Los Angeles

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- Hallo, Mädchen. Aufstehen! - jemand schüttelte meine rechte Schulter. Erschrocken öffnete ich meine Augen. - Du musst jetzt aussteigen.

- Ausstiegen? - fragte ich ihn verständnislos. Ich schaute mich um, konnte aber nichts erkennen. Der Mann vor mir war bestimmt der Busfahrer, dank dem ich hier gelandet war. - Wo sind wir überhaupt?

- Los Angeles. Ein bisschen außerhalb. - erklärte er mir. - Die Endstation.

Ich zog meinen Rucksack an mich und stand langsam auf. Die ganze Welt drehte sich ein bisschen. Ich hatte gestern vielleicht ein oder zwei Flaschen Bier. Okay... vielleicht drei. Maximal vier. Oder waren es fünf?

- Schaffst du es auch alleine? - fragte mich der Bussfahrer skeptisch. Ich lächelte ihn übertrieben an und nickte nicht wirklich überzeugend.

- Klar. Ich muss hier nur um die Ecke. Meine Tante wohnt da und sollte mich bereits erwarten. - Die Lüge ging mir so leicht über die Lippen, dass ich unwillkürlich zusammen zuckte. Der Busfahrer tat so, als hätte er nichts davon gesehen oder als hätte er nicht bemerkt, dass ich ihn angelogen hatte. Er schloss nur die Türen des Busses auf und wünschte mir einen schönen Aufenthalt. Ich bedankte mich und ging so schnell wie möglich davon.

Ich war in Los Angeles. Ein strahlendes Lächeln zog sich über mein Gesicht.

Ich war in Los Angeles. Weit weg von den allen Blicken meinen Mitschülern. Weg von allem was ich kenne. Weg von mir tanzenden im Internet.

Ich atmete tief ein. Und roch Freiheit. Endlich war ich frei.

Und ich roch noch was anderes. Was salziges. Es juckte mich an der Zunge die Luft zu schmecken, aber mir kam es vor, dass die Leute mich schon jetzt komisch anguckten und ich wollte denen keinen Grund mehr liefern mich weiter schräg anzuglotzen.

Entschlossen ging ich in die Richtung von wo ich das Meer roch. Ohne jeglichen Gedanken zu verlieren, dass ich zu Hause die alte Melanie Whitford gelassen hatte und ich jetzt jemand anderes war.

***

- Dude, pass auf! - Ich bückte mich, aber das Ball traf mich sowieso ins Kopf. Ich unterdrückte einen kleinen Aufschrei. Aus was zur Hölle werden die Beachvolleyball-Bälle gemacht? Aus Stahl?

Nachdem ich aus dem Bus gestiegen war, fand ich den Weg zum Meer sehr schnell und kurz gebunden zog ich mich aus. Natürlich nicht ganz aus. Ich hatte ja meine Schwimmsachen schon an. Ich wusste nicht was mich dazu getrieben hatte, mein weißes Bikini anzuziehen, aber in diesem Moment dankte ich jedem Gott, der nur existierte. Ich wollte schon ins Meer gehen, als jemand was zu mir rief und das Ball mich am Kopf getroffen hatte.

- Geht's dir gut? - ein großer, durchtrainierter Körper stand vor mir. Der Ausblick war gar nicht so schlecht. Mein Blick wanderte ein bisschen nach unten und zu meiner Überraschung sah ich eine kleine Beule. Ich fing an zu kichern. Erschrocken legte ich meine Hand über meine Lippen. Ich schaute in die grünen Augen auf. Der Junge schaute mich lächelnd an. - Wie ich sehe solle ich mir keine Sorgen machen.

- Sorry. - sagte ich aufrichtig. Das heißt ich probierte es aufrichtig zu sagen, aber ich denke es kam nicht gerade überzeugend raus.

- Nicht du solltest dich entschuldigen, sondern ich. - sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Wie auf ein Kommando drehte ich mich um und sofort stockte mir der Atem.

Vor mir stand der tollste Junge, den ich jemals gesehen hatte. Vielleicht hätte er keinen Waschbrett Bauch, aber seine breite Schultern, die kurzen dunkel blonden Haare und die Augen des Meeres. Aber die Augen hatten was an sich. Oder es fehlte ihnen was.

- Isso, dude. - sagte der Ich-weiß-dass-ich-geil-bin-Typ. - Entschuldige dich bei der Dame.

- Es tut mir aufrichtig Leid, Mylady. - sage der Typ und verbeugte sich vor mir. Er nahm meine rechte Hand in seine und zu meiner Überraschung küsste er sie. Mir stockte der Atem. Seine Lippen berührten meine Haut nur drei Mikrosekunden, aber die Berührung brannte sich förmlich in mein Körper. Die wütenden Schmetterlingen attackierten meinen Bauch und meine Knie drohten jedes Mal zu erbrechen. - Nehmen Sie meine Entschuldigung an?

Ich lächelte ihn zuckersüß an.

- Das mein Freundchen war keine anständige Entschuldigung. - ich ahmte eine königliche alte Schlampe und zog meine Hand aus seiner Reichweite. Der Junge überraschte mich zum zweiten Mal in diesen wenigen Minuten und legte seine Arme um meine Taille. Ich wollte ihn schon wegschieben, aber er zog mich nach oben und meine Füße berührten keine Erde mehr. Vor meinen Augen drehte sich alles und dann sah ich nur eine blaue Badehose.

- Lass mich los. - Ich schlug um mich selbst, aber als Antwort kam nur ein Lachen.

- Mal gucken, ob du diese Entschuldigung annimmst. - sagte er und ließ mich los. Ich könnte mein kreischen nicht unterdrücken. Ich landete im warmen Wasser und nicht wie ich es erwartet hatte auf der Erde. Ich stand auf, denn er war doch nicht so dumm und ließ mich da los wo ich auf jeden Fall den Boden berühren konnte. Ich sah den Jungen an und wollte ihn schon beschimpfen, aber ein wunderschönes Laut kam aus seinem Mund.

Er lachte. Sein Lachen war so wunderschön, dass alle Mädchen ihn anschauten und auch andere Männer. Ich fiel auf sein Lachen mit ein. Wir lachten so lange, dass unsere Bäuche weh taten und wir nicht mehr konnten.

- Und nimmst du jetzt meine Entschuldigung an? - fragte er zuckersüß. Als Antwort brachte ich nur ein Nicken zustande. - Ich heiße übrigens Alan.

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Hallo meine Leser! Der neue Kapitel von Faded ist da! Wie ihr wahrscheinlich bereits bemerkt habt, habe ich einen neuen Cover gemacht. Was ist, ist auch ein Trailer, den ihr im ersten Teil euch ansehen könnt. Ich weiß es ist nicht das Beste, aber nur das konnte ich machen. Ich wäre euch dankbar wenn ihr mir euer Feedback geben könntet. Ich heiße schöne Worte und auch Kritik herzlich Willkommen.

Eure CamilleHutson.

FadedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt