Pressure

Kapitel 3

Wir sind bereits zehn Minuten zu spät, als Zac endlich den Wagen auf den Schulhof fährt. Die ganze Zeit habe ich mir dumme Sprüche zu meinem gestrigen 'Date' anhören müssen. Das einzige wofür sich die Fahrt mit den Vollidioten gelohnt hat, war der kleine Zwischenstopp bei Dunkin Donuts gewesen den mein Bruder verlangt hat. Wenigstens habe ich einen Milchshake spendiert bekommen, weswegen es mir relativ egal ist, dass ich nun wahrscheinlich zum Dritten Mal in diesem Monat zu spät komme. Und wir sind leider erst in der zweiten Woche angekommen.

Mit einer kurzen Handbewegung verabschiede ich mich schnell noch bei meinem Bruder und dessen Freunden und laufe in die entgegengesetzte Richtung zu meinem Klassenzimmer. Ich habe jetzt Geschichte bei Herrn Garcia. Zusätzlich ist dieser auch noch mein Klassenlehrer und wenn wir ehrlich sind, ist Geschichte nicht gerade mein stärkstes Fach. Grundsätzlich finde ich das ganze eher zum Einschlafen als interessant, aber vielleicht liegt dies auch daran das wir grade zum Dritten mal die Industrialisierung durchnahmen.

Schnell sprinte ich die letzten Treppenstufen hoch, bevor ich außer Atem an meinem Klassenzimmer ankomme. Vor dem Klopfen versuche ich noch schnell meinen Atem unter Kontrolle zu kriegen. Was soll ich sagen, ich bin zu meiner Enttäuschung relativ unsportlich. Mehr als Kühlschrank öffnen, ist bei mir leider nicht drin. Hin und wieder vielleicht noch der Gefrierschrank.

Nachdem ich geklopft habe, ertönt von drinnen sofort Mr. Garcias tiefe Stimme mit einem einfachen »Herein.« Ich spreche ein letztes Gebet aus, dass ich nicht zu viel Ärger bekommen werde und öffne die Tür. Als ich eintrete liegen wie immer zuerst alle Blicke auf mir und bevor ich mich selbst umschauen kann, spricht Mr. Garcia schon wieder mit mir.

»Ah Miss Hanson, wer auch sonst. Mit Pünktlichkeit haben sie es wirklich nicht, oder? Das ist nun bestimmt schon das sechste Mal für diesen Monat. Was war denn diesmal?« Er verschränkt die Arme vor seinem kleinen Bier-Bäuchlein und funkelt mich wütend an. Bei dem Anblick hätte ich fast laut loslachen müssen da er wie ein kleiner aggressiver runder Hamster aussieht, kann mir das aber gerade noch so verkneifen. Ich glaube auch kaum, dass sich das auf meine leider schon nicht so passable Note positiv auswirken würde. Obwohl ich in meinem tiefsten Inneren weiß, dass er mich doch eigentlich ganz gut leiden kann.

Fieberhaft versuche ich mir schnell eine Erklärung einfallen zulassen, ich kann ihm ja wohl schlecht erzählen das Henry zu einer nervigen Diva wird, wenn er Hunger hat und wir deswegen noch zu Dunkin-Donuts mussten. Während ich überlege fallen meine Augen aber auf etwas, was hinter Mr. Garcia steht und mich nur argwöhnisch mustert. Denn dort steht ein Junge, den ich definitiv noch nie zuvor gesehen habe. Nicht, dass das ein Wunder wäre, da ich mir nicht mal die Gesichter der Schüler, meiner eigenen Klasse merken kann. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass er komplett neu ist. Doch lange kann ich mich nicht mit ihm beschäftigen, da mein Geschichtslehrer anfängt wartend mit dem Fuß auf den Boden zu tippen.

»Ich warte, Mrs. Hanson.«

»Ich hab verschlafen?« Es klingt mehr wie eine Frage und jedem hier ist wahrscheinlich aufgefallen, das dies nicht ganz der Wahrheit entspricht.

»Nicht sehr originell. Das nächste Mal erwarte ich eine bessere Ausrede von ihnen. Und jetzt setzen sie sich bitte.« Ich nicke nur Augen-verdrehend und steuere meinen Platz in der dritten Reihe direkt neben meiner besten Freundin Rachel an, welche sich sofort meinen Milchshake schnappt und grinsend einen Schluck nimmt.

»So so, verschlafen also?«, spöttisch zieht sie eine Augenbraue hoch. Ich winke nur gelassen ab und zucke mit den Schultern. Im Gegensatz zu mir sieht sie wie jeden Morgen auch perfekt aus. Und damit meine ich, perfekt geschminkt, keine Falten in den Klamotten und kein wirres abstehendes Haar. Manchmal glaube ich, dass das schon fast ein Zwang bei ihr ist.