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Arion traute seinen Ohren nicht. Hatte sie gerade "beschwören" gesagt?

Jarmil sah genauso erstaunt aus.

"Jetzt schaut doch nicht so bestürzt.", sagte Ida. "Es ist das Schnellste, was wir tun können. Wenn du ihn finden willst, Arion."

Arion nickte sofort mit dem Kopf. Er wollte Hödur auf jeden Fall finden. Eigentlich hatte er genug gehabt. Aber jetzt war ein neuer Hoffnungsfunke aufgetaucht und er griff danach. Er musste.

"Das Beschwören von Göttern ist gefährlich. Das steht in sämtlichen Büchern.", warf Jarmil ein. Aber das war Arion jetzt egal.

"Wenn es eine letzte Chance gibt, den Frühling zurück zu bringen, müssen wir sie ergreifen! Wie machen wir das?"

>>>T<<<

Wenig später standen Arion und Jarmil zusammen mit Ida in einem Innenhof des Klosters und hatten aus Mistelzweigen einen Kreis auf die Steine gelegt. Ida erklärte, dass die Mistel in direktem Zusammenhang mit Hödur stand und deshalb die Beschwörung verstärken würde.

Nun stand Ida in dem Kreis aus Zweigen. Die Jungen standen außerhalb und warteten, was als nächstes passieren würde.

"Gibst du mir das Stück Kohle, Jarmil?", bat sie. Dann begann sie auf den Boden ein Symbol zu malen.

"Das ist die Rune Hagalaz. Sie steht für Hagel, für den Winter. Wenn sie Hödur nicht ruft, weiß ich auch nicht." Das Symbol bestand aus zwei parallelen, senkrechten Strichen, die durch einem schrägen Strich miteinander verbunden wurden. Vage erinnerte es Arion an das Schriftzeichen H.

"Und jetzt?", fragte Arion, wurde aber von Idas erhobener Hand zum Schweigen gebracht. Sie begann, etwas zu murmeln. In einer fremden Sprache, die er nicht verstehen konnte. Nur "Hödur" verstand er.

"Guð vetrarins, við köllum þig. Hödur, við erum að hringja í þig. Guð vetrarins, við köllum þig. Hödur, við erum að hringja í þig."

Ida kniete sich auf den Boden und berührte ihn mit der Stirn. Dabei murmelte sie immer wieder dieselben Worte.

"Was passiert jetzt?", flüsterte Arion Jarmil ganz leise zu. Dieser zuckte die Schultern.

"Ich weiß nicht. Ich habe mir unter Götterbeschwörung irgendetwas mit mehr Blut oder Opfergaben vorgestellt. Vielleicht kommt er ja gleich mit einem Blitz vom Himmel." Verwirrt sah Arion ihn an. Jarmil hatte ja komische Vorstellungen. Oder war das etwa sowas wie ein Witz gewesen?

Ida verstummte plötzlich und erhob sich. Die Jungen sahen sie erwartungsvoll an. Arion wiederholte seine Frage.

"Ich weiß nicht. Ich habe selbst auch noch nie einen Gott beschworen."

Kaum hatte sie das gesagt, begann der Boden und Klosters zu vibrieren. Erstaunt sahen die drei sich an. Auf Arions Gesicht schlich sich ein Grinsen. Es funktionierte!

Doch das Vibrieren verwandelte sich plötzlich in ein Beben. Die Steinplatten des Innenhofs begannen zu wackeln. Einige zerbrachen. Ein Wind fuhr durch die Torbögen des Klosters und heulte laut auf. Arions Lächeln verschwand. An dessen Stelle stahl sich ein mulmiges Gefühl. Musste das so sein? Auch Ida und Jarmil sahen beunruhigt aus.

Der Himmel verdunkelte sich von einem Moment auf den nächsten. Es wurde eiskalt. Das Beben wurde immer schlimmer, als es plötzlich begann, riesengroße Flocken zu schneien. Beerengroße Hagelkörner mischten sich darunter. Vom Dach des Klosters lösten sich Steine und fielen auf den Innenhof. Nicht weit entfernt von Arion.

"Wir müssen rein gehen! Hier sind wir nicht sicher!", rief Ida. Der Wind war plötzlich so laut, dass sie schreien musste.

Um den Innenhof führte ein halb offener Gang. Sie rannten ins Innere, doch auch hier wurde das Beben nicht weniger. Es fühlte sich an, als würden die Wände wackeln. Plötzlich brach hinter ihnen einer der Torbögen zusammen. Ida erschrak und stolperte. Ein großer Stein traf ihren Fuß. Jarmil und Arion blieben erschrocken stehen und drehten sich zu ihr um.

Erwachen des FrühlingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt