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Es dauerte etwa einen halben Mond, bis Arion wieder einigermaßen gesund war. Die Wunden waren immer noch verbunden, schmerzten aber lange nicht mehr so sehr. Allerdings hatte er das Bett immer noch nicht verlassen. Wie auch, er konnte ja nicht auftreten. Und auf einem Bein springen kam nicht in Frage.

Wäre Arion alleine gewesen, hätte er in diesem Raum sein Zeitgefühl verloren. Denn Fenster gab es nicht. Er konnte nicht abschätzen, wann Morgen und Abend war, wäre Svea nicht bei ihm.

Als er ihr die aufgeschriebene Geschichte am nächsten Morgen gegeben hatte, hatte sie sich sehr gefreut. Übermütig hatte sie Arion umarmt, was ihm zwar gefallen, aber ihm auch Schmerzen bereitet hatte. Danach konnte sie nicht aufhören, sich dafür zu entschuldigen. Arion lachte und musste ihr mehrfach versichern, dass es ihm gut ging.

Als er nun aufwachte, wusste er auch nicht genau, welche Tageszeit es war, aber er wusste, dass er von einem Mittagsschlaf aufgewacht war. Er hatte in seinem Leben noch nie so viel geschlafen, wie hier. Aber er fühlte sich einfach oft noch erschöpft und müde.

"Guten Morgen, Schlafmütze!", Svea fegte mit ihrer üblichen guten Laune in den Raum. "Oder sollte ich sagen, Guten Abend. Los steh auf!"

"Warum denn aufstehen?"

"Ich finde, du bist soweit gesund genug, um mit uns allen Abend zu essen."

Arion war erstaunt. Damit hatte er nicht gerechnet. Außer Svea, Thjorven, Astrid und Lara hatte er bisher keines der Mädchen kennengelernt. Nun würde er alle auf einmal treffen. Ein bisschen Aufregung machte sich in seinem Körper breit.

Svea half ihm, sich im Bett aufzusetzen und gab ihm eine Schüssel mit Wasser, damit er sich ein bisschen waschen konnte. Dann gab sie ihm einen seiner Pullover, den er über sein Unterhemd anzog. Irgendjemand hatte seine Kleider gewaschen und sie wieder geflickt.

Dann schlug er die Decken weg. Kühle Luft drang an seine Zehen, trotz der Socken, die er trug.

"Ich habe dir was mitgebracht.", sagte Svea plötzlich, während Arion sich an die Bettkante hievte. Mit einem Arm gestaltete sich das nicht so einfach. Sie hielt einen Stock vor sich. Oben hatte er eine kleine Astgabelung. Arion schaute skeptisch.

"Eine Stütze für dich. Allein kannst du sicher noch nicht gehen. Warte, ich helfe dir auf."

"Bist du wirklich sicher, dass ich mit euch allen essen soll? Ich glaube, Thjorven kann mich nicht wirklich leiden."

"Quatsch. Alle sind damit einverstanden, dass du mit uns isst.", antwortete Svea, doch Arion sah, dass sie sich danach kurz auf die Lippe biss. Es sah irgendwie schuldbewusst aus.

Aber nun musste er sich darauf konzentrieren, aufzustehen und dabei möglichst nicht umzufallen. Svea eilte ihm schnell zur Hilfe und griff ihn am Arm.

Den Stock unter die Achsel des gesunden Arms geklemmt, versuchte Arion auf einem Bein zu balancieren. Dass jeweils seine gegenseitigen Gliedmaßen verletzt waren, war dabei nicht gerade hilfreich.

Er humpelte langsam vorwärts. Es war etwas anstrengend, aber mit Sveas Hilfe ging es.

Gemeinsam liefen sie aus dem Raum. Zum ersten Mal seit er hier war, verließ er ihn. Neugierig blickte Arion sich um. Er wollte wissen, wo genau die ganzen Mädchen lebten, wie ihr zu Hause aussah. Sie liefen beinahe in Zeitlupe. Schneller konnte Arion nicht.

Svea führte ihn durch einige Gänge. Sie bestanden nur aus rauem Stein, es sah aus, als wäre es eine Höhle.

Je mehr sie die Gänge entlang liefen, desto lauter wurden plötzlich Stimmen. Ganz viele weibliche Stimmen. Arion schluckte.

Erwachen des FrühlingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt