Kimmich x Goretzka

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Joshua's pov

Erschöpft ließ ich mich an meiner Badezimmertüre hinuntergleiten. Ich fühlte mich schwach und gebrechlich, als wäre ich ein alter Mann. Genau, das traf es auf den Punkt. Ich fühlte mich wie ein alter, schwacher und gebrechlicher Mann kurz vor seinem Tod.

... Tod, das wäre ich gerne. Mein Leben ging den Bach hinunter. Und alles nur, weil ich meine Gefühle nicht in den Griff bekam.

Langsam stand ich auf und lief zum Spiegel. Eine Haarsträhne hing mir ins Gesicht und ich war verschwitzt vom vielen trainieren. Langsam hob ich meine Hand und versuchte die Strähne mit zittrigen Fingern wegzustreichen, doch es klappte nicht. Sobald ich sie losließ hing sie mir wieder ins Gesicht.

Kraftlos ließ ich die Hand wieder sinken und sah meinem Spiegelbild müde in die Augen.

Was war nur aus mir geworden? Das fragte ich mich bei dem Anblick meiner müden Augen und der großen Augenringe in letzter Zeit immer öfter. Ich sah eher wie ein Zombie, als ein Mensch aus und das nur, weil ich zu schlecht für den großen FC Bayern war. Dieser ständige Druck machte mich fertig. Als ich gewechselt hatte wollte ich allen beweisen, dass ich es schaffen konnte.Dass ich auch ein weltberühmter und guter Spieler werden konnte.

Das war wohl gründlich in die Hose gegangen. Ich spielte vielleicht einigermaßen gut, doch dafür war ich körperlich und seelisch ausgelaugt und kaputt. Vorsichtig strich ich mit meinen immer noch zitternden Fingern meine eingefallenen Wangen entlang. Ich sah krank aus, aber niemand schien zu merken, dass es mir schlecht ging.

Seit mehreren Wochen hatte ich nun schon keinen Appetit mehr. Ich fühlte mich schwach, leer und unbrauchbar. Jede Nacht, in der ich nicht schlafen konnte, grübelte ich vor mich hin und kam immer zu dem selben Schluss. Ich war zu schlecht! Wenn ich weiterhin bei Bayern spielen wollte, musste ich unbedingt besser werden, ansonsten konnte ich mich schon bald auf die Ersatzbank freuen ... oder ich kam erst gar nicht mehr in den Kader hinein.

Ständig trug ich diese Maske und versteckte mich vor der Realität. Ich belog nicht nur meine Trainer und die Mannschaft, nein, ich belog auch meine Familie, Freunde und am schlimmsten, mich selbst. Denn wenn jemand fragte, wieso ich so dünn sei antwortete ich, dass mein Ernährungsberater mir geraten hatte abzunehmen, um sportlich fitter zu sein. Ich weiß, völliger Quatsch, aber die Meisten schluckten es wirklich.

Genauso war es, wenn mich jemand fragte, wieso ich so müde und schlapp aussah. Dann winkte ich nur ab und meinte, dass das Training sehr anstrengend gewesen war.

Natürlich war das nur halb gelogen, denn ich trainierte jeden Tag. Egal ob ich davor schon Mannschaftstraining hatte oder nicht. In meinem kleinen Fitnessraum stellte ich mich dann aufs Laufband oder ein anderes Gerät und hörte erst kurz vor dem Zusammenbruch wieder auf. Dann spukte mir jedoch immer im Kopf herum, dass ich zu schlecht war und ein Lewandowski oder ein Müller wesentlich länger durchgehalten hätten.

Schnell riss ich eine Schublade meines Badezimmerschrankes auf und holte die gut versteckte Klinge hervor. Die Gedanken hatten mich wieder in diese große Leere gezogen. Ein seltsamer Druck lag auf meiner Brust und langsam setzte ich mich auf den Klodeckel.

Von einem plötzlichen Impuls beflügelt zog ich das Hosenbein meiner Sporthose hinauf und setzte die Klinge am oberen Teil meines Oberschenkels an.

