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Lesenacht 3/4
Es sieht so aus, als ob ich mehr als vier Kapitel schaffe ^^

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«Ach man, Felix. Der Abschied für uns beide ist schon schwer genug. Wenn du jetzt auch noch anfängst zu weinen, kann ich meine Tränen mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr unterdrücken», flüsterte Sebastian mir zu, während wir uns gegenüberstanden.

Es war Samstag und somit fingen heute inoffiziell heute die Ferien an, was für mich bedeutete, dass ich gemeinsam mit meiner Mannschaft in ein Camp in Barcelona fahren würde, wo wir trainieren würden und am Ende der zwei Wochen an einem großen Turnier gegen andere große Mannschaften unserer Altersklasse teilnehmen würden. Auf dieses Trainingslager hatte ich mich eigentlich schon das ganze Jahr gefreut, doch jetzt hieß es, dass ich mich für zwei Wochen von meinem Freund entfernen musste. Und diese Tatsache tat mir im Herzen weh. Allein die Vorstellung meinen Freund jetzt erstmal für diese zwei Wochen nicht zu sehen war schrecklich.

Wir standen vor dem Bus, mit dem die Mannschaft nach Spanien gebracht werden sollte und die Abfahrt rückte immer näher. Wir standen uns gegenüber, hielten die Hände des anderen und sahen uns an. Ich hatte die gesamten letzten Minuten mit den Tränen gekämpft und jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Die Tränen liefen wie in Sturzbächen aus meinen Augen. Es war mir unangenehm mich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Hilfesuchend legte ich meine Arme um den Hals meines Freundes und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Beruhigend ließ er seine Hand über meinen Rücken gleiten. Er murmelte irgendwelche Geschichten in mein Ohr, was ungemein tröstlich war. Nicht die Dinge, die er erzählte, sondern einfach nur seine so angenehme Stimme zu hören. Eng umschlungen standen wir da und genossen die Nähe zum anderen bis in die letzte Sekunde.

«Alles einsteigen», rief mein Trainer aus dem Bus. Sebastian drückte mich von sich weg und vereinte noch einmal unsere Lippen. Viel zu schnell verging das alles und niedergeschlagen trat ich in den Bus.

«Felix, komm nach hier», hörte ich die Stimme meines Freundes nach Tim. Wir hatten uns vor ein paar Monaten beim Training kennen gelernt. Wir waren beide neu nach Köln gewechselt. Die anderen kannten sich alle schon gegenseitig und so freundeten wir uns an.

«Danke, Tim», murmelte ich ihm geknickt zu und ließ mich neben ihn auf den Sitz sinken. Mein Blick fiel durch das Fenster Sebastian, der immer noch draußen stand. Er sah mich an und lächelte. Wir trennten unsere Blicke nicht voneinander bis der Bus sich langsam in Bewegung setzte. Er formte noch ein kleines Herz mit seinen Händen, was mich erst aufmuntern konnte, doch dann fast noch trauriger machte, da ich seine kleinen Spielereien und Scherze nun erstmal nicht mehr erleben würde.

«Felix, sei nicht so traurig», sprach Tim neben mir und blickte mich aufmunternd lächelnd an. Ich schaute ihn nur an. «Ach, guck mal. Natürlich ist er nicht da und mit ihm zusammen wäre all das noch besser, aber auch ohne ihn ist es eine coole Erfahrung. Du musst es nur genießen und er muss ja nicht plötzlich aus deinem Leben verschwunden sein. Du kannst ja jeden Abend mit ihm telefonieren», redete er mir weiter gut zu. Irgendwie half es und ich sah ihn dankend an.

Die gesamte Busfahrt hörte ich Musik. Jedes traurige Lied übersprang ich dabei allerdings, damit ich nicht noch deprimierter wurde. Doch mit jedem Meter, den ich mich weiter von Sebastian entfernte, schmerzte mein Herz mehr und ich konnte nicht leugnen, dass ich ihn jetzt schon vermisste.

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt