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Verschlafen rieb ich mir die Augen und sah Sebastian neben mir noch selig schlafen. Er hatte seine Arme um mich gelegt und er sah wahnsinnig süß und unschuldig aus. Ich beobachtete ihn lächelnd bis er ebenfalls langsam seine Augen öffnete. Er blickte mich an und nuschelte: »Guten Morgen.« Er rieb sich über seine Augen, vergrub den Kopf wieder im Kissen und drückte mich an sich. »Sebastian, es ist Donnerstag. Wir müssen zur Schule«, brachte ich erstickt hervor, weil er mich wohl etwas zu feste an sich gedrückt hatte. »Ich will aber nicht«, nörgelte er. »Meinst du ich hab... Wärst du so lieb und würdest mich nicht erdrücken?«, fragte ich lachend. Er lockerte seine Arme ein wenig, doch ließ mich nicht ganz los. »Besser«, murmelte ich gegen das Kissen, auf das ich meinen Kopf wieder hatte fallen lassen. »Guck mal Felix, wollen wir heute und morgen nicht einfach freimachen? So nur wir beide. Wir könnten den ganzen Tag gar nichts tun und einfach die Zeit mit dem Anderen genießen.«, schlug Sebastian voller Enthusiasmus vor. Ich betrachtete ihn schmunzelnd: »Sei froh, dass meine Klausurphase gerade vorbei ist.« Er lächelte mich fröhlich an. »Dafür darf ich dich aber jetzt erdrücken«, rief er und setzte das auch gleich in die Tat um. Ich quiekte nur überrascht auf. Als er mich los ließ fingen wir beide an zu lachen. Ich genoss es so sehr ihn in meiner Nähe zu habe. 

Ich quälte mich aus den Decken und machte mich auf den Weg ins Untergeschoss, was Sebastian erst mit einem verwirrten Blick bedachte, doch dann ebenfalls aufstand und mir folgte.
Mein Weg führte mich ins Wohnzimmer, wo ich mir mein Handy schnappte und mich auf das Sofa sinken ließ. Es wäre eh zu spät gewesen, um zur Schule zu gehen, denn es war bereits 10:34 Uhr. Während ich auf WhatsApp ging, um zu schauen, was ich für Nachrichten bekommen hatte, fing Sebastian neben mir an zu meckern: »Man Felix, ich hab Hunger!« Ich schaute ihn nicht an, doch antwortete ihm: »Du weißt doch wo die Küche ist, also geh einfach und nimm dir, was du willst.« Das ließ er sich nicht zweimal sagen und verschwand sofort aus dem Wohnzimmer.
Ich beschäftigte mich weiter mit den Nachrichten, die ich bekommen hatte. Ein Großteil davon war aus Gruppen und von Hannes. Auf die Gruppen tippte ich nur kurz, damit sie mir nicht mehr angezeigt wurden, dann ging ich auf den Chat mit meinem besten Freund.

8:15 Wo bist du?
8:31 Kommst du noch?
8:35 Ich langweile mich...
8:41 Der Müller hat gerade fast mein Handy einkassiert...
9:21 Hättest ja wenigstens Bescheid sagen können
9:36 Ich hab gerade Sebastian gesucht, um ihn zu fragen wo du bist, aber er ist auch nicht da
9:36 Was zum Teufel tut ihr?
9:37 Oh, ich will es gar nicht wissen xD

Ich musste schmunzeln, als ich sah, was er mir geschrieben hatte. Was dachte er von mir? Um ihn zu beruhigen, antwortete ich ihm.

10:46 Haben bis gerade eben geschlafen und uns dann dazu entschieden, dass wir heute und morgen blau machen xD

Nur wenig später antwortete er mir auch schon:

10:47 Ich komme heute Nachmittag vorbei xD

Damit war das Gespräch für mich beendet und ich schaltete den Fernseher ein. Es lief nichts wirklich Gutes, also entschied ich mich dafür einfach FIFA zu spielen. Sebastian kam mit einer Schüssel voll mit Haferflocken und Banane, als ich gerade gegen den BVB verlor.
»Du verlierst«, stellte er mit vollem Mund fest. »Nein, sag bloß«, erwiderte ich ironisch, »Ohne deine Hilfe hätte ich das jetzt nicht mitbekommen, danke!« »Man weiß ja nie«, antwortete er lachend.

So verbrachten wir die gesamten zwei freien Tage. Wir spielten Computergames und Gesellschaftsspiele, schauten Filme und Serien und genossen die Zeit zu zweit. Nachmittags leistete uns Hannes Gesellschafft. Es waren schöne Tage.

Jetzt, am Freitagmittag, saßen wir im Zug, der uns nach München zu meiner Schwester bringen sollte. Wir verbrachten schon vier Stunden in dem leeren Wagong und hatten und größtenteils mit uns selbst beschäftigt. Ich hatte viel Musik gehört und gelesen. Lange hatte ich keine Zeit mehr dafür gehabt, doch eine lange Fahr war perfekt für solche Dinge. »Die Mädchen von der Englandfähre« war das Buch, das ich gelesen hatte.
Es ging um eine Journalistin, die einen alten Koffer kauft, aus dessen Innenfutter Fotos herausfallen. Unter anderem eines, was zwei junge Mädchen zeigt, die vor 30 Jahren während der Überfahrt von Dänemark nach England verschwunden sind. Der Fall war nie gelöst worden, doch der jungen Frau gelingt es immer mehr kleine Details zu sehen, die der Polizei nicht aufgefallen waren.
Es war eine sehr gute Geschichte und vor allem der Schreibstil, der Autorin, sagte mir zu.
Mir war allerdings mit der Zeit etwas langweilig geworden, da ich das Buch fertiggelesen hatte und kein weiteres eingepackt hatte. Also entschied ich mich dazu zu schlafen und auf Sebastian zu vertrauen. Er würde mich schon wecken, wenn wir da waren.

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt