Mit leichten Kopfschmerzen wachte ich auf und stöhnte leise. Es konnte unmöglich schon 7:00 Uhr morgens sein. Es fühlte sich an als hätte ich gerade einmal zwei Stunden geschlafen, dabei waren es immerhin ganze sechs Stunden.
Die Kopfschmerzen ließen sich vertreiben, aber was machte ich mit der Schule?
Schwänzen? Definitiv nicht, meine Mutter würde das mitkriegen und kein Verständnis dafür haben.
Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Oder in deinem Fall zur Schule gehen.
Wie ich das hasste. Wer dachte sich solche Zitate eigentlich aus?
Mir blieb nichts anderes übrig als aufzustehen und mich irgendwie fertig machen.
Allerdings hatte ich im Halbschlaf eine Idee bekommen, die ich unbedingt heute umsetzen wollte.
Es wurde Zeit mit Dylan zu reden.
Vielleicht wollte er mich ja ignorieren und so tun als wären wir Fremde, aber ich würde um unsere Freundschaft kämpfen! Man konnte doch nicht einfach alles wegwerfen wegen einst da gewesenen Gefühlen, oder doch? Unsere Freundschaft war es wert darum zu kämpfen.
Unser Start war eventuell nicht der Beste gewesen und das mit Jenna machte das alles ein wenig komplizierter, aber vielleicht konnte ich ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dylan und meine Freundschaft wieder aufbauen und zusätzlich wieder mehr Kontakt zu Jenna haben. Vielleicht wurde wieder alles gut.
Vielleicht war es aber auch nur der Restalkohol in mir, der sich so etwas ausdachte.
Entschlossen lief ich zur Schule und feilte an meinem Plan. Wie sollte ich das Gespräch anfangen?
Hey, also ich weiß du hattest Gefühle und ich bin einfach abgehauen und eventuell hassen wir uns ein wenig, aber meinst du nicht unsere Freundschaft ist mehr wert? Achja und du küsst eigentlich ganz gut.
Nein, ich brauchte einen anderen Ansatz. Aber das würde weitaus schwieriger werden als gedacht.
Auf dem Schulhof entdeckte ich niemanden, den ich sonderlich mochte oder der einer meiner Freunde war. Deshalb ging ich direkt ins Schulhaus und hatte Glück. Dylan stand an seinem Schließfach, welches genau gegenüber meinem war und unterhielt sich mit Jenna.
Okay, nicht sonderlich optimal, aber machbar.
Zögerlich ging ich auf die beiden zu, versucht nicht zu auffällig zu wirken. Allerdings bemerkte mich Jenna natürlich und sie kniff ihre Augen zusammen.
“Du schon wieder.“, zischte sie und ich fragte mich ob sie mir den Pflichtkuss von gestern übel nahm.
Aber ihr säuerliches Gesicht verriet es mir schon.
Ja.
“Äh, hi.“, sagte ich und blieb unsicher stehen.
Dylan drehte sich nun auch zu mir und musterte mich ausdruckslos. Immerhin zeigte er seine Gefühle nicht ganz so offensichtlich wie Jenna.
“Ich muss mal mit dir reden.“, nahm ich all meinen Mut zusammen und wandte mich zu Dylan.
Als Antwort zog er nur eine Augenbraue hoch.
“Es ist wichtig.“, setzte ich hinterher.
Jenna verdrehte die Augen.
“Okay.“, meinte Dylan schließlich und sah fragend zu Jenna.
Diese starrte uns genervt an. “Jetzt darf ich auch noch gehen?“
Es sagte niemand etwas.
Sie atmete laut aus. “Na schön. Wir sehen uns beim Mittagessen, Schatz.“
Das letzte Wort betonte sie etwas stärker und sah mich noch einmal drohend an. Sie traute mir nicht. Super.
Dann stöckelte sie davon und ich wandte mich wieder Dylan zu.
Ich kaute unentschlossen auf meiner Unterlippe, da ich nicht wusste wie ich anfangen sollte.
“Kannst du das bitte lassen?“, fragte Dylan und zeigte auf meine Unterlippe.
Verwirrt nickte ich. Was hatten Jungs nur für Probleme, wenn man auf der Unterlippe kaute? Bei mir sah das sowieso nicht sexy aus, sondern eher nervös.
“Hör zu. Ich will nicht das es zwischen uns komisch ist.“, fing ich an, noch immer verwirrt über seinen Kommentar zu dem kauen auf meiner Unterlippe.
Er zog seine Augenbrauen hoch. “Warum sollte es komisch sein?“
“Weil wir mal Freunde waren und jetzt nicht mehr.“, fauchte ich plötzlich genervt. Seine gespielte Unwissenheit nervte mich.
“Und?“, hielt er dagegen.
“Willst du das wirklich? Das wir keine Freunde mehr sind? Du hattest Gefühle und eventuell ist es ein wenig doof gelaufen, aber jetzt hast du doch Jenna. Warum willst du das wir keine Freunde mehr sind?“, platzte es aus mir heraus.
“Etwas doof gelaufen?“, murmelte er. “Das gefällt mir.“
“Okay.“, ich seufzte. “Es ist ziemlich scheiße gelaufen. Zufrieden?“
Er sah mich noch immer ausdruckslos an. “Nein.“
Ich atmete laut aus. Er machte es mir wirklich nicht einfach. Aber vermutlich hatte ich das verdient.
“Ich dachte, unsere Freundschaft wäre mehr wert als das.“, sagte ich leise.
Er schwieg.
“Es gibt gute und schlechte Tage in einer Freundschaft, aber die schlechten sind dafür da das man sie gemeinsam übersteht.“, redete ich weiter. “Ich will das wir wieder Freunde sind.“
“Und wie stellst du dir das vor?“, fragte er mich sarkastisch. “Es hat sich einiges verändert. Jenna ist eins von diesen Veränderungen.“
“Das ist okay.“, erwiderte ich. “Ich akzeptiere eure Beziehung. Und vielleicht bringt mich eine Freundschaft zu dir, ihr ebenfalls wieder näher.“
“Es wird nicht einfach werden.“, warnte er mich.
Ich zuckte mit meinen Schultern. “Das ist mir egal. Ich will es wenigstens versuchen. Das ist besser als sich gegenseitig das Leben schwer zu machen.“
“Okay.“, meinte er.
Ich lächelte leicht. Er hatte gerade zugestimmt das wir es probieren konnten. Vielleicht war der alte Dylan nicht verschwunden, er war nur unter einer tiefen Fassade versteckt. Und ich würde alles versuchen um diese Fassade zu durchbrechen. Mit dem rest würde ich schon klar kommen. Auch mit Jenna.
“Dann lasst uns morgen alle in der Cocktailbar treffen. Du, ich, Jenna, Lynn und Alex und so weiter.“, schlug ich begeistert vor.
Er nickte. “Okay, aber ich kann nicht versprechen, das Jenna kooperieren wird.“
“Das wird schon.“, winkte ich ab. Im Moment war mein Optimismus größer als alles andere. Alleine das er nicht Nein gesagt hatte, machte mich glücklich. Es könnte klappen.
“Also morgen 20:00 Uhr in der Bar.“, fasste ich nochmal alles zusammen. “Ich sag den anderen Bescheid.“
“Okay.“
Gut gelaunt drehte ich mich um und wollte zu meinen nächsten Kurs laufen, als Dylan noch einmal kurz nach mir rief.
Erwartungsvoll drehte ich mich zu ihm.
“Mach dir nicht zu große Hoffnungen.“, sagte er und sah mich ernst an. “Das heißt nicht, das es wieder wie früher wird.“
“Ich weiß.“, nickte ich. “Aber es ist ein Anfang.“
Damit drehte ich mich wieder um und machte mich auf dem Weg zu meinem nächsten Kurs. In meinen Gedanken plante ich bereits unser Treffen morgen. Mal sehen was die anderen sagen würden.
Das könnte ein interessanter Abend werden.
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Friends Abroad
Teen Fiction"Tut mir Leid, das wegen deinen Gefühlen. Klar, du hast es dir nicht ausgesucht und sicher, ich hab vielleicht nicht gerade super reagiert. Aber wir sind doch sicherlich noch Freunde, oder? Oder?" *** Jackie und Dylan. Einst beste Freunde und nun zw...