Erwachen des Frühlings

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Am nächsten Morgen erwachte Arion wieder vor allen anderen. Er hatte diese Nacht aber auch nicht gut geschlafen. Zu viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, Sorgen um seinen farfar ließen ihn nicht los. Arion schlug die Decke weg und sofort drang kühle Luft an seine nackten Füße. Er schlüpfte in seine Socken und Hausschuhe. Dann sah er zu seinem Großvater. Dieser lag noch immer bewegungslos auf seinem Bett, die Decke bis unter das Kinn. Seine Augen waren geschlossen, aber er atmete noch. Arion konnte es hören. Es beruhigte Arion zumindest ein wenig, dass es in der Nacht keinen Vorfall gegeben hatte. Er hoffte, dass es farfar bald wieder besser ging. Er glaubte daran.

Arion beschloss, wieder einmal das Frühstück vorzubereiten. Er schlüpfte in seine Klamotten, bevor er seine Jacke nahm und die Tür nach draußen öffnete. In den letzten Tagen hatte es zum Glück nicht mehr geschneit, der Schnee war sogar geschmolzen, die Wege wurden freier. Die Arbeit würde heute wieder aufgenommen werden können.

Arion hatte die ganze Nacht auch überlegt, was er alles brauchte, wenn er zum Kaltberg aufbrechen wollte. Er war nicht dumm und auch nicht naiv, es brauchte Vorbereitungen, wenn er dieses Abenteuer überleben wollte. Er würde definitiv viel brauchen, der Weg würde lang werden. Er wusste jetzt schon, dass er das nicht alles tragen konnte. Und deshalb brauchte er Hilfe. Er würde jemanden mitnehmen.

Mit schnellen Schritten ging er zu dem kleinen Stall hinter dem Haus. Der Schnee knirschte unter seinen Sohlen. Es war noch nicht ganz hell, der Himmel färbte sich aber schon in allen möglichen Farben. Bald würde die Sonne aufgehen.

Die Tür zum Stall öffnete sich mit einem Knirschen. Drinnen empfingen Arion der Geruch von Heu und Fell. Es war einigermaßen warm, aber die Tiere, die im Stall lebten, hatten auch nicht umsonst dickes Fell. Hier befanden sich die beiden einzigen Tiere, die Arions Familie hatte. Zwei Rentiere. Die beiden waren unverzichtbar, denn sie begleiteten Arion und seinen Vater zum Arbeiten und schleppten das ganze Eis dann wieder nach Hause. Das jüngere Rentier der beiden begrüßte Arion mit einem Schnauben. Arion grinste.

"Na, mein Großer? Alles klar? Ihr habt sicher Hunger." Arion nahm sich eine Karotte aus einem kleinen Sack, der neben der Tür hing. Er streckte sie dem Rentier hin, welches sofort den Mund öffnete, um sie genüsslich zu verschlingen. Arion streichelte ihm über die Schnauze.

"Sammy, wir gehen auf eine Reise. Ein Abenteuer." Das Rentier hörte zwar nicht auf zu kauen, aber es hob den Kopf, um Arion interessiert anzustarren. Arion hatte so ein Gefühl, dass Sammy jedes Wort verstand. "Wir gehen den Frühling zurück holen. Wir gehen hinauf auf den Kaltberg, da wohnt er nämlich. Und dann werden wir ihm gehörig in den Arsch treten und den Frühling wieder zurück bringen. Für farfar. Weißt du, er ist krank zurzeit. Ich glaube, dass er wieder gesund wird, aber trotzdem soll er den Frühling noch erleben. Bist du dabei, Kumpel?"

Sammy kaute seine Karotte fertig, bevor er einen zustimmenden Laut von sich gab. Ob er wirklich zustimmend war, konnte Arion nicht wirklich sagen, aber ein bisschen begeistert sah das Rentier schon aus. Zufrieden klopfte Arion auf den Hals des Tieres. "Halt dich bereit, wir brechen schon bald auf."

Nachdem Arion noch ein wenig Eis zum Kochen geholt hatte, kehrte er in die Hütte zurück. Seine Mutter war nun auch wach und schürte das Feuer neu.

"Arion, du bist zurzeit immer so früh wach. Ist alles in Ordnung?", fragte sie, als er die Tür hinter sich schloss. Er streifte sich mit den Füßen zuerst die Schuhe ab und legte den Eisblock auf die Anrichte, bevor er antwortete.

"Alles gut. Mir geht nur vieles durch den Kopf.", sagte er und blickte dabei unbewusst zu farfar. Seine Mutter aber bemerkte seinen Blick und stand auf.

"Ich weiß, dass du ihn sehr lieb hast. Aber er wird ganz sicher wieder gesund, Arion. ", sagte sie leise. Arion nickte leicht. Ja, farfar würde hoffentlich wieder gesund werden.