch und ging wieder zurück ins Schlafzimmer. ,,Cansu", sagte ich leise, um sie aufzuwecken. ,,Cansu, Frühstück ist fertig. Du kannst jetzt aufstehen". Sie gab mir weder eine Antwort, noch eine Reaktion. Wie hätte ich denn nur vergessen können, dass sie einen sehr tiefen Schlaf hatte? Also bückte ich mich und berührte leicht ihren Arm und versuchte wieder, sie aufzuwecken. Dies dauerte zwar eine Weile, doch mit Erfolg saßen wir dann gemeinsam am Tisch. ,,Wo ist eigentlich Zeynep, Gökhan?", fragte sie. ,,Zeynep übernachtet schon seit ein paar Tagen bei ihren Großeltern. Heute werde ich sie abholen, keine Sorge", sagte ich lächelnd. ,,Und ich? Also..Werden wir ihr sagen, dass ich ihre Mutter bin?". ,,Natürlich werden wir ihr das sagen. Das möchte ich keine weitere Minute verheimlichen", sagte ich mit einer bewussten Stimme. ,,Gökhan. Ich habe Angst. Ich kann nicht einschätzen, wie sie reagieren wird. Es kann für sie ja auch nur schwer sein", sagte sie verzweifelt. ,,Ja, das kann ich verstehen. Ich habe auch Angst, Cansu. Aber irgendwann müssen wir das loswerden. Und jetzt ist genau der passende Zeitpunkt, denn wenn wir das weiterhin verschieben, wird es uns immer schwerer fallen", machte ich sie vertraut, ,,außerdem wird Zeynep nicht so große Schwierigkeiten haben, sich an dich zu gewöhnen, weil sie noch klein ist".

Zwei Stunden später..

,,Bist du bereit, Cansu?", fragte ich sie. ,,Ich bin sehr nervös, aber auch sehr froh darüber, endlich meine Tochter in die Arme nehmen zu können. Ich warte seit Jahren auf diesen Moment", sagte sie. Cansu war noch nicht ganz fertig. ,,Cansu, ich warte im Auto auf dich. Vergiss nicht, die Tür abzuschließen", rief ich. ,,Tamam"(Okay). Ich öffnete die Tür und vor mir standen meine Mutter und an ihrer Hand Zeynep. ,,Anne? Wir wollten gerade zu dir kommen, um Zeynep abzuholen", sagte ich überrascht. ,,Was meinst du denn mit wir? Ist Cihan hier?", fragte meine Mutter und machte Schritte ins Wohnzimmer. ,,Kızım, hast du mich vermisst?". Ich umarmte Zeynep und küsste ihr ganzes Gesicht ab. ,,Ja, sehr sogar Baba. Hast du mich etwa nicht vermisst?", fragte sie. ,,Hmm, da muss ich aber überlegen. Natürlich mein Schatz. Ich erlaube dir sogar nicht mehr, bei der Oma zu übernachten", sagte ich lächelnd und wir rieben uns gegenseitig die Nasen. Dann setzte ich sie ab und sie verschwand ins Zimmer.

Ölüme DairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt