-Vor einigen tausend Jahren-
Schwitzend erwachte der Gott Balder aus seinem Schlaf. Albträume quälten ihn. Nacht für Nacht. Es waren Albträume, die ihm seinen eigenen Tod zeigten. Balder war verstört von diesen Träumen, denn weder war er zuletzt in einem Kampf gewesen, noch hatte er mit dem Tode gerungen.
An weiteren Schlaf war für ihn nicht mehr zu denken. So quälte er sich aus dem Bett und verließ das Gemach, nicht ohne einen letzten Blick auf seine schlafende Gemahlin Nanna zu werfen. Er lief ruhelos durch den Königspalast in Asgard und konnte die Gedanken an seine Träume nicht verbannen. Jedes Mal wurde er von etwas anderem getötet. Heute war es ein Pfeil der Birke gewesen.
Asgard schimmerte glanzvoll in der aufgehenden Sonne, als Balder einen Balkon betrat und auf seine Mutter traf. Sie hieß Frigga und war die Gemahlin von Odin, dem König von Asgard und dem Allvater. Sie saß auf einer Bank und schaute auf die noch schlafende Stadt hinunter. Ihr goldenes Haar glänzte ebenfalls.
"Guten Morgen, Mutter. Was bewegt dich schon am frühen Morgen hier her?", fragte Balder und setzte sich neben sie. Lächelnd drehte Frigga ihr wunderschönes Gesicht zu ihrem Sohn.
"Nichts Besonderes. Ich liebe es, Asgard in der Morgensonne erwachen zu sehen."
"Ja, es ist wahrlich ein schöner Anblick."
"Was führt dich hier her, mein Sohn?", fragte sie mitfühlend. Balder konnte ihr nichts verheimlichen, denn als Mutter spürte es Frigga, wenn es ihren Kindern nicht gut ging.
"Schlechte Träume."
"Erzähl mir davon." Balder zögerte. Ob es wirklich eine gute Idee war, seiner Mutter von den Träumen über seinen eigenen Tod zu erzählen? Er tat es dennoch.
Bestürzt sah Frigga ihn an.
"Wie lange quälen dich diese Träume schon, Balder?"
"Schon seit einiger Zeit. Aber es ist nicht der Rede wert. Das geht vorüber.", sagte er. Frigga sah nicht überzeugt aus.
"Mache dir keine Sorgen, mein Sohn. Ich kümmere mich darum.", sagte sie dann plötzlich, stand auf und verschwand im Inneren des Palastes. Balder blieb auf dem Balkon zurück. Kurz betrachtete er noch einmal Asgard, dann begab auch er sich wieder in den Palast. Den Gott Loki, der sie belauscht hatte und sich nun schnell entmaterialisierte und verschwand, bemerkte Balder nicht.
>>>T<<<
Als die Sonne sich wieder dem Horizont entgegen neigte, trafen sich die Götter der Königsfamilie zum gemeinsamen Abendessen. Thor, der Gott des Donners, Loki, Gott des Unheils, Odin, Frigga, Balder sowie sein blinder Bruder Hödur waren anwesend. Es herrschte Stille, während sich alle die Mägen mit göttlichen Köstlichkeiten vollschlugen. Nach dem Essen jedoch, ergriff Frigga das Wort.
"Ich habe etwas zu verkünden. Da Balder sich seit geraumer Zeit mit Träumen um seinen eigenen Tod quält, habe ich heute mit allem einen Pakt geschlossen. Balder, niemand wird dich je verletzen können. Jedes Pflänzchen hat mir sein Einverständnis gegeben. Du bist nun sicher, dir kann nie mehr etwas passieren."
Balder sah seine Mutter fassungslos an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
"Ist ja klar. Der Lieblingssohn bekommt die Unsterblichkeit geschenkt.", zischte Loki wütend. Alle ignorierten ihn.
Balder ergriff das Wort. "Wirklich jede Pflanze?!"
"Ja.", erwiderte Frigga und sah ihn liebevoll an. "Mein Gott des Lichts und der Liebe, wir können doch nicht zulassen, dass dir je etwas geschieht."
An dieser Stelle stand Loki wütend vom Tisch auf und verschwand ohne ein weiteres Wort. Sein dunkelgrüner Umhang rauschte hinter ihm her. Wieder ging niemand auf seinen Abgang ein.
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Erwachen des Frühlings
Fantasy"I still believe in summer days. The seasons always change. And life will find a way." -Winter Song, Sara Bareilles Aber was, wenn die Jahreszeiten nicht mehr wechseln? In Graulanden herrscht seit Ewigkeiten ein kalter Winter. Zumindest sagen die M...