Ihr fragt euch sicher wieso ausgerechnet dort? - Naja, an den Armen wäre es ganz schön auffällig, vor allem, wenn ich jeden Tag mit einem Verband herumlaufen würde. An meinen Oberschenkeln sah man es nicht da ich immer eine etwas längere Hose trug und nie mit anderen zusammen duschte.

Nun saß ich also hier und sah fasziniert zu, wie mein rotes Blut langsam aus den Schnitten quoll und meinen Oberschenkel entlang lief. Für einen kurzen Moment vergaß ich durch den Schmerz meinen riesigen Sorgenberg und fühlte mich seit langem wieder frei.

Leider nur für einen Moment, da kurz darauf mein Handy klingelte. Leicht verärgert griff ich in meine Sporttasche, die ich vorher achtlos in die Ecke geworfen hatte und sah auf das Display.

„Thomas" stand dort und ich seufzte laut auf. Dieser Kerl musste mich immer in den unpassendsten Zeitpunkten anrufen.

Leicht säuerlich nahm ich den Anruf entgegen und holte gleichzeitig einen Waschlappen hervor, um ihn auf meinen Oberschenkel zulegen und zu verhindern, dass ich den ganzen Boden voll blutete.

„Kimmich, was gibt's?"

„Oho, da ist aber jemand schlecht gelaunt", kam es belustigt von einem gewissen Herrn Müller am anderen Ende der Leitung.

„Ich wollt nochmal fragen, wann ich dich morgen abholen soll. Ich hab's schon wieder vergessen", meinte dieser halb beschämt halb lachend. Ich verdrehte nur die Augen, denn vor mir sah ich ihn mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck den Boden anstarren. Leicht musste ich schmunzeln, da ich der Meinung war, dass Thomas der vergesslichste Mensch auf Gottes schöner Erde war und sicherlich Demenz hatte. Denn er vergaß wirklich alles. Mich wunderte es, dass Thomas noch wusste, dass wir morgen ins Trainingslager der Nationalmannschaft fuhren und vor allem, dass er mich abholen würde.

„Sechs Uhr dreißig! Halb sieben!", meinte ich nur lachend.

„Ah, stimmt, jetzt fällt's mir wieder ein. Hoffentlich vergess' ich das bis morgen nicht wieder", kam es lachend zurück.

Wie konnte Thomas nur immer so fröhlich sein? Schnell verscheuchte ich diesen Gedanken, der mich wieder diese tiefe, dunkle Leere spüren lies. Mit Thomas konnte man immer so unbeschwert reden. Schmunzelnd antwortete ich: „Ich ruf dich morgen früh um fünf Uhr nochmal an und scheuche dich aus dem Bett!"

Ein lautes Lachen kam vom anderen Ende der Leitung, „genau, so machen wir's. Also bis dann", und bevor ich etwas erwidern konnte hatte Thomas schon aufgelegt und ich ließ immer noch breit grinsend mein Handy in die Tasche fallen.

Ohne an den Zusammenbruch vor dem Telefonat zu denken zog ich mich aus und ging duschen. Ich hatte den halben Tag in meinem Fitnessraum verbracht, Heavy Metal gehört und mich so verausgabt, dass meine Sportklamotten triefend nass an mir geklebt hatten. Entspannt seufzte ich nun, als das warme Wasser meine Schultern berührte, zuckte im nächsten Momente jedoch schmerzhaft zusammen, als es über die frischen Wunden lief. Ich beeilte mich, um sie nicht noch länger ansehen zu müssen. Viel lieber dachte ich an morgen, an meine Mitspieler und die neuen Gesichter die dabei sein würden.

Unter anderem auch an Leon Goretzka, meinen heimlichen Schwarm, denn ich bei jedem Spiel entweder durch das Fernsehen oder live im Stadion anschmachtete. Ob er mich auch mag? Bestimmt kannte er mich nicht einmal, oder fand mich uninteressant oder langweilig.

Was würde ich dafür geben nur einmal mit ihm zu reden. Ich war wirklich vollkommen in ihn verschossen. Verständlich bei seinem fußballerischen Talent und seinem Aussehen ...

Sportler One Shots (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt