4. Kapitel

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Anna akzeptierte meine Aussage, was sie sonst nur selten tat.

„Aber eines musst du mir versprechen: Du darfst das dann niemanden erzählen“, sage ich ihr.

„Okay, honey! Versprochen“, antwortet sie gelassen.

Nach den letzten zwei Deutschstunden geht es nun ab nach hause. Jeden Freitag holt uns unser Vater nach der Schule ab, weil er uns etwas gutes tun will, damit wir nicht in einem überfüllten Bus sitzen müssen. So auch heute.

Im Auto warten wir noch fünf Minuten bis meine Schwester Charlotte auch noch eintrifft. Sie ist 17 Jahre und in der 11 Klasse. Ihr Style lässt vermuten, dass sie ein Punk ist, was auch stimmt. Ihr fester Freund Ben dagegen, hat einen normalen lässigen Style, obwohl er auch Punk-Musik hört. Mit ihm verstehe ich mich super. Er wurde sogar einer meiner guten Freunde. Denn immer wenn meine Schwester an mir rumnörgelt oder mich schlagen will, bändigt Ben sie.

Nun kaum als Charlie im Auto sitzt, nervt sie schon wieder.

„Ey, Amy, guck nicht so dumm. Hast du nicht was Besseres zu tun?“

Diese Frage war natürlich rhetorisch gemeint, also gebe ich keine Antwort, setzte mich ordentlich auf meinen Platz, schnalle mich an und schaue traurig aus dem Fenster. Warum muss ich nur so eine gemeine Schwester haben?

Alle meiner Freundinnen haben entweder herzensnette Geschwister oder gar keine, so wie Anna.

„Stell die Musik leiser, Charlie!“, schimpft mein Dad mit ihr, die gerade ihre Kopfhörer auf volle Pulle gestellt hat.

Erst merkt Charlie das Gebrüll unseres Dads nicht, doch dann als wir eigentlich schon längst losfahren könnten, nimmt Charlie die Kopfhörer ab und schnauzt Dad an: „Boah ey, relax mann. Paul“, denn so nennt Charlie unseren Paps nun, da sie ihn nicht mehr als Vater sieht, „das ist meine Musik, also musst du dich damit auch zufrieden geben. Bald seid ihr mich sowieso los. Ich hau nämlich mit Ben ab. Wir haben schon ne Wohnung gefunden, also lass mich gefälligst in Ruhe.“

Kaum eine Sekunde nach ihrer Ansprache läuft wieder lauthals ihre schei* Musik. Dad war er eigentlich gewohnt, so von Charlie angeschnauzt zu werden, aber das mit dem Ausziehen gab ihm aber trotzdem einen Stich.

Er lässt es sich für Unbekannte nicht anmerken. Aber ich, die auch sehr gerne die Gesichter anderer ablese, weiß wie schwer es für ihn war.

So fahren wir kurze Zeit später los.

Zu hause angekommen, helfe ich die Einkäufe ins Haus zu tragen, während Charlotte sofort ins Haus, in ihr Zimmer und hinter sich die Tür abschließt (wie ich vermute), rennt. Nachdem auch die letzte Einkaufstüte in der Küche steht, kommt mein Paps auf mich zu und umarmt mich stark.

„Echt ohne dich, könnte ich ein Leben mit Charlie nicht ertragen. Ich hoffe du bleibst noch lang genug in dieser Welt“, sagt mein Dad liebevoll zu mir.

Dann löse ich mich aus der Umarmung, räume die Einkäufe weg und gehe in mein Zimmer. Ich werfe meine Schultasche in eine Ecke und werfe mich aufs Bett. Ich kann nicht mehr. Ich bin total geschafft.

Mir selber sage ich, ich möchte nur 15 Minuten liegen, doch dann schlafe ich schon tief und fest ein.

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Hoffe es gefällt euch bis hierhin :) Freue mich immer über Kommis und Votes :D

That's why I liveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt