Drei Stunden. Drei Stunden saß sie nun hier und versuchte in dem Gesicht der Schwarzhaarigen zu lesen. Seit geschlagenen drei Stunden, vergeblich. Eine solch unnachgiebige und sture Art war Kaede von der jungen Frau tatsächlich gewohnt, wie sonst hätte sie Taten vollbringen können die das Schicksal der Welt, wie die Menschen sie kannten, bestimmten können.
Und nun saß die Miko des Shikon no Tama direkt vor ihr, als unersetzliche Freundin und Mitstreiterin.
Wie konnte es also sein, dass sie nach Jahren nicht einmal annähernd erraten konnte was in ihrem Kopf vorgeht? Ihr Gesicht war eine aus Porzellan geschlagene Maske!
"Wah-" Kaede musste sich nach dieser langen Zeit räuspern und nahm einen Schluck ihres inzwischen kalten Tees.
"Was hast du in den letzten Tagen erlebt, mein Kind?"Ein Seufzen entrann Kagomes vollen Lippen, ehe sich ihr Blick in dem schier endlosen Grün hinter dem winzigen hölzernen Fenster verlor.
Dann schlich sich ein noch härter Ausdruck auf ihre Gesichtszüge als zuvor.
"Miroku und Sango werden bald hier sein, wir haben es geschafft." war alles was sie sagte, ehe sie den Blick wieder stur auf ihre Teetasse richtete.
Die eisige Kälte des Windes kroch durch die Holzdielen und ließ das Feuer kurz protestierend auflodern.
"Ich nehme an InuYasha und Kikyou sind jetzt-"
"Tot." sagte die junge Miko beherrscht und sah Kaede mit weicher werdendem Blick an. "Es tut mir leid Kaede, InuYasha folgte deiner Schwester ins Jenseits."
"Es ist besser so." Kaede nickte, stand auf und setzte neues Teewasser auf ehe sie erneut zum Reden ansetzte: "Es ist besser so Kagome. Kikyou war nicht mehr sie selbst. Ich hatte das Gefühl, dass mit ihrem neuen toten Körper auch ihr Gewissen und ihre Einfühlsamkeit endgültig von ihr ging." Der Teekessel über der Feuerstelle begann leise vor sich her zu brodeln ehe sie weitersprach.
"Eine Miko hat Qualitäten die sie auszeichnen. Kikyou war mehr Graberde als Miko als sie von uns ging." Trotz ihrer Worte zog ein trauriger Zug über ihre Augen und ließ sie noch älter aussehen als sie ohnehin schon war. Natürlich teilten sie und Kikyou einst das selbe Blut, doch nach ihrem ersten Tod und der Wiederbelebung hatte Kaede sich damit abgefunden, das ihre Schwester, wie sie zu Lebzeiten war, nicht mehr existierte.
Schweigen legte sich wie ein bleierndes Tuch über die kleine Hütte als die Sonne im Zenit stand.
"Ich werde schon bald aufbrechen, Kaede."sagte Kagome und erhob sich, als der Kessel schrill pfiff.
Dieses Mal goss sie den Tee auf.
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Silberfrost
RandomDu wirst des Schicksals steilen Pfad beschreiten müssen, ob du willst oder nicht. Japan, Sengoku-Jidai.