Ich werde sterben, der Satz halt in meinem Kopf immer und immer wieder.
Bis grade eben hab nur ich davon gewusst. Jetzt sind da draußen fünf Leute die es auch wissen. Damit ist es realer als je zuvor. Und nie habe ich mir mehr gewünscht, dass meine Großeltern noch da wären. Die Tränen laufen mir nun warm über die Wangen und nach kurzer Zeit weine ich einfach hemmungslos. Daraus das niemand mehr klopft, schließe ich das keiner mehr vor der Türe steht.
Es ist irgendwann so ruhig, dass ich denke das keiner mehr da ist. Also schließe ich die Türe auf und öffne sie. Im Flur sitzen Louis und Jen. Ich schaue die beiden im Wechsel an und gehe dann in die Küche. In der Küche nehme ich mir mein Glas und trinke eiskaltes Wasser, irgendwie muss ich mich beruhigen.
Die beiden sind mir gefolgt. Die anderen scheinen wirklich weg zu sein.
"Wo sind die anderen?", frage ich.
"Weg. Es tut mir leid das ich dich eben angeschrien hab. Und es tut mir auch leid das sie es jetzt auch wissen. Aber ich war so sauer. Warum hast du nicht mit mir geredet?", legt Jen los.
Wieder gehe ich an den beiden vorbei und geh ins Wohnzimmer.
"Lauf nicht immer weg!", ruft mir Jen nach. Im Wohnzimmer setze ich mich auf die Couch und schnapp mir eins von großen Kissen, dass ich mir vor den Körper halte. Als würde es mich irgendwie schützen. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich das Liam, Harry und Niall draußen im Garten sind.
Louis setzt sich neben mich auf die Couch und Jen setzt sich gegenüber auf den Sessel.
"Kannst du bitte mit uns reden?", fleht Jen jetzt fast. Louis legt mir seinen Hand auf den Oberschenkel und schaut mich an. Wenn ich er wäre, wäre ich eben laufen gegangen. Was will er auch mit mir?
Ich atme tief ein.
"Als ich die Operation am Knie hatte, hat man festgestellt das etwas mit meinen Werten nicht stimmt. Daraufhin hat man mehrere Tests gemacht. Dabei kam dann raus das ich eine sehr seltene Lebererkrankung hab, die am Ende tödlich enden wird. Anfangs ging es mit den Tabletten ziemlich gut, doch mittlerweile ist es so fortgeschritten, das ich auf der Spenderliste stehe.", ich muss schlucken, denn ich merke das ich schon wieder Tränen in den Augen hab.
"Aber das ist doch gut. Das heißt du stirbst nicht zwangsläufig.", sagt Louis.
"Es gibt da noch ein Problem. Ich habe zu der seltenen Krankheit auch noch eine seltene Blutgruppe und das erschwert die suche nach einem passenden Spender.", antworte ich und wische mir die Tränen weg.
"Ich sag das nur ungerne aber was ist mit deinen Eltern?", fragt Jen und ich funkle sie an.
"Mein Vater hat nicht die richtige Blutgruppe und meine Mutter? Sie hat sich in zweiundzwanzig Jahren genau zwei mal gemeldet. Ich werde sie nicht jetzt fragen ob sie mir einen Teil ihrer Leber spendet.", sage ich.
"Wenn es doch aber dein Leben rettet...", setzt Jen an und ich schüttle den Kopf.
"Nein! Ich weiß nicht mal wo sie grade wohnt. Ich werde hoffen das jemand passendes gefunden wird.", sage ich und lege das Kissen zur Seite.
"Möchtest du dir das nicht noch mal überlegen?", sagt Louis ganz ruhig.
"Sie würde es auch nicht machen Louis. Sie hat sich nie für mich interessiert. Ich möchte mir nicht die Blöße geben und sie jetzt um etwas so wichtiges bitten. Und ein Teil ihrer Leber ist wohl etwas sehr wichtiges."
Unvermittelt steht Louis auf und läuft auf und ab.
"Ich kann verstehen wenn du lieber gehen willst. Es ist auch in Ordnung.", sage ich und versuche ihn an zu lächeln.
"Glaubst du wirklich das deine Krankheit etwas ändert?", fragt er und setzt sich wieder neben mich. "Auch wenn ich Harry jetzt in Pfanne haue, ich wusste bereits das du Krank bist. Harry hat sich Sorgen gemacht und konnte es einfach nicht für sich behalten. Auch weil ich ihn gefragt habe ob ihr beide was mit einander habt, ihr wart auf einmal so viel zusammen. Und die Fotos die aufgetaucht sind von euch beiden im Park. Ich hätte nur nicht gedacht das es so erst ist. Und ich weiß das dass eigentlich total unmöglich ist nach so kurzer Zeit aber du bist mir wichtig und deshalb kannst du machen was du möchtest, ich bleibe. Also in deinem Leben und an deiner Seite.", beim letzten Teil des Satzes, schaut auf seine Hände. eigentlich wollte ich niemanden mehr in mein Leben lassen, schließlich bin ich nicht mehr lange hier aber ich greife nach seiner Hand und drücke sie.
"Ich möchte nur das du weißt worauf du dich einlässt. Denn ich weiß nicht wie lange ich noch da bin.", sage ich und er schaut auf.
"Warte, hab ich verpasst das ihr zwei zusammen seid?", fragt nun Jen.
"Nein, wir sind nicht zusammen. wir mögen uns nur.", antworte ich und Jen nickt.
"Aber zurück zum eigentlichen Thema, du willst also einfach aufgeben?", fragt Jen jetzt.
"Ich habe nicht aufgegeben. Ich bin auf der Spenderliste und die Tabletten helfen mir den Tag durch zu stehen. Eigentlich geht es mir gut.", sage ich und merke das Louis und ich immer noch Händchen halten.
"Bis auf die Tatsache das du ganz langsam stirbst.", sagt sie und schaut mich mit Tränen in den Augen an. Ich stehe auf und ziehe sie hoch um sie zu umarmen.
"Wir sterben alle früher oder später.", flüstere ich, denn meine beste Freundin so traurig zu sehen, macht mich fertig.
"Und noch ist hier nichts sicher. Ich glaube fest das sie einen Spender finden werden.", sagt Louis.
"Wir müssen jetzt los, ich würde den Termin absagen aber das geht nicht.", hängt er noch dran.
"Ist in Ordnung, sag Harry ich bin ihm nicht böse. Es war viel verlangt das er es für sich behalten sollte.", sage ich und drücke Louis.
"Ich melde mich später.", sagt er und geht dann zur Türe.
"Bis nachher.", rufe ich und wende mich wieder Jen zu.
"Das Leben ist zu kurz um traurig sein.", sage ich dann und versuche ehrlich zu lächeln.
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Two Ghosts
RomanceAnna führt ein erfülltes Leben. Mit einem Traumjob, mit guten Freunden und ein einem kleinen schönen Haus. Alles könnte perfekt sein, könnte, dass ist das entscheidende Wort. Denn mit dem Erwachsen werden kommen Probleme auf einen zu, die einem wie...