Willkommen auf Golden Lake!

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[Joys Sicht]

Das Lächeln der Brünette war der größte Fake den ich seit langem gesehen hatte - Und ich hatte viele Fakes gesehen.
Zum Beispiel die Trauer meiner Mom, als sie mich vorhin verabschiedet hatte, oder das Entsetzen meiner besten Freundin, als ich ihr erzählt hatte, das ich in ein Internat weit weg von New York City stecken würde - Der Gedanke mich jetzt erstmal nicht mehr zu sehen, für ungefähr ein Jahr oder so, schien sie total aus der Bahn zu werfen.

Verächtlich schnaubte ich, alles fake.

Die Brünette lächelte noch immer, auch wenn es etwas angestrengt wirkte.
"Ich bin Jane, ich soll dich rumführen, wie heißt du?"

Ich sah mich um. Die Sonne stand hoch am Himmel, kein Wölkchen trübte das Königsblau. Die Mauern von Golden Lake waren hoch, das Tor ebenfalls, die Türme die dahinter hervorragten wirkten bedrohlich.
"Joy." Murmelte ich abwesend.

"Also Joy, das hier ist der Haupteingang." Jane deutete auf besagtes Tor und stieß es auf, was den ungeölten Scharnieren ein gequältes Quitschen entlockte.

Wir traten durch das Tor und sie schloss es wieder, vor uns lag ein langer Weg aus weißem Kies, rechts und links davon war perfekt gepflegter, saftig grüner Rasen. Von dem Hauptweg, der bis zu den steinernen Treppen des Hauptgebäudes führte, zweigten einige kleinere Kieswege ab, an ihrem Rändern standen weiße Holzbänke, weiter hinten konnte ich auch Picknicktische aus weißem Stein erkennen.

Während Jane vorlief und nicht wirklich auf mich achtete, verwüstete ich den gehackten Kies mit den Rollen meines Koffers.

Als ich es endlich bis zu den dunklen Steintreppen geschafft hatte, konnte man genau sehen wo ich lang gelaufen war - Im Abstand von circa 20 Zentimetern waren zwei dunkle Rillen im Kies, wo jetzt Erde durchleuchtete.

Jane strengte sich an ihr Lächeln beizubehalten und schritt durch die gewaltigen Säulen aus dunklem Stein und stieß eine riesige Eichentür auf.

Über ihr stand in goldenen Lettern Golden Lake in den glatten Stein gemeißelt.

Die Eingangshalle war groß und pompös.

Vier Säulen hielten wie steinerne, unermüdliche Diener die Decke, zu ihren Füßen standen Büsten von ehemaligen Schulleitern, an den Wänden hingen Ölgemälde und zwei gewundene Treppen befanden sich an der Stirnseite.

Rechts neben der Tür stand ein gewaltiges Pult, dahinter saß eine Frau mittleren Alters mit Halbmondbrille und garstigem Gesicht, wie besessen hämmerte sie etwas in die Tastatur, was einen gespenstischen Hall verursachte.

"Guten Morgen Mrs. Brown." Flötete Jane vorbildlich und die Frau sah auf.

"Das ist die Neue, nehme ich an?" Fragte sie harsch ohne den Gruß zu erwidern, doch Jane ließ sich davon nicht beirren, sie nickte, ihr Lächeln war noch immer an Ort und Stelle und winkte mich heran.

"Name?" Kam es hinter dem Punkt hervor.

"Joy McAllister." Meinte ich.

"Hier sind deine Schlüssel und dein Stundenplan, anbei die Hausregeln, der AG-Plan, ein Lageplan, eine Liste aller Lehrer und ihrer Fächer und ein Wahlbogen. Du musst mindestens zwei Wahlpflichtfächer wählen, bis zu vier kannst du. Die Schule verlangt ebenfalls das du an mindestens zwei AG's teilnimmst, insgesamt sechs pro Schüler sind möglich. Sei pünktlich und respektvoll zu den Lehrern." Ratterte Mrs. Brown herunter und drückte mir einen Stapel Papier in die Hand, den ich hektisch entgegen nahm.

Danach fuhr die mürrische Sekretärin fort, ihre Tastatur zu vergewaltigen und würdigte uns keines Blickes mehr.

Jane lächelte gezwungen und deutete auf die beiden Treppen.

Zimmer 113Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt