Gefühlte 1000 Stunden später hörte ich eine leise Stimme von ganz weit weg murmeln: "Jess? Jess, alles klar?" Kurz darauf öffnete ich meine Augen wieder, die ich bis zu diesem Moment so fest es ging zusammengekniffen hatte. Vor mir stand Justin und blickte mich ernst an. Und da traf mich der Satz erneut wie ein Schlag. "Du Lügner! Misch dich nicht in mein Leben ein!", schrie ich verzweifelt und humpelte die Straße endlang. Mein Fuß tat schrecklich weh, doch ich ignorierte es einfach. "Jess! Warte!", rief Justin mir nach, doch ich drehte mich nicht um. "Verpiss dich Justin!", schrie ich stattdessen zurück und verschnellerte meine Schritte, so schmerzhaft es auch war. Völlig aufgebracht schloss ich die Haustüre auf, trat in das leere Haus und ging sofort in mein Zimmer. Ohne zu duschen oder mich abzuschminken schmiss ich mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen. Und bereits nach wenigen Minuten schlief ich tief und fest.
Als ich am nächsten Morgen, es war ein Samstag, aus dem Bett steigen wollte fuhr ein stechender Schmerz durch meinen linken Fuß. Was mich wieder an den gestrigen Abend erinnerte. Leider. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog ich meinen Socken aus und was ich da sah, schockte mich wirklich. Das ganze Fußgelenk war rot und blau angelaufen. Fluchend versuchte ich, auf einem Fuß aus meinem Zimmer ins Zimmer meiner Mom zu kommen. Es dauerte ewig und schmerzte fürchterlich, doch ich hatte keine andere Wahl. Endlich angekommen, rüttelte ich sachte Moms Schulter. "Mom!", flüsterte ich. "Mmhh...was ist denn Schatz?", müde setzte sie sich im Bett auf und blinzelte mich an. Als ich ihr meinen linken Fuß zeigte, sprang sie sofort auf und lief ins bad um Salbe und verbandszeug zu holen. Ihr müsst wissen sie ist mit Leib und Seele Ärztin in einem Krankenhaus, das ist schon ziemlich praktisch. Nachdem sie mich ausführlich verarztet hatte, machte ich es mir auf dem Sofa bequem und verbrachte dort auch den ganzen Tag. Als meine Mom sich schließlich auf den Weg zur Arbeit machte da sie Nachtdienst hatte, überlegte ich wo mein Handy war, damit ich sie jederzeit anrufen konnte. Und da fiel es mir brühwarm ein: ich hatte meine Handtasche mit meinem Handy und meinem Geldbeutel auf der Straße liegen gelassen als ich gestern wütend nach Hause gehumpelt war. Heilige Scheiße, wenn das meine Mutter erfuhr! Sie würde mich zweiteilen, mindestens!